Nur nicht aus Liebe weinen
ausgemalt hätte.
Die vergangenen zwei Jahre hatten kaum Linderung gebracht. Also hatte Laine den letzten noch möglichen Ausweg gewählt: die Flucht in ein völlig neues Leben in Florida. Sie hatte keine Fragen gestellt, denn Andys Angebot ermöglichte ihr einen Neuanfang auf einem anderen Kontinent. Doch dieser Hoffnungsschimmer hatte sich schon nach wenigen Monaten in Luft aufgelöst. Nun war sie zurück, und alles war noch viel schlimmer als zuvor. Wie sollte sie nur die kommenden Wochen überstehen? Sie würde ständig in Daniels Nähe sein, ohne ihm je wirklich nah sein zu können. Dieser Gedanke raubte ihr fast den Verstand.
Schlagartig spielte sich die schreckliche Nacht vor zwei Jahren wieder vor ihrem inneren Auge ab: ihre Hochzeitsnacht. Vor ihr stand dieser Traummann – ihr Mann – und konnte kaum glauben, was er da hörte: Ihn zu heiraten sei ein schrecklicher Fehler gewesen. Sie könne und wolle einfach keine Sekunde länger mit ihm zusammenbleiben. Schließlich musste er, zutiefst verletzt, ihren Willen akzeptieren.
Innerhalb kürzester Zeit hatte er die Scheidung eingereicht. Einfach so. Es hatte keinen Rosenkrieg gegeben. Ihre Ehe war einfach in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst worden, bevor sie wirklich begonnen hatte. Unkompliziert war die Trennung jedoch nur auf dem Papier. In der Realität hingegen wurde eine Welt zerstört.
Sosehr Laine auch gehofft hatte, Daniel nach ihrer Trennung für immer vergessen zu können, es schien unmöglich, ihm zu entkommen. Er war einfach überall. Und ganz gleich, ob sie ihn im Theater sah oder in einem Zeitungsartikel entdeckte, immer hatte er hübsche Frauen an seiner Seite.
Wie sollte es auch anders sein. Ihr stand es nicht mehr zu, sich in sein Leben einzumischen. Schließlich war er wieder ein freier Mann. Aber würde sie jemals wieder eine freie Frau sein? Ihr Herz war gebrochen, seines offensichtlich nicht.
Bislang hatte sie instinktiv seine Nähe gespürt und rechtzeitig den Rückzug angetreten, um ihm nicht gegenübertreten zu müssen. Doch das Chaos der letzten achtundvierzig Stunden hatte ihre Sinne betäubt.
Als er jetzt plötzlich wieder vor ihr stand, pochte ihr Herz so stark, dass sie kaum atmen konnte. Inzwischen trug er eine elegante dunkle Anzughose mit einem weißen Hemd. Die edle rote Krawatte und die schlichten goldenen Manschettenknöpfe machten sein Business Outfit perfekt.
Ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen, steuerte er direkt auf ihr neues Zimmer zu.
„Was machst du da?“, wollte sie wissen.
„Dir einen Weg zu deinem Bad bahnen. Damit du deinen Knöchel nicht noch mehr verletzt.“ „Mach dir keine Mühe, ich komme sehr gut allein zurecht.“
„Sicher.“ Mit einem süffisanten Lächeln wendete er sich in Richtung Chaos. Und in den nächsten Minuten war dem Rascheln, Fluchen und Schieben zu entnehmen, dass gearbeitet wurde.
Wohl oder übel musste Laine seine Hilfe anzunehmen. Es passte ihr überhaupt nicht, ausgerechnet ihm etwas schuldig zu sein. Das ist das letzte Mal! So viel ist sicher, schwor sie sich voller Groll.
Irgendwie musste sie es einfach schaffen, ihre Gefühle für ihn in den Griff zu bekommen. Ihm so gut es ging aus dem Weg zu gehen war der einzige Ausweg.
Nach einigen Minuten kam Daniel zurück ins Wohnzimmer.
„Danke“, sagte sie so kühl wie möglich.
„Freu dich nicht zu früh. Im Badezimmer gibt es noch viel zu tun. Aber zum Glück ist das ja deine Sache.“ Eilig schnappte er sich sein Jackett und seine Aktentasche und eilte zur Tür. Dann kehrte er plötzlich noch einmal um und warf ein Stück Papier auf den Tisch.
„Hier, Jamies neue Nummer. Ihr habt sicher einiges zu klären.“ Sein missbilligender Blick traf sie schmerzhaft. Mit aller Kraft beherrschte sich Laine, um nicht zurückzuzucken.
Mit gefährlich leiser Stimme fuhr Daniel fort: „Apropos Klären: Es würde mich doch interessieren, wie es zu diesem Fiasko vor zwei Jahren kam. Erst versprichst du mir vor Gott die ewige Liebe, und plötzlich bemerkst du, dass es ein Fehler war. Mal ehrlich, das wird dir doch nicht erst vor dem Altar eingefallen sein. Hättest du nicht früher deine Bedenken äußern können? Dann wäre uns beiden eine Menge Ärger erspart geblieben.“ Mit großen Schritten eilte er davon.
Das Knallen der Tür traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Laine rollte sich auf dem Sofa zusammen und ließ ihren Tränen freien Lauf.
Wieso musste das ausgerechnet ihr passieren?
„Versteh doch. Laine, ich
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