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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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sagen: Ich will nicht kämpfen, aber reize mich, und ein Sturm bricht los.« Er lächelte. »So wäre ich gern gewesen.«
    »Gewesen?«, fragte Nuramon.
    »Ich bin müde«, sagte der Fürst. »Nächstes Jahr werde ich dreiundsechzig. Der Drang, in den Kampf zu ziehen, ist fort, und langsam ermüde ich sogar beim Schmieden von Schlachtplänen. So ist es wohl, wenn man mehr erreicht hat, als man je zu erhoffen wagte.«

Drei Jahre

    Die Kriege im Süden und im Osten ruhten, und Nuramon war glück lich darüber. Drei Jahre folgten, drei Jahre, die früher wie im Fluge verstrichen wären. Doch in Jasbor geschah so viel, dass die Zeit Nura mon wie eine Ewigkeit erschien. Es geschah mehr, als ihm in manchen seiner Leben widerfahren war.
    Das Wunder im Garten lockte ihn jeden Morgen zu Ceren, zu der kleinen Pflanze, die am Rand des Gartens hinter dem Palast ent sprang. Binnen eines Jahres wuchs sie zu einem kleinen Baum empor. Es war keine Birke, nicht der Baum von einst, den er in seinen frühen Leben gekannt hatte. Dieser Baum hatte zwar einen gescheckten Stamm, die Krone aber war jetzt bereits zu breit für die einer Birke und erinnerte eher an die einer Eiche. Und als der Baum Nuramon im zweiten Jahr überragte, bestätigte sich eine Vermutung, die in ihm gereift war: Was hier durch magische Kraft schneller wuchs als jeder gewöhnliche Baum, war nichts anderes als der Ausdruck von Cerens Wesen, das sich über die Jahrtausende verändert hatte. Die Zeit als Teil von Alaen Aikhwitan hatte Spuren hinterlassen, die hier sichtbar wurden. Der helle Stamm mit den dunklen Flecken, die Blattform und auch die Magie waren die der riesigen Birke, die Nura mon von damals aus Albenmark kannte. Der Stamm aber war so furchig und die Blätter so groß wie bei Alaen Aikhwitan. Die alte Eiche hatte Ceren einen Teil von sich mitgegeben, auf dass sie überlebte. Die Birkeneiche, die sich hier im Garten erhob, war nichts weniger als der neue Körper einer wiedergeborenen Seele.
    Nuramon und Daoramu verbrachten viel Zeit im Schatten der Birkeneiche und legten oft die Hand an Cerens Stamm. Nuramon sandte seine Sinne aus, um auch die kleinste Botschaft seiner Vertrauten zu vernehmen; doch alles, was er gewahrte, war ein magischer Sog.
    Im Sommer, zwei Tage nach Gaerigars Geburtstag, öffneten die Wachen den Hauptweg des Fürstenparks, den Borugar bis zu Ceren hatte verlängern lassen. Nerimee war es, die die staunenden Menschen herzlich empfing und sie an die Tafel unter der Birkeneiche führte. So wurde Nuramons Tochter in der Stadt noch beliebter, als sie es bereits war.
    In den drei Jahren, in denen die Waffen schwiegen, stieg Nerimee zu einer großen Magierin auf. Von Nuramon lernte sie, die Albenpfade zu öffnen und zu erkennen, ob ihr Zauber fehlerlos verlaufen war. Als sie zum ersten Mal ein Tor öffnete, waren sie überrascht, dass es ebenso wie Nuramons Tore einer Lichtsäule glich, die sich aus dem Boden schob. »Das beweist, wie nahe du meinem Zauber bist«, sagte er.
    Nerimee blickte nachdenklich zu Boden und fragte dann: »Wenn sich die Tore je nach Zauber unterschiedlich darstellen können, wäre es dann sogar möglich, dass die Pfade selbst unterschiedlich er scheinen?«
    »Ja«, antwortete Nuramon. »Manche Zauber verzerren die Erscheinung der Pfade, manche verkürzen sie sogar scheinbar. Über die Jahrtausende gab es viele unterschiedliche Zauber mit Vor- und Nachteilen, aber bei den Zwergen sagte Thorwis mir einmal: Der beste Zauber ist der, der die Dinge so zeigt, wie sie sind. Seit ich mich an Thorwis’ Lehren erinnere und sie mit anderem Wissen in Einklang bringe, fühle ich mich sicher auf den Pfaden. Denn viele der anderen Zauber bergen selbst dann die Gefahr, dass man von den Albenpfaden abkommt oder ein Opfer der Zeit wird, wenn man keinen Fehler macht.«
    »Aber woher weißt du, dass unser Zauber die Pfade nicht verzerrt?«, fragte Nerimee schmunzelnd.
    Nuramon lachte leise. »Ich weiß es natürlich nicht. Es ist nur meine übliche Überheblichkeit. Ich weiß aber, dass unser Zauber viele Fehler vermeidet. Deswegen weiche ich nicht davon ab. Und du solltest es auch nicht tun. Das Wagnis lohnt sich nicht.«
    Nerimee nahm die Warnung ernst, und mit jedem Mal, da sie den Torzauber sprach, wurde sie geschickter. Nuramon zog oft mit ihr aus, um Albensterne in der Wildnis nördlich von Yannadyr zu kartografieren. Als der Winter kam, beherrschte Nerimee den Zauber, und als Nuramon einmal mit ihr unten am Strand saß und

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