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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Kämmerer sagen, die Beute sei so gewaltig, dass unsere Schatzkammern sie nicht halten können. Allein all die Waffen und Rüstungen, all das Gold und die Edelsteine. Sie glauben, es wäre der größte Triumph, den je ein yannadrischer Fürst errungen hat. Aber ich würde alles zurückgeben, um die Toten wieder zum Leben zu erwecken.« Er ließ die Schultern hängen und verstummte.
    »Dann nutze die Beute wenigstens. Verteile sie unter jenen, die sie gebrauchen können. Die Familien der Gefallenen und die Krieger, die mit dir heimkehrten. Baue Festungen an den Rändern unseres Reiches. Unterstütze unsere neuen Verbündeten.«
    Er blickte erstaunt auf, und dann huschte ein wehmütiges Lächeln über sein Gesicht. »Du klingst wie deine Mutter.«
    »Sie war mir eine gute Lehrmeisterin. Weißt du, was sie mir einmal sagte?«
    Borugar schüttelte den Kopf.
    »Dass sie den Ruhm Yannadyrs mehren würde, auf dass Gaerigars Kinder oder Enkel Yannadyr zum Königreich machen.«
    Borugar lachte leise. »Ich erinnere mich. Ich sagte ihr, es sei ein schönes Ziel. Sie solle nur nicht von mir verlangen, dass ich die Kö nigskrone aufsetze. Und nun habe ich Jasgur genau das versprochen – mich zum König von Yannadyr krönen zu lassen.«
    Nerimee war überrascht. »Nicht von Nylindor? Viele träumen davon, das alte Königreich wieder aufblühen zu lassen.«
    Borugar schüttelte den Kopf. »Ich möchte etwas Neues erschaffen«, sagte er.
    Sie schaute auf die Tür zu Gaerigars Kammer. »Es hätte ihm gewiss gefallen, König von Yannadyr zu werden.« Sie musterte ihren Großvater. Hinter seiner erwartungsvollen Miene verbarg sich die Frage, vor der sie sich gefürchtet hatte. Sie antwortete ihm, noch ehe er etwas sagen konnte: »Ich möchte nicht herrschen. Yendred ist der Richtige.«
    Borugar lächelte liebevoll und nickte. »Wie geht es ihm?«, fragte er, und Nerimee war froh, dass er ihren Entschluss einfach hinnahm. »Er verlässt sein Zimmer nicht«, sagte sie. »Salyra und Lyasani trösten ihn.«
    Borugar starrte auf die Tür der Totenkammer. »Begleitest du mich zu Gaerigar?«, fragte er. »Ich möchte nicht alleine zu ihm gehen.«
    Nerimee nickte und führte ihren Großvater in die Kammer. Er wirkte immer noch ein wenig steif. Die Beinwunden machten ihm zu schaffen und schmerzten trotz der magischen Heilung. In dem kleinen Gewölbe angekommen, betrachtete er seinen Enkel eine Weile und schüttelte dann den Kopf. »Deine Großmutter wird mir das nie verzeihen«, sagte er leise.
    Nerimee fasste seine Hand. »Das hat sie schon.«
    »Das sagt sie. Aber ich glaube, ich habe es zu weit getrieben.« Er wandte sich ab und sank mit dem Rücken zur Steinliege auf den Boden hinab.
    Nerimee setzte sich neben ihren Großvater. »Ich wünschte, Ceren würde zu uns sprechen«, sagte sie. »Sie würde uns den Schmerz nehmen. Sie würde sagen: Jeder vergeht einmal. Erfreut euch am Leben und bedenkt, dass es nur ein Geschenk auf Zeit ist. Ihr habt keinen Anspruch darauf, ewig zu leben. Nicht einmal die Albenkinder leben ewig.«
    Borugar schmunzelte beinahe. »Ja«, sagte er. »Das klingt nach ihr.«
    Nuramon fand Nylma in Yargirs Totenkammer und setzte sich neben sie auf die schmale Bank vor der Wand. Sie schaute auf den Körper ihres Mannes. Er war in der grauen Rüstung eines teredyrischen Schwertfürsten bestattet – und in dem braunen Mantel, den er damals bei der Flucht aus Merelbyr getragen hatte.
    »Warum hast du mich geheilt?«, fragte Nylma, ohne den Kopf zu wenden.
    Sie hatte ihm diese Frage immer wieder gestellt, und seine Versuche, ihr eine zufriedenstellende Antwort zu geben, waren jämmerlich gescheitert. »Wirst du mir diese Frage bis in alle Ewigkeit stellen?«, fragte er leise. »Es wäre eine Strafe, die ich verdient hätte.«
    Sie schniefte. »Ohne ihn ist mir nichts mehr geblieben. Wenn es irgendwo einen Trost gibt, dann sage ihn mir. Dir bleiben immer noch deine Kinder und die Hoffnung, Daoramu zu retten.«
    »Aber das war nicht immer so«, sagte er. »Und ich habe dennoch nicht aufgegeben.«
    Sie schaute ihn an. Sie hatte so trübe Ringe unter den Augen, dass sie wie mit grauer Farbe geschminkt wirkte. »Wie konntest du damals weitermachen, als Farodin und Noroelle ins Mondlicht entschwanden und kein Weg nach Albenmark zurückführte?«
    Er musste lächeln. »Du kennst die Antwort«, sagte er. »Daoramu. Du und Yargir, die Kinder. All jene, die mir etwas bedeuten, haben es mir leicht gemacht.«
    »Aber wie hast du

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