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Nur Wenn Du Mich Liebst

Titel: Nur Wenn Du Mich Liebst Kostenlos Bücher Online Lesen
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klingelte. Vicki nahm ab, bevor ihre Sekretärin drangehen konnte. »Chris?«, fragte sie atemlos.
    »Mrs. Latimer?«, fragte eine männliche Stimme zurück.
    Vicki schaltete sofort gedanklich um. »Wer ist da?«
    »Bill Pickering.«
    Vicki blickte besorgt zu der geschlossenen Tür ihres Büros und senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Haben Sie etwas gefunden?«
    »Wir haben vielleicht eine Spur auf Menorca.«
    »Menorca?«
    »Es ist eine kleine Insel vor der spanischen Küste.«
    »Ich weiß, wo Menorca liegt, Mr. Pickering«, sagte Vicki ungeduldig. »Es geht um meine Mutter. Ich versuche, sie zu finden. Ist sie dort?« Vicki blickte erneut zur Tür.
    »Eine Frau, auf die alle Angaben zutreffen, lebt dort seit einem halben Jahr unter dem Namen Estella Greenaway.«
    »Allein?«
    »Nein. Mit einem Mann namens Eduardo Valasquez, einem einheimischen Künstler.«
    »Haben Sie mit ihr gesprochen?«
    »Noch nicht. Wir –«
    Ein plötzlicher Aufruhr vor ihrem Büro ließ Vicki aufspringen. Im nächsten Moment flog ihre Bürotür auf, und ein großer muskulöser Mann mit wildem, wütendem Blick stürmte auf ihren Schreibtisch zu. In der rechten Hand hielt er ein zerknülltes Stück Papier, das er schwenkte, als wäre es eine Pistole. »Was ist das, verdammte Scheiße?«, brüllte er.
    »Ich fürchte, ich muss Sie zurückrufen«, erklärte Vicki Bill Pickering, bevor sie seelenruhig den Hörer auflegte und ihr kurzes Haar hinter die Ohren strich.
    »Verzeihung, Vicki«, erklärte ihre sichtlich nervöse Sekretärin. »Ich konnte ihn nicht aufhalten. Soll ich den Sicherheitsdienst rufen?«
    Vicki starrte den beeindruckend gut aussehenden Mann an, der bebend vor Wut mit gereckter Faust vor ihrem Schreibtisch stand. An seinem entschlossenen Kinn und den gestrafften Schultern konnte man noch den College-Footballhelden erkennen, der er einmal gewesen war. »Ich glaube nicht, dass das nötig sein wird. Was meinst du, Paul?«, fragte sie ihn.
    »Was geht hier vor, Vicki?«, wollte der Mann wissen.
    »Warum setzt du dich nicht?« Vicki wies auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch und ließ sich wieder in ihren sinken, bemerkte, dass dabei ihr kurzer schwarzer Wollrock nach oben rutschte, und entschied bewusst, ihn nicht wieder herunterzuziehen. »Michelle, vielleicht wären Sie so gut und bringen uns eine Tasse Kaffee.«
    »Ich will keinen verdammten Kaffee.« Der Mann knallte den Brief in seiner Hand auf Vickys Schreibtisch, wodurch die anderen Papiere ins Rutschen gerieten und einige sogar langsam zu Boden trudelten. »Ich will wissen, was zum Teufel das hier soll.«
    »Setz dich, Paul«, wies Vicki ihn an, während ihre Sekretärin immer noch auf der Schwelle verharrte. »Alles in Ordnung«, erklärte sie der jungen Frau, deren Blicke nach einem sicheren Versteck zu suchen schienen. »Mr. Moore hat jetzt zu Ende gebrüllt. Oder nicht, Paul?«
    Paul Moore trat wortlos gegen den Stuhl vor Vickis Schreibtisch und ließ sich dann geräuschvoll auf das Lederpolster fallen. In diesem Augenblick sah er genauso aus wie der kleine Junge, neben dem Vicki von der zweiten bis zur sechsten Klasse in der Western Elementary School gesessen hatte, dasselbe widerspenstige blonde Haar über rastlosen grünen Augen, dasselbe finstere Schmollen, das seine ansonsten anmutig geschwungenen Lippen verzog.
    »Zwei Kaffee«, erklärte Vicki ihrer Sekretärin. »Einen schwarz, einen mit extra viel Sahne, aber ohne Zucker. Ich glaube, so trinkt Mr. Moore ihn. Habe ich Recht?«
    »Hast du irgendwann einmal nicht Recht?«, gab Paul Moore zurück.
    Vicki lächelte und wartete, bis ihre Sekretärin das Zimmer verlassen hatte, bevor sie fortfuhr. »Ich nehme an, du warst mein geheimnisvoller Anrufer«, stellte sie, kein bisschen überrascht von seinem Besuch, fest. Sie hatte seit Tagen damit gerechnet.
    »Willst du mir erzählen, was zum Teufel eigentlich los ist?«, verlangte Paul Moore ein weiteres Mal, von seinem eigenen Benehmen offenbar ebenso aus der Fassung gebracht wie von dem eigentlichen Anlass seines Besuches.
    »Offenbar hat deine Schwester dich informiert.«
    »Offenbar hat meine Schwester mich informiert«, äffte Paul Moore sie nach, zerknüllte den Brief und warf ihn quer durch das Zimmer, wo er gegen das Fenster prallte und lautlos zu Boden fiel. »Offenbar hat mich meine Schwester informiert. Offenbar hat mich meine Schwester informiert«, wiederholte er, wie eine hängen gebliebene Platte, bis der Satz mit jeder Wiederholung ominöser wurde.

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