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Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep

Titel: Nur wenn du mir vertraust - Crombie, D: Nur wenn du mir vertraust - Now May You Weep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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dass die meisten Schaulustigen sich vor der Einfahrt der Innesens versammelt hatten. Er entdeckte einen Kleinbus mit dem vertrauten Logo des Lokalsenders
Grampian Television
. Panik ergriff ihn. Er lenkte den Wagen an den Straßenrand, und als er den Schlüssel abzog, merkte er, dass seine Hände zitterten.
    Er kämpfte sich durch die Menschenmenge zum Tor vor, doch ein uniformierter Beamter stellte sich ihm in den Weg. »Was ist denn hier los? Was ist passiert?«, fragte Callum.
    »Tut mir Leid, Sir. Das darf ich Ihnen nicht sagen.«
    »Aber ich bin ein Freund der Familie. Ist einem von ihnen etwas zugestoßen?« Callum wollte weitergehen, doch der Constable versperrte ihm mit einer gewandten Seitwärtsbewegung erneut den Weg. »Tut mir Leid, Sir. Ich kann Sie nicht durchlassen. Befehl von oben.«
    Callum zögerte und fragte sich gerade, ob er sich wohl irgendwie durchmogeln könnte, als er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Es war Peter McNulty, der Brennmeister von Benvulin. McNulty zog ihn beiseite, bis sie außer Hörweite des Constables waren.
    McNulty, ein dunkelhaariger, blauäugiger Kelte, strahlte gewöhnlich einen lässigen, ungezwungenen Charme aus, doch jetzt waren seine Augen blutunterlaufen, er war kreidebleich im Gesicht, und seine Mundwinkel waren verkniffen. Callum ergriff seinen Arm. »Was ist los, Peter? Was ist hier passiert?«
    »Irgend so ein Schwein hat Donald Brodie erschossen«, antwortete McNulty mit heiserer Stimme. Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund und setzte eine kleine Flasche an die Lippen.
    »Brodie? Erschossen?« Callum starrte ihn entgeistert an.
    »Ja.« McNulty reichte ihm die Flasche. »Ein Vetter von mir ist bei der Polizei. Er hat die Leiche gesehen.«
    »Aber –« Callum brach ab; er hatte Mühe, die Tragweite dessen zu begreifen, was er da gehört hatte.
    »Er war ein guter Mann und ein guter Chef.« McNulty schien den Tränen nahe. »Besser als sein Vater. Gott weiß, was aus uns werden soll, wenn
sie
am Ruder ist.«
    »Sie?«
    »Diese Heather Urquhart. Eine eiskalte Schlange ist das – der geht’s doch nur um ihre eigene Macht. Sie wird versuchen, den Aufsichtsrat so lange zu beschwatzen, bis er an einen der großen Konzerne verkauft, weil sie hofft, dass sie selbst als Geschäftsführerin übernommen wird. Es ist ja nicht
ihr
Familienunternehmen, das auf dem Spiel steht, und wenn du mich fragst, wäre es ihr nur recht, wenn die Brodies endgültig erledigt wären.« McNulty nahm noch einen Schluck aus der Flasche, doch die Bewegung wirkte fast automatisch. »Franzosen, Japaner, Amerikaner, Kanadier – bald wird in Schottland gar nichts mehr in schottischer Hand sein.«
    Seit den Zeiten von Donald Brodies Ururgroßvater war der Brennmeister auf Benvulin immer ein McNulty gewesen. Callum wusste sehr wohl, was es für Peter bedeuten würde, wenn die Brodie-Familie Benvulin verlieren sollte, doch ihn beschäftigten andere Sorgen.
    »Aber wer könnte ihn auf dem Gewissen haben, Peter? Glaubst du, dass es Heather Urquhart war?«
    Peter dachte einen Moment lang nach. Seine Augen waren trübe. »Nein«, antwortete er bedächtig. »Sie ist eine raffinierte Schlange. Das passt nicht zu ihr, einem Mann aus nächster Nähe eine Ladung Schrot in die Brust zu jagen.«
    »Oh, Mann«, murmelte Callum und mühte sich, das Bild, das vor seinem inneren Auge auftauchte, zu verdrängen. »Hör zu, Peter, ich muss jetzt weiter.« Mit diesen Worten drehte er sich um und wankte benommen die paar Schritte zum Wagen zurück. Er stieg ein und versuchte seine Gedanken zu ordnen.
    Er war an diesem Morgen früh aufgestanden und mit Murphy zum Fluss hinuntergegangen. Er hatte tatsächlich einen Schuss gehört, wie ihm jetzt einfiel, aber er hatte sich nichts dabei gedacht. Und dann hatte er etwas gesehen, und zwar – nein, das war ja Unsinn.
    Sicherlich hatte ihm das trügerische Morgenlicht einen Streich gespielt, der Nebel, der aus dem Wasser aufstieg, und es war alles nur Einbildung gewesen. Callum schüttelte den Kopf, als wollte er die Flausen daraus vertreiben, doch es half nicht. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, seinen eigenen Sinnen nicht mehr trauen zu können.
    Ross hatte sie alle in ihren schwersten Stunden erlebt, wie ein Priester – die einen verwirrt und wie benommen durch den Verlust; die anderen, die ihre Trauer aggressiv und bissig machte, als könnte sie das vor dem Schlimmsten bewahren; und schließlich diejenigen, die einfach

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