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Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Nur zu deinem Schutz (German Edition)

Titel: Nur zu deinem Schutz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harlan Coben
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vollkommen hilflos war.
    Auf einmal fragte Ema: »Kann ich auch mal kurz wohin?«
    Max wedelte mit der Hand, was vermutlich so viel hieß wie mach, was du willst . Ich fragte mich, was sie vorhatte. Wollte sie Rachel etwa allein lassen? Nein, nicht Ema. Wahrscheinlich war ihr genau wie mir klar geworden, dass unser Plan gescheitert war, und sie suchte nur nach einem Vorwand, um den Raum verlassen und die Polizei rufen zu können. Ich dachte noch einmal an Juans Warnung, aber was blieb uns denn anderes übrig?
    Mein Blick wanderte zu der Brandschutztür und dann zu der Tür, die ins Verlies führte.
    »Jetzt tanz endlich!«, brüllte Max plötzlich ohne Vorwarnung.
    Also begann Rachel zu tanzen. Die Stange, die in der Mitte der Bühne eingelassen war, ignorierte sie und winkelte stattdessen die Unterarme an, während sie steif die Hüften bewegte, als würde sie einen imaginären Hula-Hoop-Reifen schwingen. Ich atmete erleichtert aus, weil ich eigentlich damit gerechnet hatte, dass sie als Cheerleader eine hochprofessionelle Performance hinlegen würde. Aber dann hätten die Kerle sie vermutlich sofort auf die Bühne in der Bar vorne gezerrt.
    Die Frau verdrehte stöhnend die Augen, während die vier Männer sich völlig entsetzt ansahen.
    »Was soll der Scheiß?«, grölte einer.
    »Tanz endlich richtig, verflucht noch mal.«
    »Lass was sehen!«
    »Geh an die Stange, spiel damit!«
    »Gott, das kann man ja nicht mit anschauen.«
    Ich nutzte den Aufruhr, um Millimeter für Millimeter vom Kissenberg wegzurobben, als Max plötzlich lauernd den Kopf hob.
    Es war, als hätte er mich gewittert. Ich duckte mich hinter die beiden übereinanderliegenden Kissen, bis zu denen ich es geschafft hatte, und hielt den Atem an.
    »Was ist los, Max?«
    »Ich dachte, ich hätte was gehört«, knurrte er.
    »Wo?«
    Ich hörte, wie Max aufstand und langsam in meine Richtung ging. Die anderen Typen standen ebenfalls auf.
    »Okay«, rief Rachel hektisch. »Ich zieh jetzt mein Top aus.«
    Das musste sie den Kerlen nicht zweimal sagen. Sie blieben wie angewurzelt stehen und wirbelten zur Bühne herum, während ich lautlos hinter die Kissen hechtete, die neben der Verliestür lagen. Sämtliche Blicke waren gespannt auf Rachel gerichtet, die eine schaurige Imitation von John Travolta aus einem dieser alten Disco-Filme zum Besten gab und immer wieder übertrieben lasziv an ihrem Oberteil herumzupfte. Die Frau verdrehte wieder die Augen.
    Plötzlich flog die Tür auf und Ema kam, gefolgt von Candy, in den Raum gerannt.
    »Du miese Schlampe!«, schrie sie Rachel an. »Du hast mir meinen Freund ausgespannt!«
    »Nein!«, kreischte Candy. »Er gehört mir!«
    Worauf Rachel, die schneller schaltete, als ich es getan hätte, schrie: »Was ist los? Wollt ihr euch etwa mit mir anlegen? Na los, kommt doch her, wenn ihr euch traut!«
    Ema kletterte zu Rachel auf die Bühne und stürzte sich brüllend auf sie. Candy sprang hinterher und warf sich kreischend auf die beiden miteinander ringenden Mädchen. Innerhalb von Sekunden wurde die Bühne zum Schauplatz eines wilden Catfights. Einen Moment lang standen Max und die anderen Männer völlig verdattert da und schienen keine Ahnung zu haben, was sie machen sollten, als plötzlich ein paar knapp bekleidete Tänzerinnen in den Raum gerannt kamen und johlend die Bühne stürmten. Im nächsten Augenblick kugelten Rachel und Ema mit zwei oder drei anderen Mädchen über den Bühnenrand auf die am Boden liegenden Kissen und wälzten sich, wild um sich schlagend und tretend, auf die Brandschutztür zu. Kein Zweifel: Die beiden bereiteten ihre Flucht vor.
    Ema, du bist ein Genie!
    Von den Typen achtete keiner mehr darauf, was hinter ihnen vor sich ging. Ich flitzte geduckt zur Verliestür und schickte ein stummes Dankesgebet zum Himmel, als sie sich problemlos öffnen ließ. Mit klopfendem Herzen schlüpfte ich hindurch und verschwand in der Dunkelheit.

25
    ALS MEINE AUGEN sich an das Dunkel gewöhnt hatten, sah ich eine Treppe, die nach unten führte.
    Das Verlies lag offensichtlich im Keller.
    Ich drückte die Tür leise hinter mir zu und begann, die Stufen hinunterzuschleichen. Unten angekommen spähte ich vorsichtig um die Ecke und zuckte entsetzt zurück. Der Boden des dämmerig beleuchteten Raums mit den nackten Betonwänden war mit Zigarettenstummeln übersät – ich dachte an Candys Arm und schauderte –, aber das war nicht der Grund für meine Bestürzung.
    In der Mitte saß Ashley seltsam gekrümmt

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