Nur wenn du mich hältst (German Edition)
Laut traf ihn wie ein Eimer kaltes Wasser. Schwer atmend trat er einen Schritt zurück. „Ah, tut mir leid, habe ich dir wehgetan?“
„Was?“ Sie schaute ihn unter halb geschlossenen Lidern an. „Nein, Honey, alles in Ordnung.“
So vorsichtig wie möglich nahm er ihren Arm und hob ihn in den Lichtstrahl, der durch die Vorhänge fiel. An der weichsten Stelle ihres Oberarmes hatte sie tiefblaue Flecke in der Form einer großen Hand.
„Wer hat dir wehgetan?“, fragte er.
Sie lachte humorlos auf. „Das ist nicht wichtig. Lass uns da weitermachen, wo wir stehen geblieben waren.“
Es gab einen Teil bei ihm – einen sehr speziellen, unkontrollierbaren Teil – der genau das tun wollte, aber irgendetwas ließ die Sirenen in seinem Kopf verstummen und schaltete sein Gehirn wieder ein.
„Ma’am“, sagte er. „Das hier können wir nicht machen.“
Sie schaute ihn an. Zu seinem Entsetzen sammelten sich Tränen in ihren Augen und drohten überzulaufen. Plötzlich sah sie alt aus und müde und so traurig und verzweifelt. Sie brauchte etwas von ihm, das über Sex hinausging. Trost und Verständnis und hundert andere Dinge, die er ihr nicht geben konnte.
„Was zum Teufel sagst du da?“, fragte sie. „Du weißt, dass du es tun willst. Du würdest sterben, um es zu tun. So einen Steifen wie deinen habe ich seit der Highschool nicht mehr gefühlt.“
Seine Wangen und seine Ohren wurden heiß. „Mrs Jamison, Sie wissen genauso wie ich, dass das hier falsch ist.“
„Es ist nichts falsch daran, wenn zwei Menschen etwas miteinander teilen“, sagte sie. „Weißt du das nicht? Verstehst du das nicht?“
Ihre Verzweiflung machte ihm Angst. „Nicht falsch auf diese Art. Ich meine, es ist falsch, weil es das hier nicht wiedergutmachen wird.“ Er zeigte auf die Prellung an ihrem Arm.
„Du dummer kleiner Idiot“, schimpfte sie los. „Was zum Teufel weißt du denn schon?“ Ihr Ton war scharf und schneidend wie ein Messer.
„Ma’am, es tut mir leid. Ich wollte nicht respektlos …“
„Dann halt sofort den Mund.“ Sie schnappte sich ihre Jacke vom Bett und schob ihre geschundenen Arme in die Ärmel. Dabei weinte sie offen und mit verzerrtem Gesicht. „Du bist ein Idiot, weißt du das? Du hast einen perfekten Nachmittag kaputt gemacht. Und glaub mir, das werde ich dir nie wieder anbieten.“
Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er war ein Idiot, das bestätigte ihm jede einzelne geile Zelle seines Körpers, doch er konnte nicht einfach Sex mit Mrs Jamison haben, nicht wenn sie so traurig und verletzt war. Es wäre nicht richtig, egal, was sie sagte.
An jenem Tag hatte er etwas gelernt. So unglaublich es auch war, hatte er begriffen, dass Sex nicht die Lösung für alle Probleme brachte. Was total komisch war, weil seine Gedanken nur darum kreisten. Als er die Autotür ihres Wagens zuschlagen hörte und kurz darauf der Motor wütend aufbrüllte, tat sie ihm leid. Er wusste, er konnte ihr nicht helfen, und das deprimierte ihn.
Als er nun den warmen Frauenkörper spürte, der sich an ihn kuschelte, fragte er sich erneut, was er von jenem Tag mitgenommen hatte. Was, wenn er etwas anders gemacht hätte? Wenn er ihr Angebot angenommen hätte? Ihr das gegeben hätte, was sie brauchte – wobei er immer noch nicht wusste, was das war. Er war ein vierzehnjähriger Junge mit einem Steifen gewesen. Er hätte ihr nichts geben können.
Das Ganze war schon ein halbes Leben lang her, doch manchmal – so wie jetzt – fragte er sich, ob er überhaupt jemals irgendetwas über Frauen gelernt hatte. Hatte er Kimberly etwas zu bieten? Oder sollte er sich lieber davonstehlen, bevor es zu spät war?
Es war finster. Die Digitaluhr auf der anderen Seite des Zimmers zeigte 5:47 Uhr an. Die grünen Ziffern schwebten losgelöst in der Dunkelheit. AJ schlief vermutlich noch. Er könnte sich in sein eigenes Bett schleichen, wo er hingehörte – wenn er sich nicht da, wo er jetzt war, so wohlfühlen würde.
Ein paar Minuten verharrte er regungslos; es widerstrebte ihm, Kim zu wecken und dieses gemütliche warme Nest, das ihre beiden Körper bildeten, zu zerreißen. Sie war so weich und roch so gut … Die Verlockung, sie erneut zu küssen, und der Wunsch, das zu beenden, was sie vergangene Nacht angefangen hatten, brannten in ihm wie ein Buschfeuer.
Denk an AJ, ermahnte er sich. Er wollte nicht, dass der Junge aufwachte und das Zimmer leer vorfand. Langsam verlagerte er sein Gewicht, zog Brust und Schultern unter ihrem
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