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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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einem Café verschwinden sah. Ich blieb vor dem Fenster stehen und schaute hinein, und da sah ich, wie sie sich gerade zu ihm an den Tisch setzte; und dieser Blick… Mir wurde klar, dass ich diesen Ausdruck in ihrem Gesicht seit Jahren nicht mehr gesehen hatte… wenn überhaupt jemals.« Tim schüttelte den Kopf, als könne er es immer noch nicht fassen. »Das hat mein ganzes Weltbild auf den Kopf gestellt. Von diesem Tag an konnte ich an nichts anderes mehr denken. Ich bin ihr gefolgt. Ich habe sie ausspioniert. Ich habe ihre Post aus dem Abfall geklaubt und gelesen.«
    »Und hast du etwas gefunden?«, fragte Kincaid, als Tim nicht weitersprach.
    »Nein. Erst als sie mir dann sagte, sie wolle nach Schottland fahren, wurde mir klar, wer dieser Mann sein musste. Donald Brodie, ihre erste Liebe, der Mann, den sie fast geheiratet hätte. Aber erst am Tag ihrer Abreise fand ich etwas, was meine Vermutung bestätigte – sie war so unvorsichtig gewesen, ein altes Foto zusammen mit seiner Visitenkarte unter der Schreibunterlage liegen zu lassen.«
    »Und da hast du beschlossen, ihr nachzureisen?«
    Tim drehte den Kaffeebecher wieder zwischen den Händen, dann hob er ihn schließlich an die Lippen und verzog das Gesicht, als ob er sich verbrannt hätte. »Ich musste es mit eigenen Augen sehen. Das war die ganze Fahrt über mein einziger Gedanke. Es war schon spät am Freitagabend, als ich endlich die Pension fand. Ich fuhr auf einen Parkplatz und schlief ein paar Stunden, dann suchte ich mir ein Versteck für das Auto und ging zu Fuß durch den Wald zum Haus. Inzwischen wurde es schon hell. Ich sah sie zusammen auf der Wiese am Fluss… und an das, was danach passiert ist, erinnere ich mich nur noch vage.«
    »Das war am Samstag?«
    Tim nickte. »Ich weiß noch, dass ich den ganzen Tag lang das Haus beobachtet habe, und als es dann dunkel wurde, entdeckte ich den Waffenschrank durch die offene Hintertür.« Tim erwiderte Kincaids Blick, seine Augen waren rot gerändert. »Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Ich konnte sie da drinnen hin- und hergehen sehen, und als dann einmal niemand in der Küche war, bin ich ins Haus gegangen. Der Waffenschrank war nicht verschlossen, und ich habe mir einfach die erstbeste Flinte gegriffen.«
    Kincaid spürte, wie ein Kältegefühl sich in seiner Magengrube ausbreitete. Er musste feststellen, dass er zwar vorgewarnt, aber nicht wirklich auf diese Situation vorbereitet gewesen war. Du lieber Gott, wie sollte er seinen Freund des Mordes bezichtigen?
    »Ich bin in mein Versteck zurückgegangen«, fuhr Tim fort, »und von dort sah ich, wie sie nach dem Abendessen mit ihm herauskam. Ich hörte sie streiten, und später…« Er schluckte. »Ich dachte, dass ich ihn erschießen würde. Ich dachte, ich würde sie vielleicht beide erschießen.
    Aber als sie aus dem Wald herauskamen, musste ich feststellen, dass ich wie gelähmt war. Ich hatte noch nie mit einem Gewehr geschossen. Ich wusste nicht, wie ich es anstellen sollte oder wie weit man damit schießen konnte. Ich denke, in diesem Moment ist mir klar geworden, wie absurd das alles war – dass ich doch tatsächlich drauf und dran war, einen Menschen zu töten. Und dann ging er – Donald – ins Haus zurück, und ich hatte meine Chance nicht genutzt.
    Hazel stand da im Mondschein und sah ihm nach… und dann schlug sie plötzlich die Hände vors Gesicht und begann zu schluchzen, als würde es ihr das Herz zerreißen.« Tim verstummte, und es kostete Kincaid große Beherrschung, ihn nicht zum Weiterreden zu drängen.
    »Ich wäre fast zu ihr hingegangen«, sagte Tim schließlich. »Aber wie hätte ich ihr meine Anwesenheit erklären sollen? Was sie getan hatte, war menschlich, und es war letzten Endes verzeihlich. Was ich getan hatte… was ich vorgehabt hatte… war einfach nur entsetzlich… unentschuldbar und unvereinbar mit meinen sämtlichen Grundsätzen. Kannst du das verstehen?«
    Kincaid nickte. Er wagte kaum, neue Hoffnung zu schöpfen, als er nun fragte: »Tim, was hast du anschließend getan?«
    Tim war auf seinem Stuhl zusammengesunken, als sei damit der Teil der Geschichte, der ihm wirklich wichtig war, abgeschlossen. »Sie ist wieder ins Haus gegangen. Und ich stand da mit diesem
Ding
in der Hand, dieser Flinte, und habe hin und her überlegt, was ich damit tun sollte. Es schien mir irgendwie nicht richtig, sie einfach auf den Boden zu legen und wegzugehen. Nach einer Weile bin ich zur Hintertür zurückgegangen, doch

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