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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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selbst an einem Ort wie diesem, weiß ich, wie man rhetorisch punkten kann.
    Candy beugte sich ein Stückchen vor, um ihr Dekolleté zur vollen Geltung zu bringen. »Spendierst du mir was?«
    »Ähm, was?«, stammelte ich verwirrt, und fügte dann hastig hinzu: »Ich meine, ja. Ja, natürlich.«
    »Bist du das erste Mal hier?«
    Ich nickte. »Bin gerade einundzwanzig geworden.«
    »Das ist niedlich. Also – es ist hier so üblich, dass du dir und mir etwas zu trinken bestellst. Wir könnten uns eine Flasche Champagner teilen. Na, was meinst du?«
    »Wie viel würde die kosten?«
    Ihr Lächeln verrutschte etwas.
    Die Bedienung sagte: »Dreihundert Dollar plus Trinkgeld.«
    Zum Glück saß ich in einer Sofaecke, denn ansonsten wäre ich glatt vom Stuhl gefallen.
    »Ähm, und wenn ich zwei Cola Light bestelle?«, fragte ich. »Wie viel würde das kosten?«
    Jetzt verschwand das Lächeln. Offenbar hatte ich mein Prädikat »süß« verspielt.
    »Zwanzig Dollar plus Trinkgeld.«
    Das würde mich zwar mehr oder weniger in den finanziellen Ruin stürzen, aber ich nickte trotzdem. Die Bedienung ließ mich mit Candy allein, die mich jetzt prüfend musterte. Schließlich fragte sie: »Warum bist du hier?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na, wenn du wirklich gerade einundzwanzig geworden wärst, wärst du mit deinen Kumpels hier. Und du siehst auch nicht gerade so aus, als wärst du gerne hier. Also?«
    So viel zum Thema verdeckte Ermittlungen. Aber vielleicht war es auch besser so. »Ich suche nach jemandem«, sagte ich.
    »Tun wir das nicht alle?«, antwortete Candy.
    »Was?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Vergiss es. Okay, Süßer – wen suchst du?«
    »Einen Mann. Er heißt Antoine LeMaire.«
    Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht.
    »Kennst du ihn?«
    Blankes Entsetzen trat in ihren Blick. »Ich muss gehen.«
    »Warte.« Ich legte eine Hand auf ihren Unterarm, aber sie riss sich los und lief davon. Mir fiel wieder das »Wer grapscht, fliegt«-Schild ein. Ratlos blieb ich sitzen und fragte mich, was ich jetzt tun sollte. Unglücklicherweise wurde mir die Entscheidung abgenommen, denn ich sah plötzlich, wie der Hüne vom Eingang sich einen Weg zu mir bahnte. Ich holte mein Handy hervor, um jemanden anzurufen – egal wen – und einen Zeugen zu haben, falls er handgreiflich werden würde. Kein Netz. Na toll.
    Als der Hüne sich vor mir aufbaute, fühlte es sich an, als würde ich gerade eine ganz private Mondfinsternis erleben. »Zeig mir noch mal deinen Ausweis.«
    Ich zog ihn aus der Hosentasche und reichte ihn ihm.
    »Du siehst nicht aus wie einundzwanzig«, stellte er fest.
    »Das liegt wahrscheinlich daran, dass es hier drin so dunkel ist. Als Sie mich vorhin draußen bei Tageslicht angeschaut haben, haben Sie mich reingelassen, also muss ich da wie einundzwanzig ausgesehen haben.«
    Seine Miene drückte Argwohn aus. »Was willst du hier?«
    »Ein bisschen Spaß haben?«
    »Komm mit«, befahl er.
    Es schien wenig Sinn zu haben, sich der Aufforderung zu widersetzen, weil mittlerweile zwei weitere Gorillas hinter ihm in Position gegangen waren. Selbst an einem richtig guten Tag hätte ich gegen alle drei keine Chance gehabt. Wahrscheinlich noch nicht einmal gegen einen von ihnen. Also stand ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch auf und steuerte auf den Ausgang zu. Die Aktion war nicht so gelaufen, wie ich es mir erhofft hatte. Dabei war ich mir sicher, dass Antoine LeMaire hier irgendwo sein musste, denn sein Name hatte bei dieser Candy definitiv eine Saite zum Klingen gebracht. Fürs Erste würde mir allerdings nichts anderes übrig bleiben, als nach Hause zu gehen und einen neuen Plan zu entwickeln …
    Eine riesige Pranke krachte auf meine Schulter herunter, als ich am Ausgang angekommen war.
    »Nicht so schnell«, brummte der Hüne. »Da geht’s lang.«
    Oh-oh.
    Ohne die Hand von meiner Schulter zu nehmen, führte er mich einen langen Flur hinunter, an dessen Wänden Poster von »Showgirls« hingen. Die zwei anderen Kraftpakete folgten uns in kurzem Abstand. Das gefiel mir nicht. Wir kamen an den Toiletten vorbei, bogen nach links ab und blieben am Ende des Flurs vor einer Tür stehen.
    Das Ganze gefiel mir immer weniger.
    »Ich würde jetzt gern gehen«, sagte ich.
    Der Hüne antwortete nicht. Stattdessen schloss er die Tür auf, schubste mich in den Raum und knallte die Tür hinter uns zu. Wir befanden uns in einer Art Büro, in dem ein Schreibtisch stand und dessen Wände mit weiteren Postern von Showgirls geschmückt

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