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Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Nur wenn du mich hältst (German Edition)

Titel: Nur wenn du mich hältst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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ihres Herzens, ein Ort der Klarheit und des Friedens. Das Anwesen ihrer Großeltern, in dem sie das vergötterte einzige Enkelkind war. Dieses Haus war für sie von Magie erfüllt gewesen.
    Als sie klein war, hatte sie nicht verstanden, wieso sie es so sehr liebte, nach Avalon zu fahren. Später erkannte sie, dass sie hier so akzeptiert wurde, wie sie war – niemand hatte irgendwelche Erwartungen an sie oder wollte sie in irgendeiner Weise einschränken. Ihr Vater fand, dass die Fairfield-Großeltern sie verwöhnten.
    Kim hasste das Wort verwöhnt . Sie hasste es, dass ihr Vater sie als verwöhnt beschrieben hatte und dass Jahre danach die Männer, mit denen sie ausging, es ebenso taten, einschließlich Lloyd Johnson. Verwöhnt klang in ihren Orten nach etwas, das nicht wiedergutzumachen war, nach etwas unrettbar Verlorenem. Nach etwas Anrüchigem, das fest versiegelt und in den Müll geworfen gehörte.
    Sie atmete langsam aus, setzte sich auf und zog die Decke bis unters Kinn. Vielleicht war sie verwöhnt. Vielleicht sollte jemand sie in den Rinnstein treten.
    Wo sie gerade bei diesem Thema war … das war genau das, was Lloyd getan hatte. Sie riss ihre Gedanken von ihm los. Tatsächlich ertrug sie es nicht, an ihn zu denken. Sie ertrug sich selbst nicht mehr, war ihre Probleme leid, ihr Dilemma, ihr Leben. Darüber nachzudenken war nur deprimierend und brachte sie kein Stück weiter.
    Sie warf einen Blick auf ihr Handy. Der Akku war leer und würde erst erwachen, wenn sie sich ein Ladegerät gekauft und ihn aufgeladen hatte. Da sie wusste, dass sowieso nur eine Reihe unschöner Anrufe auf der Mailbox auf sie warteten, verspürte sie keinerlei Eile, das zu tun. Vielleicht würde sie das Handy einfach gar nicht wieder einschalten, sondern sich ein neues holen. So machten die Leute das doch, oder? Warfen ihre toten Telefone weg und machten sich nicht die Mühe, die Nachrichten abzuhören. Sie fand die Vorstellung äußerst ansprechend. Womöglich gab es irgendwo da draußen eine digitale Wolke ungehörter Mailboxansagen, die niemals ihre Empfänger erreichten.
    Das Klappern der alten Leitungen, die in den Wänden stöhnten, erinnerte Kim daran, dass sie nicht alleine war. Neben Mr Dino Carminucci gab es zwei weitere Hausgäste sowie freie Zimmer im zweiten Stock. Ganz hatte sie den Schock über das überraschende „Projekt“ ihrer Mutter bisher nicht verdaut. Unglaublich. Penelope leitete ein Gästehaus. Kim hatte gar nicht gewusst, dass es so etwas noch gab.
    Sie fragte sich, was ihre Großeltern wohl davon gehalten hätten. Nachdenklich drehte sie sich auf die Seite und legte den Kopf auf den Ellbogen, um sich ein altes Foto von Grandpa und Grandma Fairfield anzusehen. Es war eine professionelle Studioaufnahme aus den Siebzigerjahren. Die Farben verblassten allmählich, doch das Lächeln strahlte noch so hell wie am Tag, als das Bild aufgenommen worden war.
    „Ich wünschte, ihr wärt hier“, flüsterte sie. Beide waren viel zu jung gestorben. Ihre Großmutter hatte sich vor anderthalb Jahren dem Krebs geschlagen geben müssen. Da es im Sommer passiert war, war sie in Begleitung von Lloyd zur Beerdigung erschienen. Törichterweise hatte sie gedacht, er könnte ihr ein Trost sein, doch er hatte darauf bestanden, im Inn am Willow Lake zu wohnen anstatt bei ihrer Mutter. Er hatte behauptet, er wolle sich nicht aufdrängen. Schon damals hätte sie erkennen können, wie egoistisch Lloyd war und wie dumm es von ihr war, zuzulassen, dass er Distanz zwischen ihr und ihrer Mutter schuf.
    „Aber jetzt bin ich zurück“, sagte sie laut zur Fotografie ihrer Großeltern. „Ich hoffe, es ist noch nicht zu spät.“
    Mit geschlossenen Augen ließ sie sich in die Erinnerungen an die Vergangenheit sinken. Sie dachte immer, dass sie die Liebe zum Sport von ihrem Großvater geerbt hatte. Er war ein großer Fan fast aller Sportarten gewesen. Als einziges Enkelkind durfte sie ihn zu allen möglichen Spielen der Profis und Amateure begleiten. Sie liebte die Aufgeregtheit der Zuschauer und den elementaren Kampf auf dem Spielfeld, ob es sich nun um Baseball, Basketball oder Eishockey handelte. Am meisten mochte sie jedoch das Gefühl, das Erlebnis mit ihrem Großvater zu teilen, der sie anbetete.
    Als sie zwölf war, hatte er sie besucht und ihr Tickets für ein Mets-Spiel geschenkt, die seiner Meinung nach eine unschlagbare Saison vor sich hatten. Am Tag darauf gab er ihr einen Abschiedskuss und fuhr wieder heim. Wie hätte sie

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