Nur zu deinem Schutz (German Edition)
ist.«
»Wo?«
»Komm mit.« Rachel riss ihren Blick von meinem los. »Ich zeige es dir.«
19
EINE WEILE SCHLENDERTEN WIR schweigend nebeneinander her. Ich wollte sie nicht drängen, weil ich hoffte, dass sie mir von sich aus mehr erzählen würde, aber das tat sie nicht. Schließlich hielt ich es nicht mehr aus und fragte: »Wohin gehen wir eigentlich?«
»Zu mir nach Hause.«
»Ashley ist bei dir?«
Ihre Miene war unergründlich und konnte alles bedeuten – ja, vielleicht, nein. »Das siehst du gleich.«
»Was heißt das? Verdammt, Rachel, was ist denn passiert?«
»Das soll Ashley dir erklären.«
»Ich würde es aber lieber jetzt gleich von dir hören.«
»Wie schon gesagt, ich habe ihr versprochen, nicht mit dir darüber zu reden.«
Wir schwiegen wieder.
»Mickey?«
Ich sah sie an.
»Ich habe nicht nur so getan, als würde ich dich mögen. Ich meine, es stimmt zwar, dass Ashley mich gebeten hat, mich ein bisschen um dich zu kümmern, und das war auch der Grund, warum ich dich angesprochen habe, aber dann …« Sie verstummte und heftete den Blick auf den Boden. »Na ja.«
Ich hätte gern nach ihrer Hand gegriffen, aber ich wusste nicht, ob das in dem Moment das Richtige gewesen wäre. Mein Handy vibrierte. Ema hatte eine SMS geschrieben: wo steckst du?
Ich überlegte kurz und hielt Rachel dann das Handy hin, damit sie die Nachricht lesen konnte. Sie schüttelte den Kopf. »Sag es ihr nicht.«
Ich nickte und steckte das Handy wieder ein. Rachel wohnte in einem riesigen Anwesen – »Haus« wäre als Bezeichnung dafür einfach nicht angemessen gewesen –, das wie ein Schloss auf einem Hügel thronte. Am Ende der langen Auffahrt stand ein hohes schmiedeeisernes Tor. Rachel gab eine Nummer in ein Tastenfeld in der Mauer ein, worauf es lautlos aufschwang.
»Sind deine Eltern zu Hause?«, fragte ich, während wir auf den Eingang zugingen.
Über ihr Gesicht huschte ein Lächeln, dessen Bedeutung ich nicht einordnen konnte. »Nein.«
»Ist Ashley da?«
»Ja.«
»Wo?«
»Im Gästehaus.«
»Und wie lange ist sie dort schon?«
»Seit über einer Woche.«
»Und deine Eltern wissen Bescheid?«
»Sagen wir mal so …« Wieder lächelte sie, nur wirkte sie diesmal traurig. »Meine Eltern sind nicht so oft zu Hause.«
Auf dem Weg zum rückwärtigen Teil des Grundstücks gingen wir seitlich an der riesigen Villa vorbei und kamen dabei an einer mit edlen Marmorplatten ausgelegten Terrasse und einem Tennisplatz vorbei. Alles strahlte Luxus und Reichtum aus. Neben dem Pool stand ein weiteres Gebäude – ein kleinerer Bungalow. Ich deutete mit dem Kinn darauf.
»Wohnt Ashley da?«, fragte ich.
»Ja.
Ich schluckte und beschleunigte meine Schritte. Endlich würden all meine Fragen beantwortet werden. Als wir vor der Tür standen, klopfte Rachel und rief leise: »Ashley?«
Keine Antwort.
»Ashley?«
Alles blieb still. Rachel warf mir einen besorgten Blick zu, dann öffnete sie die Tür und wir traten in den Raum. Das Bett war ordentlich gemacht, alles war blitzblank aufgeräumt und niemand war da. Ich sah Rachel an. Sie war blass geworden und ihre Augen wirkten unnatürlich groß. Als ich mich umblickte, entdeckte ich einen Zettel auf dem Tischchen neben dem Bett. Rachel hatte ihn ebenfalls gesehen, eilte darauf zu und griff danach. Ich folgte ihr und las, über ihre Schulter gebeugt, mit.
Rachel,
bitte entschuldige, dass ich einfach so abgehauen bin. Ich kann es dir nicht erklären, ohne dich noch tiefer in das alles mit reinzuziehen, und das will ich auf gar keinen Fall. Tausend Dank, dass ich bei dir unterschlupfen durfte, aber ich kann mich nicht für immer verstecken. Geh bitte nicht zur Polizei. Das ist etwas, das ich allein regeln muss.
Ashley
»Ich verstehe das nicht«, sagte Rachel kopfschüttelnd. »Sie hatte doch solche Angst.«
Mittlerweile saßen wir im Wohnzimmer der Caldwells. Zuvor hatten wir überall nachgesehen, ob Ashley vielleicht doch noch irgendwo hier war, aber sie war eindeutig verschwunden. In der riesigen Villa war es still wie in einem Mausoleum.
»Erzähl mir, was passiert ist«, bat ich Rachel.
»Vorletzte Woche hatten wir ein Vortanzen für das Cheerleaderteam. Wir können dieses Jahr nur drei neue Mädchen aufnehmen und ungefähr fünfzig sind gekommen. Ashley war auch dabei.«
Das überraschte mich. »Sie hat sich als Cheerleader beworben?«
Rachel nickte.
»Und, wie ist es für sie gelaufen?«
»Ziemlich mies. Ich fand sie richtig gut, man konnte sehen,
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