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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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Als wir wieder vor der Einfahrt zu Prema Estates standen, verabschiedeten Löffel und ich uns, und jeder von uns schlug den Weg zu sich nach Hause ein. Unterwegs rief ich im Coddington Rehab Center an, wo mir gesagt wurde, dass meine Mutter gerade eine Therapiesitzung hätte und heute Abend nicht mehr zu sprechen sei. Das war in Ordnung. Sie würde morgen früh sowieso nach Hause kommen.
    Der Ford Taurus meines Onkels stand in der Einfahrt. Als ich die Tür aufschloss, rief Myron: »Mickey?«
    »Muss Hausaufgaben machen«, rief ich zurück und lief schnell in mein Zimmer im Keller, um ihm nicht begegnen zu müssen. Seit Myron damals in dem Zimmer gewohnt hatte, war nichts darin verändert worden. Hier und da hatten sich die Holzpaneele der Wandverkleidung gelöst und waren mit doppelseitigem Klebeband wieder befestigt worden. In einer Ecke stand ein Sitzsack mit einem Riss, aus dem jedes Mal Styroporkügelchen rieselten, wenn man sich hineinfallen ließ. An der Wand hingen verblichene Poster von Basketballgrößen aus den 1970ern, Typen wie John »Hondo« Havlicek und Walt »Clyde« Frazier. Ich muss zugeben, dass ich diese Poster liebte. So altmodisch das Zimmer ansonsten auch aussah – Hondo und Clyde waren einfach die Coolsten.
    Als Erstes zwang ich mich dazu, meine Mathehausaufgaben zu machen. Eigentlich hatte ich nichts gegen Mathe, aber mal ehrlich – gibt es etwas Langweiligeres, als stur Formeln zu lösen? Danach las ich ein bisschen Oscar Wilde für den Englischkurs und übte Vokabeln für Französisch. Als ich fertig war, ging ich nach oben in die Küche und brutzelte mir einen Cheeseburger.
    Hatte Mrs Kent gelogen? Und wenn ja, warum?
    Ich fand keine Antwort darauf, was mich direkt zur nächsten Frage führte.
    Hatte Ashley gelogen? Und wenn ja, warum?
    Ich spielte gedanklich ein paar Möglichkeiten durch, kam aber zu keinem Ergebnis. Nachdem ich fertig gegessen hatte, schnappte ich mir den Basketball, schaltete die Außenbeleuchtung an und begann, Körbe zu werfen. Ich spiele jeden Tag. Irgendwie kann ich dabei am besten nachdenken.
    Basketball ist meine Flucht und mein Paradies.
    Oh Mann, ich liebe diesen Sport. Man jagt schweißgebadet und bis zur Erschöpfung zusammen mit neun anderen Typen übers Feld und ist dabei – auch auf die Gefahr hin, mich jetzt anzuhören wie ein Zen-Priester – zugleich ganz für sich. Auf dem Platz gibt es nichts, was mich ablenkt, und ich bin vollkommen im Jetzt und nehme alles erst wenige Sekunden, bevor es passiert, wahr. Für mich gibt es nichts Schöneres, als den Cut eines Teamkollegen vorauszusehen und dann im letzten Moment einen Bodenpass zwischen zwei Verteidigern hindurchzuspielen. Ich liebe Rebounds. Ich liebe es zu blocken, Lücken zu entdecken und den Ball an mich zu bringen. Ich liebe dieses Gefühl uneingeschränkter Kontrolle beim Dribbeln, wenn ich den Ball, ohne hinzusehen, vor mir hertreibe, als wäre er durch unsichtbare Fäden mit meiner Hand verbunden. Ich liebe es, einen Pass zu fangen, den Korb fest im Blick, die Finger in die Rillen des Balls gleiten zu lassen, ihn über den Kopf zu heben und leicht das Handgelenk zu neigen, während ich zum Sprung ansetze. Ich liebe den Moment, wenn ich dem Ball am höchsten Punkt meines Sprungs im allerletzten Moment einen wohldosierten Stoß versetze, langsam wieder am Boden aufkomme und zusehe, wie er in elegantem Bogen auf den Korb zufliegt und das Netz hin- und hertanzt, wenn er hindurchgleitet.
    Jetzt dribbelte ich über die asphaltierte Fläche hinter Myrons Haus, feilte an meiner Dunktechnik, übte Korbleger und fing meine eigenen Rebounds. Ich stellte mir vor, Kobe oder sogar Clyde und Hondo wären mit mir auf dem Platz und würden mich decken. Ich hörte einen imaginären Sportkommentator mit sich überschlagender Stimme rufen, dass ich, Mickey Bolitar, zwei Freiwürfe hätte, mein Team einen Punkt im Rückstand, die Zeit abgelaufen und dies das letzte Match der NBA Playoffs sei.
    Ich gab mich trunken der Glückseligkeit des Spiels hin.
    Ich hatte ungefähr eine Stunde trainiert, als die Hintertür aufging und Onkel Myron herauskam. Er stellte sich wortlos unter den Korb und fing an, meine Rebounds zu fangen und mir den Ball zurückzuspielen. Ich begann mit einer Übung, die sich »Around the World« nennt, weil man den Ball in Dreißig-Grad-Schritten entlang der halbkreisförmigen Drei-Punkte-Linie wirft.
    Mein Onkel hielt weiter Rebounds für mich, sonst nichts. Er hatte verstanden. Reden wäre

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