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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Wie konntest du das tun?«
    »Deine Schwester hat mich engagiert, um sie zu vertreten.«
    »Du verklagst meine Mutter, Herrgott noch mal!« Er knallte seine Faust auf Vickis Schreibtisch.
    »Paul, dieses Benehmen wird uns beiden nicht weiterhelfen. Du solltest im Grunde eigentlich gar nicht hier sein. Ich bin sicher, dein Anwalt würde dir raten –«
    »Mein Anwalt kann mich mal!«
    Vicki unterdrückte ein unpassendes Lächeln. Mich hat er mal, dachte sie und sah den schlaksigen Advokaten mit dem sandfarbenen Haar vor sich, der Paul Moores Familie vertrat. Ein Zwischenspiel, das eine Woche gedauert hatte, eine angenehme Art, sich die Zeit zu vertreiben, während ihr Mann in Kalifornien gewesen war. Sie biss sich auf die Unterlippe und verdrängte das Bild des attraktiven Kollegen. »Das darfst du nicht persönlich nehmen, Paul.«
    »Nicht persönlich nehmen?«, wiederholte Paul Moore ungläubig. »Wie soll ich es denn sonst nehmen? Du zerreißt meine Familie, Himmel noch mal!«
    »Es liegt nicht in meiner Absicht, deiner Familie wehzutun.«
    »Und was glaubst du mit dieser Klage sonst zu erreichen?«
    »Deine Schwester hat mich engagiert, um für sie das Testament eures Vaters anzufechten. Sie hat das Gefühl, dass sie vorsätzlich und ungerechterweise übergangen –«
    »Ich kenne ihre Gefühle!« Paul Moore war wieder aufgesprungen und fuchtelte wütend mit den Händen in der Luft herum. »Die ganze Welt kennt ihre Gefühle. Und weißt du warum? Weil sie sie ständig jedem erzählt! Weil meine Schwester bekloppt ist! Weil sie schon immer bekloppt war! Und das weißt du auch. Du kennst sie schließlich, seit du vier bist.«
    »Deswegen konnte ich ihr ja, als sie mich im vergangenen Monat aufgesucht hat, schlecht die Tür weisen.«
    »Du hättest ihr erklären können, dass du dich in einem Interessenkonflikt befindest. Mein Gott, Vicki. Wie lange waren wir Nachbarn und Klassenkameraden? Meine Mutter war immer für dich da, vor allem nachdem deine Mutter weg war.«
    Jetzt war auch Vicki auf den Beinen und zerrte ihren Rock Richtung Knie. »Nichts von all dem ist relevant«, sagte sie ungeduldig, während sie sich vorstellte, wie ihre Mutter an einem Strand in Spanien, immer noch so jung und schön wie an dem Tag vor beinahe drei Jahrzehnten, an dem sie ihre Familie verlassen hatte, mit einem Mann namens Eduardo Valasquez turtelte.
    »Das ist nicht richtig«, murmelte Paul Moore. »Es ist unfair. Wie kannst du meine Mutter so verletzen?«
    »Ich versuche nicht, irgendwen zu verletzen, ich versuche lediglich, meinen Job zu machen.« Vicki war selbst überrascht über die Kälte in ihrer Stimme. Sie und Paul waren seit ihrer Kindheit befreundet. Sie war mit seiner Frau befreundet. Doch das gab ihm noch lange nicht das Recht, die Vergangenheit hervorzuzerren und gegen sie zu verwenden, als ob sie eine Art Faustpfand wäre. Welches Recht hatte er, eine persönliche Sache daraus zu machen und von Gerechtigkeit zu reden? Es ging um das Gesetz, Herrgott noch mal. Mit Fairness hatte das nichts zu tun.
    Es klopfte leise, und Vickis Sekretärin betrat mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Kopf den Raum. Ihr dünnes braunes Haar fiel ihr ins Gesicht, als sie die beiden Becher Kaffee auf den Schreibtisch stellte und das Zimmer eilig wieder verließ.
    »Lass uns für fünf Minuten innehalten«, sagte Vicki, während ihr Blick ihrer Sekretärin aus dem Büro folgte. »Das kann doch keinem von uns Spaß machen.« Sie hoffte, dass ihre Stimme ihre Worte nicht Lügen strafte, denn in Wahrheit amüsierte sie sich königlich. Szenen wie diese waren der Grund, warum sie überhaupt eine juristische Karriere angestrebt hatte. Knallende Türen, wütend erhobene Stimmen, blank liegende Nerven und großes Drama; das reine glorreiche und unabgesprochene Chaos.
    Warum möchtest du ausgerechnet Anwältin werden?,
hatte ihr Mann sie gefragt, als sie noch mit seinem Sohn ausging.
Es ist so viel Arbeit, und das meiste so trocken und langweilig.
    Nur so trocken und langweilig wie die jeweilige Anwältin,
hatte Vicki erwidert.
    Das war der Moment, in dem er sich in sie verliebt hatte, hatte Jeremy ihr später gestanden.
    »Adrienne ist verrückt, und das weißt du auch«, sagte Paul Moore, sein Plädoyer wieder aufnehmend.
    »Adrienne ist eine sehr unglückliche Frau. Sie möchte genauso wenig vor Gericht gehen wie du.«
    »Und warum klagt sie dann?«
    »Sie klagt ihren Anteil am Erbe ihres Vaters ein. Ich bin sicher, sie würde sich einer

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