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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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ich kann die Betäubung nicht auf mich selbst wirken.«
    Helgura schaute sie entsetzt an, und in ihren Augen sammelten sich Tränen. »Ich bin deine Leibwächterin. Ich sterbe lieber, als dich das durchmachen zu lassen.«
    Nerimee schwieg darauf, und so saßen sie still da und betrachteten das Licht der Kerze. Nach einer Weile aber hörten sie erneut Schritte auf dem Gang. Als die Tür sich öffnete, spürte Nerimee, wie Helgura unruhig wurde, doch noch ehe sie die Kriegerin zurückhalten konnte, sprang diese vor, schlug die Armbrust des ersten Wächters hinab, griff den Bolzen und stieß ihn dem Schützen ins Bein. Der Wächter jaulte auf, doch schon trieb ein Tritt Helgura zurück. Sie fiel zu Boden, und zwei Männer kamen über sie und schlugen sie mit ihren Stöcken. Als der dritte sich den Pfeil aus dem Bein gezogen hatte, stürmte er näher, entriss einem Gefährten den Stock und schlug mit aller Kraft auf die Kriegerin ein.
    Helgura schrie anfangs noch, wenngleich sie die Schmerzen dank des Betäubungszaubers gewiss nicht spürte; doch die Kraftschreie des verletzten Entführers übertrafen ihre Klagelaute, bis diese schließlich ganz vergingen und Helgura mit zerfetztem Rücken im eigenen Blut lag.
    Nerimee ließ sich abführen und behielt Helgura auf dem Weg nach draußen im Blick. Sie sah, dass der Oberkörper ihrer Gefährtin sich ruckartig hob und senkte, und ehe die Entführer die Tür verriegelten, hustete die Leibwächterin.
    Die Männer führten Nerimee den Gang entlang. Sie kamen in ein Gewölbe, in dessen Mitte zwei Tische standen. Einer war von Blut befleckt, auf dem anderen lagen Stöcke, Knüppel, Ruten, Fesseln und eine Peitsche. Gegenüber standen drei Männer am Fuße der Treppe, die nach oben führte, und starrten ihr entgegen. Den einen erkannte sie an seiner krummen Haltung. Helgura hatte ihn als Schwertfürsten der Entführer bezeichnet. Sein Gesicht hatte Nerimee sich nicht so ebenmäßig, beinahe ansehnlich vorgestellt.
    Nerimee musterte die anderen beiden Männer. Der eine hielt eine kleine Armbrust auf sie gerichtet, der andere trug einen weiten Mantel, und seine Augen strahlten selbst hier bei schwachem Licht in einem klaren Blau. Die unterwürfigen Gesten des Schwertfürsten bewiesen, dass ihre Peiniger dem Mann mit den blauen Augen untergeben waren.
    Die drei Wachen, die sie geholt hatten, führten Nerimee zu dem blutbefleckten Tisch und drückten sie nach vorn. Sie beugte ihren Oberkörper freiwillig und ließ sich festbinden. Mit einer Ruhe, die sie sich selbst nicht zugetraut hätte, beobachtete sie, wie die Wächter ihre Fesseln durch Eisenringe zogen. Als sie aber ihre Schenkel an den Tischbeinen festbanden, überwältigte Nerimee die Angst. Sie hob den Kopf und schaute zu dem Schwertfürsten. »Sie kann nur heilen, nichts weiter«, erklärte dieser seinem Anführer. »Und sie weiß, dass wir ihre Gefährtin töten, wenn sie nicht gehorcht. Wir können sie aber gern trotzdem knebeln.«
    Der Mann mit den blauen Augen hob die Hand. »Nein«, sagte er. »Ich möchte sie schreien hören.«
    Die Angst lähmte Nerimee. Stumm sah sie zu, wie zwei der Männer je eine Rute in die Hand nahmen und sich bereit machten. Der Schwertfürst gab den Männern einen Wink. Der erste Hieb traf Nerimee früher als erwartet und überwältigte sie mit einem reißenden Schmerz. Der nächste Schlag war noch schlimmer, und da schrie sie; sie konnte nicht anders.
    Sie schrie gegen das Lachen ihrer Peiniger an, gegen die gehässigen Worte, gegen all die Namen, mit denen sie sie beschimpften und von denen Hure noch der schmeichelhafteste war. Als einer sie aber als Elfennutte bezeichnete, musste sie lachen und erntete als Antwort nur noch wildere Schläge, die ihre Schmerzen in nie geahnte Höhen peitschten.
    Als die Männer von ihr abließen, zitterte Nerimee am ganzen Körper und zuckte immer wieder in Erwartung weiterer Hiebe zusammen. Sie dachte daran, wie ihre Brüder sie durchgekitzelt hatten und es am Ende nur einer Geste bedurfte, um sie zum Lachen zu bringen. Sie hasste es, eine wunderschöne Erinnerung mit diesem düsteren Moment in Verbindung zu bringen. Sie musste stark sein und den Heilzauber zurückhalten. Wenn diese Männer sahen, wie sich ihre Wunden schlossen, würden sie weitermachen.
    »Jetzt weißt du, wo dein Platz ist«, zischte der Wächter, den Helgura angegriffen hatte, doch Nerimee war jenseits aller Furcht, und so lachte sie nur. »Bindest du deine Frau auch auf Tische?«, fragte

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