Nur zu deinem Schutz (German Edition)
stieß sie mit der Schulter auf, schob Ashley eilig hindurch, folgte ihr, knallte die Tür wieder zu und stemmte mich genau in dem Moment gegen sie, in dem die Kerle sich von der anderen Seite dagegen warfen. Lange würde ich sie so allerdings nicht aufhalten können.
In diesem Moment tauchten Ema, Rachel und Candy neben mir auf und stemmten sich mit mir gegen die Tür. Und ein paar Sekunden später eilten uns auch noch die anderen Mädchen aus der Bar zu Hilfe und drückten kräftig mit.
»Lauft!«, rief Candy uns zu. »Das schaffen wir auch allein!«
»Wir bleiben zusammen«, sagte ich. »Du kommst auch mit!«
Aber Candy sah mich bloß stumm an und schüttelte den Kopf.
»Was? Warum nicht?«
»Du kannst uns nicht alle retten.«
In ihren Worten lag eine traurige Wahrheit. Ich dachte an Juan, der sich entschieden hatte, Ashley zu retten und nicht Candy, schob den Gedanken aber sofort wieder beiseite. Wir mussten schleunigst verschwinden.
In der Ferne heulten Sirenen, die sich rasch näherten. Hatte vielleicht einer der Nachbarn den Tumult mitbekommen und die Polizei gerufen? Jedenfalls würde es nicht mehr lange dauern, bis sie hier waren. Einige der Mädchen schienen den gleichen Gedanken zu haben und liefen davon. Mein Blick begegnete dem von Rachel, die neben Ashley stand. Ich sah mich auch nach Ema um, konnte sie aber plötzlich nirgends mehr entdecken.
»Ich zähle jetzt bis drei«, rief ich. »Und dann laufen wir alle gleichzeitig los, okay?«
»Das solltet ihr lieber nicht tun«, sagte in diesem Moment eine leicht lispelnde Stimme, bei deren Klang mir das Blut in den Adern gefror.
Es war, als würde die Welt den Atem anhalten. Zögernd drehte ich mich um.
Hinter uns stand Buddy Ray, der Ema ein Messer an die Kehle hielt.
Mein Herz raste. Die Sirenen kamen immer näher.
»Lassen Sie sie gehen«, sagte ich.
Buddy Ray verzog die blutigen Lippen zu einem Lächeln, das seine eingeschlagenen Zähne entblößte. Das Lächeln war eine groteske Grimasse. Es lag keine Freude darin, keine Seele. Es war das furchteinflößendste Lächeln, das ich je gesehen hatte.
»Die Polizei ist auf dem Weg hierher«, sagte ich. »Sie kommen bestimmt glimpflicher davon, wenn Sie das Mädchen jetzt loslassen.«
Buddy Ray lachte. »Wer sagt denn, dass ich glimpflicher davonkommen will?«
Darauf fiel mir keine Antwort ein. Und auch sonst gab es nichts, das ich tun konnte, dafür stand ich einfach zu weit weg. Buddy drückte das Messer noch ein bisschen fester an Emas Hals. Sie schloss die Augen. Tränen liefern über ihre Wangen. »Bitte …«, flüsterte sie.
»Du hast dir etwas genommen, das mir gehört.« Buddy Ray sah mich mit zusammengekniffenen Augen an. »Jetzt nehme ich mir etwas, das dir gehört.«
»Nicht«, sagte ich, aber meine Stimme klang kraftlos und besiegt. »Wenn Sie sich rächen wollen, dann rächen Sie sich an mir.« Ich ging mit erhobenen Händen auf ihn zu. »Nehmen Sie mich stattdessen.«
Ich riskierte einen weiteren Schritt auf ihn zu. Es lagen immer noch geschätzte zehn Meter zwischen uns, und Buddy Ray und ich fochten ein stummes Blickduell aus, als ich plötzlich etwas in seinen Augen las, das mir jegliche Hoffnung raubte.
Ema war verloren.
Und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte. Es spielte keine Rolle, dass die Polizei jeden Moment hier anrücken würde. Die Gesetze der Vernunft galten nicht mehr.
Er würde Ema töten.
Nichts würde ihn noch davon abhalten. Er würde sie vor meinen Augen töten, nur um mir danach ins Gesicht sehen zu können und mir zu zeigen, dass er am Ende doch als Sieger hervorgehen würde. Es war, als wüsste er, was ich schon alles verloren hatte – meinen Vater bei einem Autounfall, meine Mutter an die Drogen –, und wollte mir jetzt auch noch meine beste Freundin wegnehmen, die einzige, die ich je gehabt hatte.
Er drückte ihr die Klinge so fest in die Haut, dass Ema zurückzuckte, aber er hielt sie mit eisernem Griff fest.
»Sag Auf Wiedersehen«, sang Buddy Ray höhnisch.
Plötzlich ertönte ein dumpfer Knall, das Messer wurde aus Buddy Rays Hand geschleudert, Ema machte einen Satz zur Seite und im nächsten Moment klebte das Frettchengesicht auf der Motorhaube eines kleinen Transporters, der noch ein paar Meter mit ihm die Gasse hinunterfuhr, bis er schließlich zum Stehen kam.
Ich drehte mich langsam um und starrte völlig entgeistert auf den Transporter.
Ich hatte ihn schon einmal gesehen. Auf seiner Seite prangte ein Logo aus zwei gekreuzten
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