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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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vorbeikommen.
    »Vielleicht sollte ich euch beide mitnehmen.«
    »Wohin?«, fragte ich.
    Taylor kam mit seinem Gesicht so nahe an meines heran, dass ich ihm in die Nase hätte beißen können. »Wie wäre es mit einer Arrestzelle, Schlaumeier? Na, wie gefällt euch das?«
    »Nicht so gut«, sagte Löffel.
    »Tja, aber genau dorthin wandert ihr, wenn ihr nicht endlich meine Fragen beantwortet. Ich könnte euch in den Knast in Newark stecken. Ja, ich glaube, der wäre perfekt für euch. Ist übrigens ein Erwachsenengefängnis. Da sitzt gerade so ein Typ ein, der über zwei Meter groß ist und wahnsinnig lange, scharfe Fingernägel hat, die er auch sehr gerne einsetzt, falls ihr versteht, was ich meine.«
    Er grinste böse.
    Löffel schluckte. »Das dürfen Sie gar nicht.«
    »Oje … Fängt Daddys kleiner Liebling jetzt etwa gleich an zu heulen?«
    »Wir sind noch minderjährig«, sagte Löffel. »Wenn Sie uns festnehmen wollen, müssen Sie unsere Eltern oder Erziehungsberechtigten benachrichtigen.«
    »Tja, tut mir leid, Kleiner«, Taylor verzog höhnisch den Mund, »aber dein Daddy ist leider zu sehr damit beschäftigt, mit seiner Zahnbürste Klos zu schrubben.«
    »Er benutzt dafür keine Zahnbürste«, sagte Löffel, »sondern das Gesicht von Ihrer Mama.«
    Oh Mann.
    Irgendetwas hinter Taylors Augen explodierte und sein Gesicht färbte sich scharlachrot. Einen Moment lang befürchtete ich, er hätte vielleicht einen Schlaganfall. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, während er auf Löffel hinabblickte, der sich seelenruhig die Brille höher auf die Nase schob. Ich war mir sicher, Taylor würde ihm gleich eine runterhauen. Und das hätte er vielleicht auch getan, wenn nicht auf einmal eine barsche Stimme gerufen hätte: »Aus dem Weg!«
    Jemand rollte eine Krankentrage auf uns zu. Wir traten eilig zur Seite. Auf der Trage lag ein Mann, dessen Gesicht übel zugerichtet worden war, aber er war bei Bewusstsein. Auf dem Kragen seines Hemds waren ein paar Blutspritzer zu sehen. Ich schätzte ihn auf Anfang vierzig. War er Ashleys Vater? Eine etwa gleichaltrige Frau eilte neben der Trage her. Sie war gespenstisch blass und presste ihre Handtasche an die Brust, als könne sie ihr Trost spenden.
    Als sie uns sah, blieb sie kurz verwirrt stehen und sah Taylor fragend an. »Wer sind die beiden?«
    »Tja, also, wir, ähm, wir haben diese Jungs dabei erwischt, wie sie sich hier herumgetrieben haben, und dachten, dass sie möglicherweise die Täter sind«, sagte Taylor.
    Einen Moment lang starrte Mrs Kent uns an, als wären wir Teile eines Puzzles, das sie nicht zusammensetzen konnte.
    »Das sind Kinder«, sagte sie.
    »Ja, ich weiß, aber …«
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass es ein Mann war. Ein Mann mit einer Tätowierung im Gesicht. Sehen Sie auf den Gesichtern der beiden vielleicht eine Tätowierung?«
    »Ich wollte doch nur sicherstellen …«, setzte Taylor zu seiner Verteidigung an, aber die Frau ließ ihn einfach stehen und lief weiter hinter der Trage her. Taylor warf uns einen finsteren Blick zu, worauf Löffel beide Daumen in die Höhe reckte, als wollte er sagen »Gut gemacht!«. In seinem Gesicht deutete wieder nichts darauf hin, ob er sich über den Polizisten lustig machte oder es ernst meinte.
    »Verschwindet«, knurrte Taylor.
    Wir gingen zur Straße zurück, wo der Mann, von dem ich annahm, dass er Ashleys Vater war, gerade in den Rettungswagen geschoben wurde. Die Frau sprach währenddessen mit einem Polizisten. Zwei seiner Kollegen unterhielten sich neben uns. Ich hörte das Wort Hausfriedensbruch und straffte die Schultern.
    Jetzt oder nie.
    Ich ging entschlossen auf sie zu, bevor mich jemand aufhalten konnte. »Mrs Kent?«
    Die Frau wandte sich mir zu und sah mich stirnrunzelnd an. »Wer bist du?«
    »Mein Name ist Mickey Bolitar. Ich bin ein Freund von Ashley.«
    Sie sagte nichts. Irgendetwas in ihrem Blick flackerte kurz auf, aber dann wurde ihre Miene wieder ausdruckslos. »Was willst du?«
    »Ich wollte nur fragen, ob es Ashley gut geht.«
    Als sie den Kopf schüttelte, wurden mir die Knie weich. Doch dann sagte sie etwas, womit ich niemals gerechnet hätte: »Wem?«
    »Ashley«, sagte ich. »Ihrer Tochter.«
    »Ich habe keine Tochter. Und ich kenne niemanden, der Ashley heißt.«

5
    IHRE WORTE LÄHMTEN kurzzeitig mein zentrales Nervensystem.
    Bis ich mich wieder gefangen hatte, war Mrs Kent schon hinten in den Krankenwagen eingestiegen. Wenig später wurden wir von den Polizeibeamten vertrieben.

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