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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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während Chris der Atem stockte. »Interessanter Name. Glaube nicht, dass ich den schon mal gehört habe.« Er legte auf und starrte Chris an, die wieder nach Luft rang. »Kann ich Sie kurz sprechen? Entschuldigen Sie uns bitte einen Moment«, erklärte er den Wartenden. »Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte er und führte Chris in eins der Behandlungszimmer. Einen Moment lang glaubte Chris, er würde sie mit dem Stethoskop um seinen Hals abhorchen.
    Chris lehnte sich gegen den Untersuchungstisch in der Mitte des kleinen Raumes und sagte nichts. Was gab es auch zu sagen?
    »Chris, was ist los? Ist Ihnen schlecht?«
    Sie sah die Besorgnis in Dr. Marcus gold gefleckten braunen Augen und erkannte denselben Blick wieder, den sie in den Gesichtern der Männer gesehen hatte, die sie bei ihren anderen Jobs gefeuert hatten. In ein bis zwei Wochen würde die Besorgnis praktischeren Überlegungen weichen. »Es tut mir Leid. Ich wünschte, ich müsste das nicht tun«, konnte sie ihn bereits sagen hören, »aber ich muss hier eine Praxis führen.«
    »Vielleicht sollten Sie sich den Rest des Tages freinehmen. Kathleen kann den Empfang übernehmen.« Er wies mit seinem kantigen Kinn auf eines der hinteren Zimmer, in denen sich die Assistentinnen um die Patienten kümmerten. »Gehen Sie nach Hause, schlafen Sie sich mal richtig aus, dann fühlen Sie sich morgen hoffentlich besser.«
    Chris schüttelte den Kopf. Morgen früh würde alles noch schlimmer sein. Heute war erst der Anfang. Der erste Tag von Tonys sorgfältig durchdachter Terrorkampagne. Der erste Tag vom Rest ihres Lebens, dachte sie und hätte beinahe gelacht. Tony war teuflisch. Dieses Mal hatte er ihr beinahe drei Monate Zeit gelassen, drei Monate, um ein wenig lockerer zu werden, sich zu entspannen und sich in ihrer neuen Umgebung wohl zu fühlen. Zwei ganze Wochen länger als beim letzten Mal. Zwei Wochen, in denen sie langsam begonnen hatte, nicht vor ihrem eigenen Schatten zu erschrecken, sich wieder wie ein Mensch zu fühlen und so etwas wie Hoffnung auf ein normales Leben zu entwickeln.
    Und dann hatte das Telefon genau in dem Moment zu klingeln angefangen, als sie heute Morgen um acht Uhr die Praxis betreten hatte. »Mariemont Tierklinik«, hatte sie munter gesagt. Die Sonne schien. Der Frühling stand vor der Tür. Es war die Zeit frischer Zuversicht und neuer Anfänge.
    »Hallo, Nutte«, kam die niederschmetternde Antwort.
    »Ich sollte morgen vielleicht lieber nicht kommen«, sagte Chris gepresst mit Tränen in den Augen. Sie mochte ihren Job, sie liebte Tiere. Sie hatte sogar überlegt, genug Geld zu sparen, um noch aufs College zu gehen und Vetrinärassistentin zu werden.
    Wem will ich etwas vormachen, dachte sie bitter. Sie war fast vierzig. Es war zu spät, noch einmal aufs College zu gehen, zu spät, etwas anderes zu werden als das, was sie war, und das war nichts. Hatte Tony ihr das nicht jahrelang erklärt?
    »Meinen Sie, Sie haben sich etwas eingefangen?« Dr. Marcus legte seine Hand auf ihre Stirn, um zu sehen, ob sie Fieber hatte.
    »Ich bin nicht krank«, sagte sie, und Tränen kullerten über ihre Wangen. »Es tut mir Leid. Ich glaube, ich kann hier nicht mehr arbeiten.« Sie konnte es genauso gut selber sagen, dachte sie, und dem guten Doktor das Unbehagen und die Mühe ersparen. Im Grunde beschleunigte sie das Unvermeidliche nur.
    »Was ist los, Chris? Kann ich Ihnen irgendwie helfen?«
    »Danke, Dr. Marcus. Nein, Sie können nichts machen.« Niemand kann etwas machen. »Bitte, verstehen Sie. Es ist für alle besser, wenn ich gehe.«
    Chris sah die Unentschlossenheit in der verwirrten Miene des Arztes. Sollte er sie trösten, herausfinden, was los war, oder sie einfach in Ruhe lassen und akzeptieren, dass sie ihm Probleme machen würde, die er nicht gebrauchen konnte, sie gehen lassen, bevor sie ihm weitere Unannehmlichkeiten bereitete?
    »Wie Sie wollen«, sagte er nach einer längeren Pause.
    Chris lächelte traurig. Es war besser so. Sie würde einen neuen Job finden und vielleicht ein oder zwei Monate für sich gewinnen, bevor Tony wieder auftauchte. Vielleicht sollte sie sogar darüber nachdenken, die Stadt zu verlassen und ein neues Leben anzufangen.
    Ein Leben ohne ihre Kinder.
    Ein Leben ohne ihre Freundinnen.
    Nur dass sie gar keine Kinder hatte. Nicht mehr. Als sie beim letzten Mal versucht hatte, Rowdy in die Arme zu nehmen, hatte er sie getreten. Wyatt weigerte sich, mit ihr zu sprechen, und Montana hatte sie seit beinahe zwei

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