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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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gehalten.«
    Nuramon lächelte und schüttelte den Kopf. »Das sind nur Heldensagen. Ich wäre damals in Teredyr beinahe umgekommen. Es war mehr Glück als Kunst.«
    Kurz darauf kam Jasgur mit schnellen Schritten die Treppe zu ihnen herauf. Mit seinen geschmeidigen Bewegungen wirkte er jünger als manch ein Feldherr, der noch regelmäßig in die Schlacht zog.
    »Wie ich ihn mir vorgestellt habe«, flüsterte Bjoremul.
    Jasgur nahm den Helm ab und legte ihn auf die hüfthohe Mauer. Keine Narbe, nicht einmal eine Spur alter Narben entstellte sein kantiges Gesicht. Er war mit Abstand der beliebteste Mann im Fürstentum und schien nach langer Zeit endlich seinen Frieden mit seiner Rolle als Herzog gemacht zu haben. Jasgur umarmte Nuramon freundschaftlich und begrüßte ihn wie so oft mit einem Hinweis auf sein jugendliches Aussehen. Dann musterte er Bjoremul. Die beiden Krieger kannten einander aus Erzählungen, waren sich jedoch nie begegnet. Denn Nuramon hatte Bjoremul damals vor neunzehn Jahren bereits aus Teredyr fortgebracht, ehe er Jasgur und seine Leute aus Merelbyr geholt hatte.
    »Endlich«, sagte Jasgur. »Wir hätten uns schon damals in Teredyr begegnen sollen.«
    »Es ist mir eine Ehre, Jasgur.«
    Jasgur blickte zwischen Nuramon und Bjoremul hin und her. »Man erzählt sich von Bjoremul dem Gefangenen und Nuramon dem Rächer. Auch Herzog Golros Leute scheinen es so beobachtet zu haben. Ihr müsst ganz schön Eindruck auf die Varmulier gemacht haben, aber wie ich sehe, haben wir statt eines gefolterten Gefangenen einen neuen Gefährten gewonnen.«
    Bjoremul grinste schief, dann nickte er. »Die ganzen Peitschenhiebe sollen nicht umsonst gewesen sein. Nutzen wir die Täuschung aus.«
    »Dann bringe ich dich auf den Albenpfaden nach Varmul«, sagte Nuramon. »Und dann schauen wir, wie nahe ich dich an die Hauptstadt heranbringen kann.«
    Jasgur machte eine verständnislose Miene. »Du hast dich doch immer geweigert, auf den Pfaden nach Varmul zu gehen«, sagte er.
    »Ja, als Eroberer«, entgegnete Nuramon. »Aber als Befreier von Bjoremuls Frau und seiner Tochter tue ich es.« Er erklärte Jasgur, was an der Quelle geschehen war und was er Bjoremul vorgeschlagen hatte.
    »Lass uns sofort aufbrechen«, sagte Bjoremul. »Noch ehe Mirugil sich überlegen kann, wie er sich verhält.«
    Jasgur nickte. »Vielleicht hat ihn die Nachricht von deiner Niederlage noch gar nicht erreicht. Am Ruljas haben wir in den letzten Tagen viele Boten abgefangen. Manche werden einen gehörigen Umweg in Kauf nehmen müssen, um unseren Kriegern zu entgehen.«
    »Ein Grund mehr, sofort zu gehen«, erklärte Bjoremul.
    Nuramon nickte. Als er sich von Jasgur verabschieden wollte, hob dieser die Hand. »Spar dir die Worte, Nuramon«, sagte er. »Ich komme mit. Auf den Albenpfaden in die Fremde.«
    Nuramon lächelte und schaute auf den Hof hinab. »Was werden sie wohl sagen, wenn wir drei durch das Tor verschwinden?«
    »Das hängt davon ab, wie wir zurückkehren«, sagte Bjoremul und griff nach seinem Kriegsflegel.
    Es war nach Mitternacht, und Nerimee verließ den Handelshof der Familie Byrrunur an der Seite ihrer Leibwächter Helgura und Ralogyrn. Sie winkte noch einmal durch das offene Tor ihrer Freundin Terwanu zu. Da erwachten die Musiker aus ihrer Ruhe und zupften die Saiten und schlugen die Trommeln. Wyrmal, der Sohn des Schwertschmiedes Elusar, entführte Terwanu zu einem Tanz.
    Kaum hatte sich Nerimee abgewandt, wurde ihr schwindelig. Sie stützte sich an Helguras Schulter, und Ralogyrn packte ihre Hand. Nerimee atmete tief durch und ließ sich von ihren beiden Leibwächtern auf den Beinen halten. »Ich hätte vielleicht doch im Bett bleiben sollen«, sagte sie und war nun froh, dass die beiden Leibwächter sie durch das Marktviertel begleiteten. Die Tore der meisten Handelshöfe waren geschlossen, nur an wenigen Häusern leuchteten noch Laternen. In den Gasthöfen und Tavernen brannte zwar noch Licht, aber auch dort ging es bereits leiser zu. Die meisten Leute, die noch feiern wollten, waren in den Fischerhafen hinabgezogen und tranken dort in den Schänken.
    Nerimee und ihre Leibwächter begegneten einem halben Dutzend Stadtgardisten. Die meisten von ihnen trugen Laternen an den Schäften ihrer Hellebarden oder Speeren. Sie beugten ihr Haupt vor Nerimee. Die Ehrerbietung war ihr ebenso unangenehm wie die Notwendigkeit, eine Leibwache an ihrer Seite zu dulden. Hier ging es ihr ebenso wie ihrem Großvater, der gleichfalls in dieser

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