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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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jedoch in Chapeltown stehen lassen musste. Schlamm und Schneematsch hatten den Weg zur Brennerei auch zu Fuß nahezu unpassierbar gemacht. Die Braes von Glenlivet sind wahrlich der gottverlassenste Ort, den ich je gesehen habe.
    Livvy Urquhart behauptete, Rab nicht gesehen zu haben, schien jedoch äußerst bestürzt über die Nachricht von seinem Verschwinden. Als ich sie wegen der von ihrem Vater behaupteten Geldzahlung an meinen Bruder zur Rede stellte, erwiderte sie, dass ihr Vater sich irre und sie ihr Erbteil nur abgehoben habe, um dringende Ausbesserungsarbeiten auf Carnmore durchzuführen. Ihr Sohn Will, der während des ganzen Gesprächs anwesend war, sagte kein einziges Wort.
    Schließlich blieb mir nichts anderes übrig, als mich zu verabschieden und nach Benvulin zurückzufahren. Unterwegs reifte in mir die Überzeugung, dass mein Bruder wohl, nachdem er sich unklugerweise zu einem Besuch auf Carnmore entschlossen hatte, im Schneesturm vom Weg abgekommen sein muss und dass erst das Tauwetter im Frühling seine Leiche freigeben wird, die jetzt unter den Schneemassen begraben liegt.
    Ist es grausam oder gnädig, so lange die Hoffnung in den Kindern am Leben zu erhalten?
    Kincaid nahm den Zug vom Flughafen Gatwick nach Victoria Station. Nachdem er kurz in einem der Edelcafés in der Bahnhofshalle vorbeigeschaut hatte, ging er die kurze Strecke bis Scotland Yard zu Fuß. Von dem blauen Himmel, der sich bei seiner Abreise am Morgen des Vortags über London gewölbt hatte, war nichts mehr zu sehen, und unter der grauen Wolkendecke roch die Stadtluft abgestanden und schweflig.
    Sie hatten Tim Cavendish in eines der besseren Vernehmungszimmer gebracht. Er sah aus, als habe er weder geschlafen noch sich gewaschen, seit Kincaid ihn am Sonntagabend besucht hatte. Die dunklen Stoppeln, die sein Kinn bedeckten, erinnerten Kincaid an den Tim, den er kennen gelernt hatte, als Gemma in die Garagenwohnung der Cavendishs eingezogen war.
    »Hallo, Tim«, begrüßte er ihn, während er zwei Pappbecher mit Kaffee aus einer kleinen Tüte nahm. Tim war in dieser Hinsicht schon immer sehr wählerisch gewesen. »Ich dachte mir, du könntest sicher einen anständigen Schluck Kaffee gebrauchen.«
    Tim nickte und nahm den Becher entgegen. »Ich war mir nicht sicher, ob du kommen würdest, nachdem ich neulich Abend so mit dir geredet habe. Du bist mir immer ein guter Freund gewesen, Duncan; und so eine Behandlung hast du nicht verdient. Ich dachte, wenn ich nur lange genug alles abstreite, kann ich mich irgendwie durchwursteln. Aber das war ein Irrtum.«
    »Willst du mir jetzt sagen, was wirklich passiert ist?«, fragte Kincaid, indem er sich Tim gegenüber an den Tisch setzte. »Ich weiß, dass du nach Schottland gefahren bist – nach Aviemore.«
    »Meine Karriereaussichten als Krimineller sind offensichtlich eher bescheiden. Es war saudumm von mir, diese Quittung im Auto liegen zu lassen. Aber ich konnte auch nicht mehr klar denken. Das konnte ich schon lange nicht mehr.« Tim drehte den Kaffeebecher zwischen den Fingern hin und her, ohne ihn zum Mund zu heben.
    »Vielleicht solltest du ganz von vorne anfangen«, schlug Kincaid vor.
    »Von vorne?« Tim lachte abrupt auf, doch es klang alles andere als amüsiert. »Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass mein Leben mich angeödet hat? Jeden Tag die gleichen Patienten, die nur mit ihren eigenen Problemen beschäftigt waren, jeden Abend die gleiche bequeme Routine – und von Jahr zu Jahr sah ich meinen Traum von den großen, denkwürdigen Taten, die ich einmal vollbringen würde, in weitere Ferne entschwinden.
    Ich habe nie etwas gesagt, aber ich wurde nach und nach immer ungeduldiger, war immer schneller bereit, Hazels Begeisterung für irgendetwas Neues im Keim zu ersticken. Es kam mir alles so kleinkariert vor – eine neue Rose für den Garten, ein neues Kochrezept… welches Buch Holly heute am besten gefallen hatte… Einmal besaß ich sogar die Unverfrorenheit, Hazel vorzuwerfen, sie lebe nicht in der wirklichen Welt. Ich sehe ihren Blick noch vor mir – so ungläubig, so tief enttäuscht.
    Und als ich dann die beiden zusammen sah, dämmerte es mir immer noch nicht, dass ich mir das alles selbst eingebrockt hatte.«
    »Du hast Hazel mit Donald gesehen? In London?«
    »Es war reiner Zufall – aber das ist ja oft so bei Ereignissen, die das ganze Leben verändern, nicht wahr? Eines Tages, es war um die Mittagszeit, ging ich gerade die Liverpool Road entlang, als ich Hazel in

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