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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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schlimmer: In der Einfahrt stand ein Krankenwagen. Ich rannte sofort los. Obwohl Löffel viel kürzere Beine hat als ich, hielt er mit mir Schritt. Im Vorgarten standen mehrere Polizeibeamte. Einer von ihnen sprach gerade mit jemandem – wahrscheinlich ein Nachbar – und machte sich Notizen. Die Haustür der Kents stand offen. Ich konnte den von einem Beamten bewachten Eingangsbereich sehen, in dem ein riesiger Kronleuchter von der Decke hing.
    Kurz vor der Einfahrt bremste Löffel ab und verfiel in normales Schritttempo. Ich nicht. Ich hielt weiter auf die Tür zu. Als der Polizeibeamte mich kommen sah, streckte er die Hand aus und rief streng: »Halt! Stehen bleiben!«
    Ich tat ihm den Gefallen. »Was ist passiert?«, fragte ich.
    Löffel kam außer Atem neben mir zum Stehen. Der Polizist brachte mit allem, was seine Mimik hergab, sein Missfallen zum Ausdruck. Er hatte zusammengewachsene Augenbrauen und eine Stirn wie ein Neandertaler. Beides zog sich unheilvoll zusammen, als er zuerst Löffel und dann wieder mich musterte. »Wer bist du überhaupt?«
    »Ein Freund von Ashley«, sagte ich.
    Der Typ verschränkte die Arme vor seiner Brust, die so breit war, dass man sie auch als Squash-Wand hätte benutzen können. »Habe ich dich nach einer Liste deiner Freunde gefragt?« Er seufzte, als würden die Vollidioten dieser Welt immer nur ihm begegnen. »Oder habe ich dich gebeten, mir deinen Namen zu nennen?«
    Oh Mann. »Ich heiße Mickey Bolitar.«
    Die zusammengewachsenen Brauen schnellten in die Höhe. »Moment mal. Du bist Myrons Sohn?«
    Er sprach den Namen aus, als würde er verwestes Fleisch ausspucken. »Nein. Sein Neffe. Wenn Sie mir nur kurz sagen könnten …«
    »Sehe ich vielleicht wie ein verdammter Bibliothekar aus?«, knurrte er.
    »Wie bitte?«
    »Du weißt schon. Ein Bibliothekar. Denkst du, ich stehe hier, um deine Fragen zu beantworten?«
    Ich warf Löffel einen Blick zu. Er zuckte mit den Achseln. »Nein«, sagte ich. »Nein, natürlich nicht, Sir.«
    »Du hältst dich wohl für besonders clever, was?«
    »Wer? Ich? Nein.«
    Er schüttelte den Kopf. »Klugscheißer. Genau wie dein Onkel.«
    Ich war kurz versucht, ihm zu verraten, dass ich meinen Onkel genauso wenig leiden konnte wie er, um eine Art Verbundenheit zwischen uns herzustellen – so wie in dieser Geschichte über den Sklaven, der einem Löwen den schmerzenden Dorn aus der Pfote zieht –, aber ganz gleich, was ich meinem Onkel gegenüber empfand, ich hätte den Teufel getan und meine Familie verraten, um mich mit diesem Neandertaler zu verbrüdern.
    »Ähm, Officer?«, sagte Löffel.
    Der Neandertaler wandte ihm ruckartig den Kopf zu. »Was?«
    Löffel schob die Brille auf seiner Nase hoch. »Sie sind ganz schön unhöflich.«
    Oh Mann.
    »Was hast du gerade gesagt?«
    »Sie sind ein städtischer Angestellter und dafür sind Sie sehr unhöflich.«
    Der Neandertaler drückte die Brust so weit raus, dass sie beinahe Löffels Nase berührte, aber der wich keinen Zentimeter zurück. Der Neandertaler starrte auf ihn hinunter und kniff die Augen zusammen. »Moment mal. Dich kenne ich doch. Dich haben sie doch letztes Jahr zweimal aufgegriffen.«
    »Und zweimal freigelassen«, sagte Löffel.
    »Genau, jetzt weiß ich es wieder. Dein Vater wollte uns verklagen, weil wir dich angeblich fälschlicherweise verhaftet hatten oder irgend so einen Mist. Du bist der Sohn vom Hausmeister der Highschool, richtig?«
    »Genau der bin ich.«
    Der Neandertaler schnaubte. »Dann verdient sich dein alter Herr also immer noch mit Kloschrubben seine Brötchen, ja?«
    »Das ist sein Job.« Löffel schob seine Brille hoch. »Er reinigt Toiletten, Waschbecken, Böden – eben alles, was sauber gemacht werden muss.«
    Bevor Löffels Arglosigkeit den Neandertaler völlig aus dem Konzept brachte, ging ich eilig dazwischen. »Hören Sie, wir wollen keinen Ärger machen. Ich wollte nur fragen, ob mit meiner Freundin alles in Ordnung ist.«
    »Du führst dich auf wie so ein verdammter Superheld«, blaffte er mich an. Erst jetzt fiel mir auf, dass er ein Namensschildchen trug – TAYLOR . »Genau wie dein Onkel.« Taylor stemmte mit viel Getue die Hände in die Hüften. »Was habt ihr beiden eigentlich an einem ganz normalen Wochentag noch so spät draußen verloren?«
    Ich musste mich schwer zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen. »Es ist erst acht Uhr abends.«
    »Willst du wieder den Klugscheißer spielen, oder was?«
    Ich musste irgendwie an dem Typen

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