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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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entgegenkommender Schüler auszuweichen, und holte sie genau in dem Moment ein, als sie um die nächste Ecke biegen wollte. Um sie aufzuhalten, legte ich ihr eine Hand auf die Schulter. Vielleicht war ich dabei ein bisschen zu unsanft, jedenfalls drehte sie sich erschrocken um, aber als sie sah, dass ich es war, erhellte ein so wunderschönes Lächeln ihre feinen Züge, dass es mir in der Herzgegend einen Stich versetzte.
    »Hey, Mickey!«, sagte sie, als wäre sie überglücklich, mich zu sehen.
    Dafür hätte sie den Oscar verdient.
    »Wo ist Ashley?«
    Das Lächeln zerfiel zu einer schockgefrorenen Grimasse. »Was meinst du?«
    »Du hast ihr Schließfach aufgeschlossen und ausgeräumt. Warum?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    Oh Mann, warum hatte ich sie nicht schon früher durchschaut? Sie war noch nicht einmal eine besonders überzeugende Lügnerin.
    »Leugnen ist zwecklos. Ich habe dich gesehen«, sagte ich.
    »Das ist unmöglich.«
    »Auf dem Video der Überwachungskamera. Ich habe gesehen, wie du Ashleys Schließfach geöffnet und ausgeräumt hast.«
    Ihr Blick flackerte nervös. »Ich muss in meinen Kurs.«
    Sie wollte sich umdrehen, aber ich hielt sie am Arm fest.
    »Warum hast du mich angelogen?«
    »Lass mich los.«
    »Wo ist Ashley?«
    »Mickey, du tust mir weh!«
    Ich ließ sie los. Sie drückte ihren Arm an die Brust und rieb die Stelle über ihrem Ellbogen, an der ich sie festgehalten hatte. Ein paar Schüler, die an uns vorbeikamen, begannen zu tuscheln.
    »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich.
    »Ich muss jetzt wirklich in meinen Kurs«, sagte sie und eilte davon.
    »So einfach lasse ich mich nicht abwimmeln, Rachel.«
    Sie blieb stehen und drehte sich zu mir um. »Ich kann es erklären.«
    »Ich höre.«
    »Wir treffen uns nach der Schule. Allein. Ohne Ema und Löffel. Ich werde dir alles erzählen.«
    Dann ging sie weiter.

18
    DER REST DES SCHULTAGS verging mit quälender Langsamkeit. Ich schaute ständig auf die Uhr – es war, als wäre der Minutenzeiger in Sirup getaucht worden – und zerbrach mir vergeblich den Kopf darüber, auf welche Weise Rachel in die ganze Sache verwickelt sein könnte.
    Als es schließlich nur noch fünf Minuten bis Unterrichtsschluss waren – fünf Minuten, bis ich mich mit Rachel treffen und endlich eine Erklärung bekommen würde –, erwachte in Mr Berlins Physikkurs knackend der Lautsprecher zum Leben, und eine der Sekretärinnen forderte mich auf, mich umgehend im Büro von Mr Grady einzufinden.
    Kollektives Raunen ging durch die Reihen meiner Mitschüler.
    Ich hatte Mr Grady noch nicht persönlich kennengelernt, wusste aber, wer er war. Ich hatte schon lange gehofft, in nicht allzu ferner Zukunft näher Bekanntschaft mit ihm zu machen, weil er unter anderem die Basketballmannschaft der Schule trainierte. Der Grund für das kollektive Raunen hatte allerdings etwas mit seinem eigentlichen Job hier an der Schule zu tun: Er war unser stellvertretender Direktor und als extrem streng bekannt.
    Ich packte meine Sachen zusammen und machte mich auf den Weg ins Sekretariat. Nervös war ich nicht. Es mag vielleicht unbescheiden klingen, aber ich war fest davon überzeugt, dass Mr Grady mich zu sich rief, um mich an der Schule willkommen zu heißen. Ich war zwar nicht damit hausieren gegangen, dass ich ganz passabel Basketball spielte, aber angesichts meiner Körpergröße, der Tatsache, dass ich Myrons Neffe war und es auf dem Platz in Newark nur so vor Trainern und Talentscouts wimmelte, wäre es verwunderlich gewesen, wenn Mr Grady noch nichts von mir gehört hätte.
    Ich war mir ziemlich sicher, dass das der Grund dafür war, weshalb er mich in sein Büro bestellte.
    Oder hatte ich vielleicht gegen irgendeine Schulregel verstoßen? Ich dachte kurz daran, dass ich Rachel vorhin im Flur ziemlich grob festgehalten hatte. Aber selbst wenn jemand es mitbekommen hätte und zu Grady gerannt wäre, um mich zu verpetzen – na und? Er hätte Rachel kommen lassen und sie gefragt, was vorgefallen war, worauf sie ihm gesagt hätte, dass nichts gewesen war.
    Jedenfalls ging ich davon aus, dass sie das gesagt hätte … oder?
    Als ich im Sekretariat angekommen war, wurde ich zu seinem Büro durchgewunken und klopfte an seine Tür.
    »Herein.«
    Ich trat ein. Mr Grady saß hinter seinem Schreibtisch und musterte mich über den Rand seiner Lesebrille hinweg. Er hatte sein Jackett ausgezogen und trug ein kurzärmeliges Hemd, das ihm vor ein paar Jahren möglicherweise

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