Nur wenn es Liebe ist
Thorn erlebt.
Quade atmete tief durch und sagte sich voller Entschlossenheit, dass er selbst wohl dazu in der Lage sein müsste, ein erfolgreicher Vater zu werden, wenn Thorn das auch konnte. Hier gab es drei neugeborene Westmorelands, die von ihm abhängig waren, und er hatte vor, seiner Verantwortung voll und ganz gerecht zu werden. Ob es Cheyenne nun passte oder nicht – er wollte ein wichtiger Teil im Leben seiner Kinder werden. Und dazu, entschied er spontan, wollte er auch ein wichtiger Teil in Cheyennes Leben sein.
Als ob sie seine Gedanken lesen könnte, wandte sich Cheyenne stirnrunzelnd zu ihm um. Langsam entspannten sich ihre Gesichtszüge wieder, aber er sah ganz deutlich, wie sie ihn von oben bis unten mit einem verlangenden Ausdruck in den Augen musterte. Er konnte deutlich seine aufsteigende Erregung spüren und wie sich die Atmosphäre im Raum rasch veränderte. Mochte Cheyenne es auch weiterhin leugnen – Quade wusste, dass zwischen ihnen noch immer die gleiche starke Anziehungskraft herrschte wie damals, als sie sich das erste Mal am Strand begegnet waren. Er hatte sogar das Gefühl, dass sich die elektrisierende Spannung zwischen ihnen noch verstärkt hatte. Zumindest was ihn betraf, gab es daran keinen Zweifel.
Fest dazu entschlossen, seinen Sohn endlich kennenzulernen, ging Quade langsam hinüber zu Cheyenne. Jeder Schritt schien bedeutsam für ihn.
Cheyenne legte sich den kleinen Troy liebevoll an die Schulter und versuchte, sich allein auf das quengelnde Baby zu konzentrieren statt auf Quade. Trotzdem gelang es ihr nicht, den Blick von ihm abzuwenden, als er Schritt für Schritt auf sie zukam.
Der Mann war ein echter Hingucker mit seinen imposanten Schultern, dem flachen Bauch und den schmalen Hüften. Es brauchte nicht viel, Cheyenne konnte sich nur zu gut daran erinnern, wie sich sein Körper nackt anfühlte.
Und wenn sie erst daran dachte, wie es war, ihn zu küssen! Vorhin hatte sie zwar damit angefangen, doch nur, um zu spüren, wie Quade nach und nach die Führung übernahm, bis sie sich ihm willenlos hingeben konnte. Er küsste fantastisch gut, mal war er zärtlich, dann wieder neckte er sie, bis sie vor Lust verging.
Wo war bloß ihre Selbstbeherrschung geblieben? Was hatte dieser Mann an sich, dass sie aller Vernunft zum Trotz tatsächlich nur daran dachte, mit ihm ins Bett zu gehen? Es ist Zeit, mehr Rückgrat zu zeigen, überlegte Cheyenne, sonst macht er mit mir, was er will. Er hatte sie ja jetzt schon fast da, wo er sie haben wollte. Schon in dem Moment, als er das mit dem Heiraten erwähnt hatte, war sie nicht konsequent genug aufgetreten. Im Gegenteil. Anstatt standhaft zu bleiben, hatte sie sogar begonnen, über diese Möglichkeit ernsthaft nachzudenken. War sie denn komplett verrückt geworden?
Als Quade schließlich vor ihr stand, streckte er die Arme aus. „Darf ich?“, fragte er zu ihrer Überraschung. Was Babys betraf, hielten die Männer gerne Abstand. Jedenfalls hatte sie das immer wieder so von anderen gehört.
„Klar“, meinte sie und reichte ihm vorsichtig den Kleinen, der sich an ihrer Schulter mittlerweile beruhigt hatte. Sie sah, dass Quades Hände leicht zitterten, als er seinen Sohn zärtlich in die Arme nahm. Fest und gleichzeitig sanft hielt er das Baby vor sich, und sein Gesichtsausdruck verriet tiefe Rührung. In diesem Augenblick erkannte Cheyenne etwas. Obwohl Quade nach außen hin so tat, als habe er die Dinge jederzeit im Griff, schien er jetzt völlig überfordert mit der Situation. Er wusste offensichtlich nicht, was er mit dem kleinen Bündel anfangen sollte.
Nervös lächelte er Cheyenne an. „Er ist so klein.“
Sie erwiderte sein Lächeln amüsiert. „Ja, das ist er. Und dabei ist er sogar der größte der drei. Warte nur, bis du die Gelegenheit bekommst, seine Schwestern auf den Arm zu nehmen.“
Sie bemerkte, dass er allein bei der Vorstellung davon blass wurde, und konnte sich gerade noch beherrschen, um nicht laut loszulachen. Doch Quade hatte das Glitzern in ihren Augen bereits gesehen und schaute sie vorwurfsvoll, aber halb lächelnd an.
„Du machst dich über mich lustig, habe ich recht?“, fragte er, ehe er sich wieder seinem Sohn zuwandte, der ihn aus großen Babyaugen unentwegt anschaute.
Cheyenne lachte leise. „Du hast mich doch gefragt, ob du ihn halten darfst“, erwiderte sie. Doch dann sah sie, wie sich Vater und Sohn gegenseitig betrachteten. Beide schienen fasziniert vom Anblick des jeweils anderen zu sein.
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