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Nur noch diese Nacht

Nur noch diese Nacht

Titel: Nur noch diese Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelly Mira Lyn
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hierher hatte Claire drei Mal geschäftlich telefoniert. Sie war ein Arbeitstier wie er und ging voll in ihrem Beruf auf. Und sie war gut, wirklich tüchtig, verstand ihr Metier und setzte sich durch. Das war eine ganz andere Claire als die junge Frau, mit der er zusammengelebt hatte.
    Was war aus der hübschen Prinzessin geworden, die verwöhnt, aber so süß und romantisch gewesen war, dass er sich richtig darauf gefreut hatte, sie zu beschützen?
    Sie wirkte auch nicht mehr verstört, kein bisschen, obwohl das Leben ihr wirklich übel mitgespielt hatte.
    Claire war so ganz anders.
    Jedenfalls in bestimmten Dingen. In anderen, na ja …
    Während Claire weiter mit Sally telefonierte und dabei packte, betrachtete Ryan sie nun nachdenklich – das dunkle Haar, das ihr in seidigen Wellen über den flauschigen Pullover fiel, die schmale Taille und den engen Rock, der ihre Hüften und Beine bedeckte, von denen er einst jeden Zentimeter gekannt hatte. Jetzt konnte er sie sich unter dem Rock nur ausmalen. Und die schlanken Fesseln. Die Füße steckten in aufregenden High Heels.
    Mann, die gewagten Stöckel waren entschieden zu hoch, um damit ungestraft über Roms Straßen zu stolzieren.
    Jetzt beugte Claire sich übers Bett, ein Bein auf dem Boden, mit dem anderen kniete sie sich auf die Matratze und wippte dabei mit dem Fuß.
    Ryan schluckte, sein Mund fühlte sich trocken an, er konnte kaum atmen. Mit diesen High Heels war sie nicht mehr sicher vor ihm.
    Bloß nicht daran denken, wie sich dieser Absatz an seinen Rücken gepresst anfühlen würde, wie sie die Beine um seine Hüften legte, auf die Schultern …
    Keine gute Idee, sich das vorzustellen.
    Ryan rief sich zur Ordnung und betrachtete die zarte Form der Fessel, der Wade, die vom Rocksaum umspielt und teilweise verdeckt wurde, den knackigen Po und den biegsamen Rücken, den sie leicht durchdrückte, während sie sich nach vorn …
    Reiß dich zusammen, Brady!
    Es ließ ihn also kalt, mit Claire zusammen zu sein?
    In den letzten neun Jahren hatten sie sich nur wenige Male getroffen. Jedes Mal eine einzige Enttäuschung. Nichts war wie im ersten Jahr gewesen, als er die Hände nicht von ihr lassen konnte. Als alles so herrlich richtig gewesen war, bis ihre Beziehung unvermittelt abgestürzt war.
    Nach dem schnellen und endgültigen Bruch war er rasch aufgestiegen, weil er einen Riecher für gewinnbringende Situationen besaß, günstige Gelegenheiten beim Schopf packte und Risiken und Gewinnmöglichkeiten richtig abzuschätzen wusste.
    Ihm war klar, dass es nicht gut war, alte Gefühle für Claire wieder aufleben zu lassen.
    „… eine Woche würde genügen, um die Modalitäten zu besprechen, meint der Anwalt.“
    Ryan wurde bewusst, dass Claire über die Scheidung sprach.
    „Warum?“ Claire seufzte. Etwas leiser fuhr sie fort: „Ich möchte es endlich hinter mich bringen.“
    Irgendwie fühlte er sich schuldig. Ach, Claire. Warum haben wir so lange gewartet?
    Aber natürlich kannte er die Antwort, und an sie wollte er jetzt am allerwenigsten denken.
    Einen Moment lang war es still, dann sagte Claire: „Es freut mich, dass es mit Massimo so gut läuft, wirklich, aber du hast ihn doch gerade erst kennengelernt.“
    Sally will also wohl bei ihm bleiben.
    „Wenn du dir da sicher bist … Gut, Sally. Nein, das freut mich.“
    Mich auch, dachte Ryan. Je weniger Ablenkungen, desto besser. Vielleicht wollte er Claire auch für sich haben.
    Nicht, um sie ins Bett zu bekommen. Auf keinen Fall! Aber er war neugierig, wer die neue Claire war, obwohl er immer über sie informiert gewesen war. Wie sie lebte und was sie erreichte. Doch diese Informationen hatte er ja alle aus zweiter Hand gehabt, von Sekretärinnen, Anwälten, Buchhaltern und Wirtschaftsprüfern. Natürlich wusste er, wie erfolgreich sie geworden war. Selbst wenn er die Artikel über sie in der Times nicht gelesen hätte, die Steuerbescheide sprachen für sich. Aber das waren alles nur Fakten auf Papier gewesen. Die Frau hinter den Erfolgsbilanzen und Wirtschaftsberichten, von der er sich absichtlich ferngehalten hatte, schien sich so verändert zu haben, wie er es sich kaum hatte vorstellen können.
    Ja, er war neugierig auf Claire.
    „Nein, nein, Sally. Das ist wunderbar. Ich freue mich für dich. In einer Woche also. Okay. Du auch. Bis dann.“
    Ryan lehnte sich an den Fensterrahmen und verfolgte, wie Claire das Handy in ihre offene Umhängetasche bei der Tür warf. „Alles klar?“
    „Ja“.

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