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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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durchscheinend. »Noch ist meine Macht nicht so weit emporgestiegen wie damals.« Sie schloss die Augen. »Aber dies ist, was ich all die Jahrhunderte vermisst habe.« Sie blickte zum Palast hinüber und senkte dann den Blick. »Bring mir Daoramu. Ich möchte sehen, wie es um sie steht.«
    Daoramu war froh, als sie vernahm, dass Ceren durch den Zauber, der sie aus den Träumen hervorgeholt hatte, ebenfalls erwacht war. Und nun wollte Ceren sie sehen. Wenn jemand erkennen könnte, dass sie hier wach in ihrem Leib ausharrte, dann sie.
    Daoramu spürte, wie ihr Körper aufgehoben wurde. Kurz glaubte sie zu schweben, und erst als sie Cerens Stimme hörte, merkte sie, dass sie sich bei der Birkeneiche befinden musste. »Ihre Seele ist noch an diesen Leib geknüpft«, sagte sie. »Ihr Geist ist noch da. Ich kann sehen, dass sich ihre Gedanken bewegen. Ich habe oft gehört, dass ihr mit ihr gesprochen habt. Habt ihr das immer getan?«
    »Ja. Wir flüstern ihr alles zu«, sagte Nerimee.
    Da wurde Daoramu klar, wie viel sie nicht vernommen hatte. Sie mochten ihr in der Zeit, die verstrichen war, wahrhaftig alles erzählt haben, doch erst seit eben hörte sie es.
    »Ihr tut gut daran«, sagte Ceren. »Es mag sein, dass sie sich im Traum etwas daraus formt.« Daoramu zweifelte nicht daran, aber wie nur sollte sie bei all den Träumen der Vergangenheit zwischen denen unterscheiden, die auf der Wahrheit beruhten und jenen, hinter denen Ängste oder Sehnsüchte steckten?
    Die Stimme ihres Sohnes Yendred wieder zu hören versüßte den Moment. Es beruhigte sie, Lyasani zu hören. Sie war gewiss noch die beste Freundin ihres jüngeren Sohnes. Und es schien, als wäre jene andere Frau, deren Stimme sie vernommen hatte, mehr als eine Freundin.
    Aus Nuramons und Nerimees Erklärungen erfuhr Daoramu, dass sie von einem gewaltigen Zauber vergiftet worden war. Sie erinnerte sich vage an einen Traum, in dem sie Nuramons Rufe vernommen hatte. Zudem erfuhr sie, dass der große Feldzug gegen Varmul vier Jahre zurücklag und nach König Mirugils Tod ein Fürstenrat dort herrschte. Und sie hörte, dass ihr Vater sich zum König von Yannadyr hatte krönen lassen und nun auch über die Fürstentümer zwischen dem Ruljas und dem Arljas herrschte.
    »Wie ist dein Sohn gestorben, Nuramon?«, fragte Ceren, und Kälte zog sich durch alles, was Daoramu fühlte. Nuramon erzählte, wie er in der Schlacht von Varlbyra Gaerigars Tod erlebt, wie er in die Augen des Thronfolgers geschaut und am Ende über ihn und die Frauen des Königs von Varmul geurteilt hatte. »Ich stand direkt neben der Leiche Gaerigars. Und bei allen Alben, ich war geneigt, sie alle zu töten. Aber ich schaute sie an und sah nicht die feindliche Königin und den Thronerben, sondern Yenwara und ihren Sohn.«
    Yenwara! Daoramu hatte sich damals gewünscht, sie würden sich treffen und ein Band knüpfen, zu dem ihr Vater und Yenwaras Gatte nicht fähig gewesen waren.
    »Ich erinnerte mich an Daoramus Erzählungen«, sagte Nuramon. »Da war der Hass verschwunden, und ich ließ sie frei.«
    »Und hast du es bereut?«, fragte Ceren.
    »Nein«, sagte Nuramon leise. »Denn nichts bringt uns Gaerigar wieder.« Seine Stimme klang so müde und niedergeschlagen, dass Daoramu die Mühen, die hinter ihm lagen, beinahe zu spüren glaubte. »Wie soll ich ihr das je erklären?«, sagte er, und sie war sich sicher, dass sein Blick nun auf ihr ruhte.
    Daoramu wollte schreien, doch ihr Schrei war nichts weiter als ein Hall in der Ferne. Sie wünschte sich, wieder in die Träume zu sinken, doch es schien eine Ewigkeit zu vergehen, ehe Nuramon neben ihr war und ihr elfische Worte ins Ohr flüsterte. Und dann schwanden ihr die Sinne. Sie wurde von der Flut zurück ins Meer gerissen, nur um am nächsten Tag wieder zu erwachen.

Die magischen Klippen

    Cerens Erscheinen tröstete Nuramon über ihr Scheitern hinweg. Zwar warf es sie zurück, dass der Zauber die Macht all ihrer Quellsteine aufgebraucht hatte, doch Ceren als Verbündete zurückgewonnen zu haben ließ Nuramon an die vielen Male denken, da er sich gewünscht hatte, eine Zauberin wie Noroelle, Yulivee oder Emerelle stünde ihnen bei Daoramus Heilung zur Seite. Ceren war nun mächtiger als zuvor. Sie war wieder ein beseelter Baum, ein Geist im richtigen Körper, und mit ihrer Hilfe würden sie einen Weg finden.
    In den folgenden Tagen sprach Ceren viel mit der Familie und den anderen Bewohnern des Palastes. Sie stellte Fragen und ließ sich die

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