Nur wenn du mich hältst (German Edition)
hoffe, dass mein Seelenstriptease dir nicht zu unbehaglich ist.“
Er schwieg weiter. Nur das sanfte Atmen und sein stetiger Herzschlag waren zu hören. Kim biss sich auf die Unterlippe und kniff die Augen zu. Oh Gott . Er strafte sie mit Schweigen. Sie war zu weit vorgeprescht, war zu ehrlich gewesen. Offensichtlich hatte ihn das verschreckt. Er war sprachlos. Vielleicht vor Entsetzen.
„Ich habe zu schnell zu viel gesagt“, gab sie zu. „Das war vermutlich mehr, als du wissen wolltest, was hoffentlich nur am Schnaps lag, okay?“
Schweigen.
„Bo?“
Immer noch Schweigen.
Widerstrebend löste sie sich aus ihrer warmen, gemütlichen Position, stützte sich auf einem Arm ab und setzte sich halb auf. „Bo? Hast du irgendetwas von dem gehört, was ich gesagt habe?“
Das bernsteingelbe Licht der Straßenlaterne fiel durch das Fenster. Kim konnte gerade so seine Gesichtszüge erkennen.
Er schlief tief und fest.
„Um Himmels willen“, murmelte sie. „Das war die beste Unterhaltung, die ich je mit einem Mann hatte, und du hast dabei die ganze Zeit geschlafen. Kein Wunder, dass ich so gut mir dir reden konnte.“
Er reagierte nicht. Im Schlaf sah sein Gesicht vollkommen entspannt und schutzlos aus. Jungenhaft und verletzlich. Der Verknalltheit, die sie für ihn empfand, tat das keinen Abbruch. Im Gegenteil. Sie wurde nur noch intensiver.
Vorsichtig kuschelte sie sich wieder an ihn und legte ihren Kopf auf seine Brust. „Da habe ich mir vielleicht was eingebrockt“, flüsterte sie und zog die Decke über sie beide.
Bo träumte, man hätte ihm den Arm amputiert, seinen linken Arm, den Wurfarm. Im Traum war das gar keine so große Sache, also handelte es sich nicht um einen dieser Albträume, in denen der Sportler sein Talent verlor. Es ging um etwas anderes. Er war sich nur nicht sicher, um was.
Er wachte ganz allmählich auf und zog das anschmiegsame Kissen näher an sich heran, um den entspannenden Moment noch ein wenig länger auszukosten. Kein Bett war jemals so warm oder weich gewesen.
Das leise Seufzen einer Frau drang in sein Bewusstsein und verscheuchte den Traum vom amputierten Arm. Einen Augenblick später war Bo vollständig wach.
Verdammt . Er war eingeschlafen. Wie zum Teufel war das möglich? Endlich hatte er Kimberly van Dorn ins Bett bekommen, und er war eingeschlafen. Er konnte es noch nicht mal auf zu viel Alkohol schieben. Sie hatten beide nur ein Gläschen Likör getrunken und keinen Schluck mehr.
Sein linker Arm – sein Wurfarm – war eingeschlafen und komplett taub.
Vorsichtig hob er den Kopf vom Kissen und erkannte sofort den Grund. Kim lag in seiner Armbeuge, ihre Wange an seiner Brust, eine Hand flach auf seinem Bauch.
Tja, dachte er, das ist mal was Neues. Er hatte noch nicht mit einer Frau geschlafen, ohne mit ihr geschlafen zu haben. Doch hier war sie nun, Kimberly, und schlief tief und fest in seinen Armen. Sie war ausführlich von ihm geküsst worden, aber das war alles. Nicht einmal gefummelt hatten sie.
Er konnte es nicht glauben. Das war so falsch. Sie hatte ihm eine Chance gegeben, und er – allmächtiger Gott – war eingeschlafen. Und das ausgerechnet bei Kimberly, der ersten Frau, von der er sich wünschte, sie würde bei ihm bleiben. Bisher waren weibliche Wesen nur temporäre Begleiter in seinem Leben. Normalerweise gab es ein paar Gläser Wein, ein wenig Gelächter und natürlich Sex. Irgendwann kam dann unweigerlich der Zeitpunkt, an dem sie etwas über ihn herausfanden und ihn verließen. So wie diesmal hatte er keine Chance mehr vermasselt seit …
Er erinnerte sich an einen bestimmten Tag im April, als er vierzehn gewesen war. Er war wie üblich allein zu Hause. Seine Mom war zur Arbeit – in dem Jahr hatte sie Mary-Kay-Kosmetik verkauft und war mit einem Koffer voller Produkte im Kofferraum ihres Wagens durch die Vororte gegurkt. Stoney war mit seiner neuesten Sugarmama unterwegs. So nannte sein Bruder die Frauen, mit denen er sich traf und die älter waren als er. Frauen, die ihm gerne Geld gaben und ihn jederzeit ihre Cadillacs oder Humvees fahren ließen.
An diesem lang zurückliegenden Tag im April hatte Moms Freundin Shasta Jamison vorbeigeschaut, wie sie es ab und zu tat. Shasta und Trudy kannten sich ewig, zumindest behaupteten sie das.
Shasta war auf eine etwas abgekämpfte, von zu vielen Zigaretten herrührende Art hübsch. Sie hatte blondes Haar und eine gute Figur. Ihm kam sie immer ein wenig traurig vor, ein wenig einsam. Manchmal
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