Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
Vom Netzwerk:
sie war verschlossen, und so hatte ich keine Möglichkeit, die Flinte zurückzustellen.
    Da fiel mein Blick auf den Schuppen im Garten. Ich ging hinein und legte die Flinte auf die Werkbank zwischen die Blumentöpfe. Ich weiß noch, dass mir selbst in dieser Situation die Ironie auffiel. Leben und Tod Seite an Seite.«
    »Und dann?«
    »Bin ich zum Auto gegangen und nach London zurückgefahren. Gegen Morgen habe ich auf einem Parkplatz angehalten und ein paar Stunden geschlafen; wo, weiß ich nicht mehr genau. Meine Erinnerungen an diesen Tag sind verschwommen. Ich wollte am Sonntag nicht nach Hause gehen – ich wusste nicht, wie ich Hazel am nächsten Tag gegenübertreten sollte. Wenn so etwas passiert, kann man doch anschließend nicht einfach so tun, als wäre nichts geschehen.
    Und als ich dann hörte, dass Donald Brodie erschossen worden war, fragte ich mich, ob ich vielleicht etwas getan hatte, woran ich mich nicht mehr erinnerte – ich fragte mich, ob ich jetzt ganz und gar den Verstand verloren hatte. Ich ging die Ereignisse immer und immer wieder in allen Einzelheiten durch und suchte nach einer Lücke in meiner Erinnerung. Ich habe noch nie so entsetzliche Angst ausgestanden. Du verstehst jetzt, wieso ich mit keinem anderen Menschen reden wollte – das hört sich doch alles total verrückt an.«
    »Tim, du sagst also, dass du Donald Brodie
nicht
erschossen hast?«
    »Ich habe mich nur der Absicht schuldig gemacht, aber das ist in meinen Augen schlimm genug.«
    »Nicht in den Augen der Justiz.« Kincaids Gedanken überschlugen sich. Wenn Tim die Flinte im Schuppen hatte liegen lassen, was war dann anschließend damit passiert? Louise war die Gärtnerin im Haus, aber wenn sie die Waffe gefunden hatte, wieso hatte sie es dann nicht gesagt? Das ergab keinen Sinn, es sei denn… Der Schock der Erkenntnis fuhr Kincaid durch alle Glieder. Es sei denn, Louise Innes hätte Donald erschossen.
    Gemma raste auf der A9 Richtung Süden, ohne es mit dem Tempolimit allzu genau zu nehmen. Sie hatte Chief Inspector Ross eine Nachricht hinterlassen und ihn gebeten, sich auf Benvulin mit ihr zu treffen. Das Gespräch duldete keinen Aufschub, auch wenn es bedeutete, dass sie ihm gestehen musste, mit dem Besuch bei Callum MacGillivray ihre Kompetenzen überschritten zu haben.
    MacGillivray hatte ihr gesagt, dass er am Sonntagmorgen aus einiger Entfernung beobachtet habe, wie Louise mit einer Flinte in der Hand über die Wiese am Fluss gegangen sei. Er hatte zunächst nicht geglaubt, dass sie ihn gesehen hatte, doch nach ihrem überraschenden Besuch am Sonntagnachmittag waren ihm erste Zweifel gekommen.
    Gemma erinnerte sich, dass Louise kurz nach dem Ende der ersten polizeilichen Befragung am Tag des Mordes unter einem Vorwand das Haus verlassen hatte. Und gestern, als sie in den Wald gegangen war, um die Zweige zu schneiden – hatte sie sich da mit Pascals Tabletten in Callums Hütte geschlichen? Es war Louise, die in der Pension die Betten machte, und sie war es, der die Schmerztabletten auf jeden Fall aufgefallen sein mussten; sie war es, die sie ohne weiteres hatte einstecken können.
    Regentropfen begannen auf die Windschutzscheibe zu prasseln, und Gemma nahm fluchend den Fuß vom Gas. Ein Regenschauer nach einer Trockenperiode brachte besonders gefährliche Straßenverhältnisse mit sich, und sie konnte sich jetzt keinen Unfall leisten. Sie wechselte auf die mittlere der drei Spuren und nahm ihren Gedankengang wieder auf.
    Louise hatte also Mittel und Gelegenheit zur Tat gehabt, aber
warum
hätte sie Donald Brodie erschießen sollen? Und welche Rolle spielte Tim Cavendish bei der ganzen Sache? Sie griff nach ihrem Handy und tippte die Kurzwahl für Kincaid ein, doch der Anruf wurde sofort an die Mailbox weitergeleitet. Er war wahrscheinlich noch in der Luft, dachte sie mit einem Blick auf die Uhr am Armaturenbrett, doch er würde in Kürze landen. Sie hinterließ keine Nachricht; sie würde zuerst mit Ross sprechen.
    Aber wenn Louise mit der Schrotflinte geschossen hatte, wieso waren dann an ihren Händen keine Schmauchspuren gefunden worden? Die Nitratrückstände ließen sich nicht einfach mit Seife und Wasser entfernen. Da tauchte ein Bild vor ihrem geistigen Auge auf – Louise beim Arrangieren der Zweige, die sie geschnitten hatte, mit schmutzigen, zerkratzten Händen und einem abgebrochenen Fingernagel. Gemma hatte angenommen, dass Louise bei der Gartenarbeit normalerweise Handschuhe trug – aber wenn Louise nun

Weitere Kostenlose Bücher