Nur wenn du mich hältst (German Edition)
ehesten helfen kann. Ich habe ihr erzählt, was passiert ist, und sie arbeitet bereits mit einem Kollegen in Texas zusammen, den sie kennt, und versucht herauszufinden, was da los ist.“
Sophie hatte ihn gewarnt, dass es möglicherweise kompliziert war. Sie meinte, die „vorübergehende“ Festnahme könnte sich eine ganze Weile hinziehen.
Ihm war es völlig schleierhaft, wie die Regierung es fertigbrachte, eine hart arbeitende, alleinerziehende Mutter von ihrem Kind fernzuhalten. Das fühlte sich nicht nur falsch, sondern geradezu unmenschlich an.
Sie erreichten die Gepäckausgabe, und er fand das zu AJs Flug gehörige Gepäckband, auf dem bereits etliche Stücke ihre Runden drehten – ein paar Koffer, einige Kisten, ein Kindersitz fürs Auto, ein Paar Ski.
„Sag Bescheid, wenn du deinen siehst.“
AJ schaute zum Rollband und wieder auf den mit Klebeband geflickten Koffer, den er hinter sich herzog, und sagte: „Ich habe nur den.“
Bo runzelte die Stirn. „Das ist dein ganzes Gepäck?“
Der Junge nickte.
„Warum stehen wir dann hier noch herum?“
AJ schaute ihn nur an.
Verdammt . Da war etwas, das ihn zu diesem Kind hinzog, diesem ernsten, sehr unkindlichen Kind. Und das war nicht nur die geteilte DNA.
„Bist du heute das erste Mal mit einem Flugzeug geflogen?“
„Ich bin heute das erste Mal in irgendetwas geflogen.“
Ah, wenigstens ein winziger Anflug von Humor. „Okay. Auf diesen Bändern kommt das aufgegebene Gepäck an. Und da du keines hast, müssen wir hier nicht länger herumstehen.“ Bo schnappte sich AJs kleinen Koffer und machte sich auf in Richtung Parkplatz. Als sie durch die automatische Schiebetür traten, empfing die Januarkälte sie mit eisiger Wucht. In der Luft hingen der Geruch nach Kerosin und die dicken Abgaswolken der wartenden Shuttle-Busse.
AJ wirkte wie benommen. Er zog die Schultern hoch und steckte die Hände tief in die Taschen. Bo blieb stehen und hob den Koffer ein wenig an. „Hast du einen Mantel da drin?“
Der Junge schüttelte den Kopf und zupfte mit den Fingern am Nylonstoff seiner Windjacke, die dünn um seinen schlanken Körper flatterte. „Das hier ist die einzige Jacke, die ich mithabe.“
Großartig.
„In Houston war es heiß“, fügte AJ hinzu.
Das wiederum konnte er verstehen. Die Golfküste wurde nur alle Jubeljahre mal von einer Kaltfront erwischt, die man den Blue Norther nannte. Normalerweise war es da unten warm und eher schwül. Als Kind hatte er auch keinen Mantel besessen, nur eine Collegejacke, die ihm vom Förderverein der Highschool gekauft worden war, weil er sie sich niemals hätte leisten können. Es war eine schöne Jacke gewesen – aus schwarzem Filz mit Ärmeln aus butterweichem cremefarbenen Leder.
Er zog seinen olivgrünen Parka aus und reichte ihn AJ. „Zieh den an.“
„Ich brauche deine Jacke nicht.“
„Tja, und ich brauche es nicht, dass du dir zu allem Übel auch noch eine Erkältung einfängst. Also zieh sie an.“ Messerscharfer Wind pfiff über die Parkhausebene.
„Man erkältet sich nicht durch Kälte“, widersprach AJ. „Das ist ein Ammenmärchen.“
„Zieh jetzt den verdammten Parka an. Es ist ein ganzes Stück zum Auto.“
Der Junge zögerte, schlüpfte dann aber in die Jacke. Bo konnte seine Erleichterung nicht völlig verbergen. Er wusste nicht, was er getan hätte, wenn AJ sich weiter geweigert hätte. Er war ein Barkeeper. Ein Baseballspieler. Doch kein Dad.
Er holte den Autoschlüssel aus der Hosentasche, der Schlüsselanhänger fühlte sich in seiner Hand immer noch seltsam an, drückte den glatten, runden Knopf, und der niedrige BMW Z4 Roadster blinzelte ihm mit seinen Blinkern einmal zu. Dann betätigte er einen weiteren Schließmechanismus, und der Kofferraum öffnete sich. Carlisle, der Sportagent, der genau zum richtigen Zeitpunkt aufgetaucht war, hatte den Vorvertrag für ihn abgeschlossen. Bo erinnerte sich gut daran, wie er im kalten Novemberregen stand und das Auto anstarrte. Ein BMW Z4 Cabrio.
Nicht in einer Million Jahren hätte er gedacht, jemals so einen Wagen zu besitzen. Aber das Leben war, was solche Dinge anging, merkwürdig. Innerhalb eines Wimpernschlages konnte sich alles verändern, in der Zeit, die es brauchte, einen Telefonhörer in die Hand zu nehmen. Gerade als er endlich seine Chance erhielt, fand er sich als Betreuer eines Kindes wieder.
„Das ist unser Wagen“, sagte er und bedeutete AJ, sein Gepäck in den Kofferraum zu legen.
Der Junge tat es
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