Nur wenn es Liebe ist
gerne sehen, wenn sie wach sind.“
Cheyenne warf einen Blick hinüber zum Kinderzimmer. „Sie werden noch ein oder zwei Stunden schlafen, aber mir wäre es lieber, wenn du morgen wiederkämst.“
„Gibt es einen Grund, weshalb ich warten soll?“
Du meine Güte, ist dieser Mann hartnäckig, dachte sie. „Das habe ich dir doch schon erklärt. Ich brauche Zeit zum Nachdenken. Und ich glaube, auch du solltest dir über ein paar Dinge Gedanken machen.“
Er schüttelte den Kopf. „Für mich ist die Sache völlig klar. Ich werde mit Sicherheit das Richtige tun.“
Cheyenne schaute ihn forschend an. „Du glaubst also wirklich, dass es richtig ist, eine Frau zu heiraten, mit der du nur einmal geschlafen hast und die zufällig von dir schwanger geworden ist? Du liebst mich doch gar nicht.“
An seinem Gesichtsausdruck konnte sie erkennen, dass er über ihre Bemerkung nachdachte. „Erstens“, begann er ruhig, „habe ich nicht nur einmal mit dir geschlafen, sondern zigmal. Und zweitens lautet meine Antwort: ja. Dich zu heiraten und meinen Kindern meinen Namen zu geben, das ist das einzig Richtige.“
„Auch wenn es zwischen uns keine Liebe gibt?“
Quade nickte. „Ja, auch wenn wir uns nicht lieben.“
Immerhin war er ehrlich. Er war nicht hergekommen, um ihr vorzumachen, er hätte sich in sie verliebt. Liebe hatte seiner Meinung nach nicht das Geringste mit all dem zu tun. Quade war der Überzeugung, das Richtige tun zu müssen, und das hieß für ihn offenbar: heiraten. „Möchtest du morgen zum Frühstück vorbeikommen?“, fragte Cheyenne, die endlich begriff, dass sie zumindest scheinbar auf seine Forderungen eingehen musste, wenn sie ihn jemals wieder loswerden wollte.
„Zum Frühstück?“
„Genau, Frühstück. Dann sind die Babys garantiert hellwach“, erklärte sie und war entschlossen, dass es das erste und das letzte Mal sein sollte, dass er sie sah.
Er lächelte. „Gut, dann komme ich zum Frühstück.“
Sie hatte keinen Moment daran gezweifelt, dass er ihr Angebot annehmen würde, denn er war so begierig darauf, die Kinder zu erleben, die er gezeugt hatte. „Ich bringe dich zur Tür.“
Cheyenne ging voraus, doch als sie fast schon im Flur war, bemerkte sie, dass Quade ihr nicht folgte. Sie sah über die Schulter zurück. „Was ist los?“, fragte sie.
„Ich dachte, ich hätte etwas gehört.“
Sie lauschte konzentriert und warf einen Blick auf das Babyfon, das auf dem Wohnzimmertisch lag. Zuerst war es nur ein klägliches Wimmern, doch es entwickelte sich rasch zu lautem Babygeschrei.
„Troy ist aufgewacht“, sagte sie und schaute auf die Uhr, die an der Wand hing.
Er runzelte die Stirn. „Woher weißt du, dass er es ist und nicht eines der Mädchen?“
Sie musste unwillkürlich lächeln. „Ich kann ihre Stimmen mittlerweile ganz gut auseinanderhalten. Außerdem ist Troy lauter als seine Schwestern.“ Sie kicherte. „Typisch Mann vermutlich. Wenn ich nicht gleich rübergehe und ihn hole, weckt er seine Schwestern auf – falls das nicht längst passiert ist.“
Ohne weiteren Kommentar eilte sie hinüber ins Kinderzimmer. Und Quade war ihr dicht auf den Fersen.
5. KAPITEL
Als sie das Kinderzimmer betreten hatten, hielt sich Quade im Hintergrund und beobachtete Cheyenne, die sofort zu jener Wiege hinüberging, in der ihr Sohn lag. Quade schluckte, weil mit einem Mal Gefühle in ihm aufstiegen, die er so noch nicht empfunden hatte und die ihm Angst machten. Normalerweise war Quade Westmoreland dafür bekannt, dass er hart wie Stahl war, dass ihn nichts umhaute, dass er kaum einmal Gefühle zeigte. Und jetzt? In diesem Kinderzimmer, mit seinem lauthals schreienden Sohn und seinen zwei kleinen Töchtern, wurde er plötzlich weich wie ein Marshmallow. Er fühlte sich wie ein Fisch auf dem Trockenen und straffte unwillkürlich die Schultern, um sich gegen die ungewohnten Emotionen zu wappnen.
Doch im gleichen Moment, in dem Cheyenne seinen Sohn aus der Wiege hob und in die Arme nahm, schlugen die Gefühle bei Quade um. Sein leichter Unmut wich solch tiefen Gefühlen, wie er sie bislang nie erlebt hatte. Sie überkamen ihn mit aller Macht, raubten ihm den Atem, und er konnte spüren, wie seine Knie weich wurden. Nun wusste er genau, was sein Cousin Thorn empfunden hatte, als sein erstes Kind geboren wurde. Thorn war immer der Griesgram in der Familie gewesen, oft unzufrieden und immer nur am Nörgeln. Aber als er seinen Sohn in den Armen hielt, hatte Quade einen anderen
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