Nur wenn du mich hältst (German Edition)
scheinbar ungerührt, doch Bo merkte, wie er das Fahrzeug begutachtete.
Der BMW war eines der ersten Dinge gewesen, die er sich gekauft hatte, als im letzten November ein einziger Anruf seine Welt auf den Kopf gestellt hatte. Obwohl Bo Crutcher seine Träume von einer Karriere als Baseballspieler längst an den Nagel gehängt hatte, war er – wie jedes Jahr – zu den Sichtungsspielen gegangen. Der Unterschied dieses Mal war, dass die Yankees ihn in die nähere Auswahl nahmen. Ihm war klar, dass er über das Alter hinaus war, in dem die meisten Spieler in der Major League anfingen. Er wusste, dass die Wahrscheinlichkeit, Stammspieler zu werden, gering war, doch wenigstens bekam er eine Chance. Der Verein wollte ihn nur für einen Wechsel mitten in der Saison akquirieren, aber er hatte vor, aus seiner Zeit dort das Beste herauszuholen. Es war beinahe unmöglich, sich einen Platz in der vierzig Mann starken Mannschaft zu erkämpfen, von denen die meisten wesentlich jünger waren als er, allerdings wollte keiner von denen es so sehr wie er.
Er hatte eigentlich vorgehabt, sich den Winter über auf seinen großen Durchbruch vorzubereiten. Das Leben hatte aber anscheinend andere Pläne für ihn.
„Alles okay?“, fragte er AJ.
„Hier drinnen riecht es nach Rauch.“
„Ja, ich bin dafür bekannt, ab und zu eine Zigarre zu genießen. Aber nur außerhalb der Saison.“
„Karzinogene nehmen sich keine Auszeit.“
Bo hätte dem Jungen am liebsten gesagt, dass er sich langsam zu einer Nervensäge entwickelte, hielt jedoch den Mund. Ihm war klar, weshalb AJ sich so benahm. Er hatte furchtbare Angst, er wusste nicht, was die Zukunft ihm bringen würde, und er machte sich Sorgen um den einzigen Menschen in seinem Leben, der ihm etwas bedeutete – seine Mutter. Außerdem war er zweifelsohne genervt, weil man ihn zu einem Vater geschickt hatte, den er überhaupt nicht kannte.
Es gab so viel, worüber sie reden mussten, aber er hielt es für besser, das aufzuschieben und dem Jungen erst einmal Zeit zu geben, sich an die bizarre und unerwartete Situation zu gewöhnen. Am Morgen war AJ ganz normal zur Schule gegangen wie immer. Er hatte keine Ahnung gehabt, dass bei Schulende seine Mutter fort sein und man ihn in ein Flugzeug stecken und an einen Ort schicken würde, von dem er nie zuvor gehört hatte und an dem ihn ein Mensch erwartete, den er nie zuvor gesehen hatte.
Der Motor erwachte tief grollend zum Leben. Bo lenkte den Wagen aus dem Parkhaus, bezahlte an der Ausfahrt, und sie verließen das Flughafengelände.
Die kalte Nacht hing noch in der Luft, und dicke Wolken hielten die Morgendämmerung zurück. AJ ließ sich schweigend in den Sitz sinken und starrte stur geradeaus. Im gelben Licht der Freewaybeleuchtung wirkte sein Profil klar, er war wütend.
„Hey, hör mal, es tut mir leid, was passiert ist“, sagte Bo. „Ich gebe alles, um es so schnell wie möglich wieder in Ordnung zu bringen.“
„Ich verstehe nicht, wieso ich nicht einfach zu meiner Mom fahren kann.“
„Weil sie für dich nur das Beste will. Und ein …“ Er hielt inne, denn das Wort Untersuchungsgefängnis gefiel ihm nicht. „Das würde weder ihr noch dir helfen. Ich habe sie nicht darum gebeten, mich anzurufen, AJ, aber … ich bin froh, dass sie es getan hat.“ Bo war sich nicht sicher, ob das der Wahrheit entsprach oder nicht. Klar, er hatte AJ immer mal kennenlernen wollen, war sich seiner Motivation jedoch nicht sicher – Neugierde? Egotrip? Oder lag ihm wirklich etwas an diesem Jungen?
AJ rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her.
„Ist irgendwas?“, fragte Bo.
„Ich muss mal.“
Und das hättest du nicht am Flughafen sagen können? Bo biss die Zähne zusammen, um die Frage nicht laut auszusprechen.
„Ich halte bei der nächstbesten Gelegenheit an.“ Nach einigen Meilen sah er ein Friendly’s-Zeichen, das sich in den grauen Tag erhob. Die Raststätte hatte geöffnet, auf dem Parkplatz standen ein paar Sattelschlepper und Wohnwagen. Sie stiegen aus und stellten fest, dass die Luft hier noch kälter war als in der Stadt. Bo hasste Kälte. Er versuchte normalerweise, die Winter in Texas oder Florida zu verbringen und sich auf die Saison vorzubereiten. Sollte der Deal mit den Yankees zustande kommen, würde er bald ins Trainingscamp nach Tampa fliegen.
Im Restaurant roch es einfach himmlisch nach brutzelndem Öl und frischem Kaffee. Er wartete im Eingangsbereich, während AJ zur Toilette ging. Die junge Frau am Empfang
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