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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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wegen all des Blutes, der Verletzungen und all der Toten. Sie war entsetzt, weil sie die Ruhe bewahrt hatte.
    Bei all den Ängsten, die sie vorher geplagt hatten, war die Ruhe, mit der sie hier nach der Schlacht unter den Kriegern stand, ihr unheimlich. Doch schon beim nächsten Gefecht verließ sie sich auf diese Ruhe und lernte, sie zu schätzen.

Die Quelle im Schlangenforst

    Nuramon ließ den leblosen Körper des Schwertfürsten Ralorno von seiner Klinge gleiten, hob die Hand und sandte den verbliebenen Leibwachen des varmulischen Anführers einen Flammenstoß entgegen. Mit brennenden Mänteln liefen sie zwischen den Bäumen davon und schrien ihren Landsleuten die Kunde vom Tod des Schwertfürsten entgegen. Die kleine Quelle, die sie gehütet hatten und deren heilendes Wasser ihre Wunden geschlossen hatte, war mit Nuramons Ankunft ein Ort des Todes geworden.
    Während Nuramons Krieger sich der Quelle näherten und ihre verletzten Glieder in den gestauten Bach hielten oder gleich ganz hin einsprangen, schaute Nuramon das Ufer entlang zu fünf Holzstäm men, die dort aus dem Wasser ragten. Seine Krieger hatten ihren Landsleuten die Fesseln gelöst und sie ans Ufer geholt. Die Varmulier hatten sie gequält, indem sie sie im heilenden Wasser angebunden und sie gefoltert hatten. Die Feinde hatten die Magie des Wassers verwendet, um wieder und wieder die gerade geschlagenen Wunden zu heilen. So hatten sie die Qualen ihrer Opfer in die Länge gezogen. Die Peitsche, die Speere und all die blutigen Klingen, die am Ufer lagen, bezeugten die Grausamkeit der Peiniger.
    Nuramon schaute auf den feindlichen Anführer hinab. Ralorno hatte nördlich von Urijas Schrecken verbreitet. Tagsüber hatte er sich mit seinen Mannen über die Dörfer hergemacht, und am Abend war er im Wald verschwunden, um sich an der Heilquelle zu erholen und am nächsten Tag in nahezu alter Stärke von Neuem ans Werk zu gehen. Jetzt, im Tode, war jede Gehässigkeit aus Ralornos Miene verschwunden. Hätte Nuramon die geschundenen Dörfer, die Getöteten, Verletzten und Vergewaltigten nicht mit eigenen Augen gesehen, hätte er vielleicht Mitleid mit dem varmulischen Schwertfürsten verspürt. So blieb nur die Verachtung.
    »Dann wird das hier bald ein Pilgerort werden«, sagte Muregal und trat näher. Sein Schwertfürst war in den letzten Wochen über sich hinausgewachsen.
    Nuramon nickte. »All jene, die unter Ralorno litten, hätten einen solchen Ort verdient.« Er ging in die Hocke und wusch sich die Hände in der Quelle. Er war heute mit so viel Blut in Berührung gekommen, dass selbst seine abweisende Elfenhaut befleckt war. »Jetzt müssen wir die Varmulier über den Ruljas zurücktreiben«, sagte er.
    »Mit dieser Quelle sollte uns das gelingen«, entgegnete Muregal, und Nuramon erkannte, dass die Magie der Quelle seinen jungen Schwertbruder nicht im Geringsten schreckte. Bald schon mochten Menschenkinder heranwachsen, für welche die Magie ebenso ein Element der Welt war wie Wasser, Erde, Wind und Feuer.
    »Werden wir über die Quelle wachen?«, fragte Muregal, doch Nuramon schüttelte den Kopf und sagte: »Golro wird sie hüten.« Der Schlangenforst reichte immerhin bis nach Urijas und lag mitten im Herrschaftsgebiet des Herzogs.
    »Aber Golro ist nicht mehr der Jüngste«, sagte Muregal.
    Nuramon lachte. »Der Mann ist Anfang fünfzig. Auch wenn er nicht mehr so flink mit dem Schwert ist, weiß er eine Kriegsschar zu führen.«
    »Aber seine Taten liegen eine Weile zurück«, erklärte Muregal und rieb sich mit den Fingern über das kurz geschorene, schwarze Haar.
    »Und doch glänzen die Augen seiner Krieger, wenn er von alten Zeiten spricht.«
    »Ich gebe ja zu, dass er Respekt verdient. Aber anders als du müssen wir Menschen uns immer neuen Herausforderungen stellen, damit wir nicht rosten.«
    Muregal zwinkerte ihm zu, und er lachte, als etwas von rechts heranzischte, in seinen Hals drang und auf der anderen Seite wieder heraustrat – ein Pfeil. Der Schwertfürst röchelte, dann spuckte er Blut und schüttelte den Kopf. Seine Augen waren weit aufgerissen, doch schon schlossen sich die Lider langsam, und er fiel bewusstlos zu Boden. Nuramon packte ihn und zerrte ihn hinter den nächsten Baumstamm. Dort riss er den Pfeil ganz aus dem Hals heraus, legte seine Hände auf die Wunde und ließ die Magie fließen.
    Rings umher war der Jubel seiner Leute den Kriegsschreien der Feinde gewichen. Nuramon wagte sich mit dem Kopf aus der schmalen

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