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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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möchten, mein Junge?«
    Nein. Weil mir gar nichts anders übrig blieb, zwang ich mich, ruhig zu bleiben, und fragte Grady, ob es okay wäre, vorher noch schnell eine SMS zu schreiben. Er hatte nichts dagegen. Ich gab Rachel Bescheid, dass ich erst in einer Stunde kommen könnte, und bat sie, so lange auf mich zu warten.
    Sie antwortete nicht.
    Ich war noch nie in meinem Leben zum Nachsitzen verdonnert worden, andererseits war ich auch noch nie auf einer amerikanischen Highschool gewesen, weshalb ich keine Ahnung hatte, was mich erwarten würde. Wie sich herausstellte, wurde es eine der langweiligsten Stunden, die ich je erlebt hatte. Man hockte mit ein paar anderen Schülern in dem Raum, in dem sonst der Theorieunterricht für die Führerscheinprüfung stattfand und in dem es nichts gab, womit wir uns hätten ablenken können – unsere Handys hatten wir vorher abgeben müssen. Die meisten legten einfach den Kopf auf den Tisch und hielten ein Nickerchen. Ich suchte erst nach Mustern in den Bodenfliesen und fing dann an, die Straßenverkehrsordnung zu lesen, die an der Wand hing und in der unter anderem mahnend darauf hingewiesen wurde, sich nicht alkoholisiert ans Steuer zu setzen, beim Fahren weder zu telefonieren noch SMS zu schreiben und sich an die Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten.
    Ich dachte an den Unfall und fragte mich, ob der Fahrer des Geländewagens betrunken gewesen, eine SMS geschrieben hatte oder zu schnell gefahren war. Ich dachte an den Sanitäter mit den rotblonden Haaren und den grünen Augen und an sein Gesicht, das mir gesagt hatte, dass mein Leben nie wieder so sein würde wie vorher.
    Als die Stunde endlich um war, holte ich mein Handy ab und sah als Erstes nach, ob ich eine SMS von Rachel bekommen hatte.
    Nichts.
    Niedergeschlagen verließ ich das Schulgebäude, als ich sie plötzlich doch auf dem Parkplatz stehen sah. »Hey, Rachel!« Erleichtert joggte ich auf sie zu. »Danke, dass du gewartet hast.«
    Rachel nickte stumm. Sie wirkte gehetzt, als wäre sie in Eile.
    »Okay«, kam ich gleich zur Sache. »Erklärst du mir jetzt, warum du Ashleys Schließfach ausgeräumt hast?«
    »Du hast vorhin gesagt, dass du mich auf dem Überwachungsvideo gesehen hast. Stimmt das?«
    Plötzlich erkannte ich, was mit ihr los war. Sie war gar nicht gehetzt. Sie hatte Angst. »Ja, das stimmt.«
    »Wie kann das sein? Ich meine, wie bist du an die Aufnahme gekommen?«
    Ich schüttelte bedauernd den Kopf, weil ich ihr nach wie vor misstraute und Löffel nicht verraten wollte. »Das spielt keine Rolle.«
    »Für mich schon«, sagte sie. »Wissen auch andere Leute davon?«
    »Wieso ist das so wichtig?«
    »Warum hast du dir das Überwachungsvideo angeschaut?«
    »Das weißt du doch. Weil ich herauszufinden versuche, was mit Ashley passiert ist. Was hast du an ihrem Schließfach zu suchen gehabt?«
    »Was glaubst du?«
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte ich. »Du hast mir erzählt, dass du sie kaum gekannt hast.«
    »Das stimmt auch.«
    Ich breitete die Arme aus. »Und warum wusstest du dann die Zahlenkombination von ihrem Schloss und hast ihre Sachen aus dem Schließfach geräumt?«
    Rachel wandte den Blick ab und schüttelte den Kopf. »Du verstehst es nicht.«
    »Nein, das stimmt. Aber warum versuchst du nicht einfach, es mir zu erklären? Und wenn du schon dabei bist, würde ich außerdem gern wissen, warum du so getan hast, als würdest du mich nett finden.«
    »Ashley hat mich darum gebeten.«
    »Ashley hat dich gebeten, nett zu mir zu sein?«
    Rachel seufzte, als wäre ich schwer von Begriff. »Sie wollte sichergehen, dass mit dir alles okay ist.«
    »Dass mit mir alles okay ist?« Jetzt verstand ich wirklich gar nichts mehr. »Wovon redest du?«
    »Ashley wollte dich auf keinen Fall in die Sache mit hineinziehen, weil sie Angst hatte, dass dir sonst etwas passieren könnte.«
    »Welche Sache?«
    »Ich musste ihr versprechen, nicht mit dir darüber zu reden.«
    Mein Herz begann, schneller zu klopfen. »Warte, warte, warte. Ashley hat dich gebeten … dann weißt du also, wo sie ist?«
    Sie antwortete nicht.
    »Rachel?«
    Zögernd hob sie den Kopf und sah mich an. Unsere Blicke trafen sich. Diesmal hatte ich nicht vor, mich von ihrem Charme einwickeln zu lassen. Aber es heißt, Augen lügen nicht, und der Ausdruck, mit dem sie mich jetzt anschaute, war so verletzlich und so aufrichtig, dass ich einfach nicht anders konnte, als ihr zu glauben. »Ja«, sagte Rachel schließlich. »Ich weiß, wo Ashley

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