Nur zu deinem Schutz (German Edition)
steckt.«
Buddy Ray seufzte genervt und sagte dann: »Keine Sorge, Prinzessin. Ich bin gleich wieder da.«
Ashley erwiderte darauf nichts.
Buddy Ray kam die Stufen hochgelaufen. Ich kniff die Augen zu und betete, dass er mich in der Dunkelheit hinter der geöffneten Tür nicht sehen würde. Mein Gebet wurde erhört. Er ging mit großen Schritten hinaus und knallte die Tür hinter sich zu.
Jetzt war ich allein mit Ashley. Für langes Nachdenken war keine Zeit, es gab sowieso nur eine Option, und die war ziemlich simpel: Ich musste sie befreien und so schnell wie möglich mit ihr von hier verschwinden. Wahrscheinlich blieben uns nur wenige Minuten, bis Buddy Ray wiederkommen würde.
Ich lief die Treppe zum Verlies hinunter. Ashley drehte den Kopf und schnappte nach Luft, als sie mich sah. »Mickey!«
»Wir müssen dich hier rausschaffen.«
»Wie hast du mich gefunden?«
»Später.«
Sie begann, leise zu weinen. Ich ging neben ihrem Stuhl in die Hocke, um sie loszubinden. In Filmen wirkt so etwas immer ganz einfach, als wäre es ein Kinderspiel, aber im wirklichen Leben sah die Sache ganz anders aus.
Buddy Ray hatte ihre Handgelenke mit Kabelbinder an eines der Stuhlbeine gefesselt.
Hektisch blickte ich mich nach einem Werkzeug um, mit dem ich den Kunststoff durchschneiden konnte, aber da war nichts.
»Mickey?«
»Warte, ich überlege gerade, wie ich dich am besten befreien kann.«
»Das schaffst du nie.« Sie klang, als hätte sie jede Hoffnung aufgegeben.
Das spornte mich nur noch mehr an. »Kann sein, dass das gleich ein bisschen wehtut«, warnte ich sie und versuchte, das Plastikband über ihre Handgelenke zu ziehen. Es war zwecklos. Es saß einfach zu straff.
»Gib es auf, Mickey«, sagte sie. »Sei vernünftig und mach, dass du von hier verschwindest.«
»Vergiss es«, antwortete ich.
»Er kann jeden Moment zurückkommen. Geh. Bring dich in Sicherheit. Bitte, Mickey. Er wird mir nur ein bisschen wehtun. Eine beschädigte Ware bringt ihm kein Geld mehr ein.«
Verbissen zerrte ich weiter an dem Kabelbinder, bis ich einsah, dass es nichts bringen würde. Plötzlich fiel mein Blick auf seine Folterkiste, aber als ich mich davor stellte und mit voller Wucht gegen das Vorhängeschloss trat, gab es bloß ein lautes Scheppern von sich. Hektisch sah ich mich nach irgendwas um, womit ich es vielleicht abhebeln oder zertrümmern konnte, aber abgesehen von dem Stuhl, auf dem Ashley saß, und der Werkzeugkiste war der Raum absolut leer.
Verdammte Scheiße!
Wieder trat ich gegen das Schloss, aber es war sinnlos, mit bloßer Körperkraft war das Ding nicht zu knacken. Schließlich gab ich es auf und zog mein Handy aus der Tasche. Eine Millisekunde zögerte ich noch, dann beschloss ich, die Polizei zu rufen. Das war ein verdammter Notfall.
»Nein!«, rief Ashley panisch, weil sie ahnte, was ich vorhatte. »Wenn die Bullen hier auftauchen, wird er sofort anfangen, wahllos Leute umzubringen.«
Ich steckte das Handy weg. Es hatte sowieso keinen Zweck. In diesem Betonbunker hatte ich kein Netz.
Und was jetzt?
Tick-tack-tick-tack-tick-tack. Wie viel Zeit blieb uns noch?
»Bitte, Mickey! Geh, solange du noch kannst. Wenn er dir etwas antut, wenn dir irgendetwas passiert … ich … das könnte ich mir nie verzeihen.«
Ich kniete mich vor sie hin, nahm ihr Gesicht in meine Hände und blickte ihr fest in ihre wunderschönen Augen, die mich flehend ansahen. »Ich werde dich nicht im Stich lassen«, sagte ich. »Hörst du? Egal was kommt. Dieses Monster bekommt dich nicht noch mal in die Finger.«
Tick-tack-tick-tack-tick-tack.
Okay. Mit dem Versuch, den Kabelbinder loszumachen oder das Vorhängeschloss zu knacken, hatte ich nur kostbare Zeit verschwendet.
Ich musste es irgendwie schaffen, sie von diesem verdammten Stuhl zu befreien.
»Nicht erschrecken.«
»Wieso? Was …?«
Ich trat entschlossen gegen das Stuhlbein. Nichts. Als ich ihm noch einen Tritt verpasste, gab es ein bisschen nach. Beim dritten Stoß brach es endlich. Ashley war zwar immer noch mit dem Kabelbinder gefesselt, aber zumindest würde sie aufstehen und vielleicht sogar die Hände herauswinden können.
Plötzlich hörte ich, wie oben die Tür aufging.
Das war’s.
Es brauchte nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, was gleich passieren würde. Buddy würde herunterkommen, mich sehen, sein Messer zücken und Max und die anderen Schläger dazurufen.
Realistisch betrachtet hatten wir keine Chance, lebend aus der Sache
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