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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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zu, und Yendred schüttelte den Kopf. »Wir hatten uns geeinigt, es zu verdrängen«, sagte er. »Damit es uns in der Hitze des Kampfes nicht verwirrt. Denn lassen wir diesem Gedanken Raum, wird er sich ausbreiten und unsere Ängste nähren.«
    Salyra biss sich auf die Lippen.
    »Ja«, sagte Lyasani. »Denken wir an den Verlust, nährt das unsere Ängste. Aber du tust so, als stünde die Angst noch vor verschlossenen Türen. Ich habe schon in Jasbor Angst gehabt, einen von euch zu verlieren.« Sie schaute Salyra in die Augen. »Und du fürchtest es seit dem Kampf in Angnos. Das Blut an meinem Hals hat euch beiden einen Schrecken eingejagt. Aber dich hat es nachdenklich gemacht.«
    Salyra lächelte knapp, nickte und wandte sich an Yendred. »Und du? Hat es dich auch beschäftigt?«, fragte sie.
    Yendred nickte nur.
    Lyasani und Salyra schauten auf, und eine Hand legte sich auf Yendreds Schulter. Noch ehe er aufsah, bemerkte er, dass Nylma allein war und wieder ins Wasser starrte. Dareen war nun bei ihnen. Ihr langes, nach Blüten duftendes Haar strich sanft über seine Wangen, als sie sich zu ihm herunterbeugte. »Ihr habt es also ausgesprochen«, sagte sie. »Die Sorge füreinander wird euch wachsam halten. Wenn einer sich vorwagt, decken die anderen beiden ihm den Rücken.«
    Yendred dachte an den Kampf in Angnos, als er für einen Augenblick geglaubt hatte, Lyasani verloren zu haben. »Genau dabei haben wir versagt«, murmelte er.
    »Nicht doch«, sagte Dareen. »Ihr habt Lyasani den Rücken freigehalten. Dazu müsst ihr nicht beieinander sein. Ihr werdet lernen, wie ihr getrennt und doch füreinander da sein könnt. Meidet nicht die Angst; meidet den Hass.« Sie schaute Salyra an.
    Seine Gefährtin schaute dem Orakel zweifelnd entgegen. »Kann das gut gehen?«, fragte sie. »Ein Leben zu dritt, meine ich.«
    Dareen musterte sie nacheinander. »Es hat einen Preis. Meidet die Wege, auf denen die Erwartungen anderer auf euch lasten. Steht zueinander und tut, was euch zusammengeführt hat und zusammenhält. Dann werdet ihr es weit bringen.« Dareen schaute zu Nuramon hinüber und umschloss dann Yendreds Hand mit ihren kühlen Fingern. »Strebe nach mehr als nur Gehorsam. Nutze die Freiheit, die die Pfade dir bieten. Sei wie dein Vater, deine Mutter und deine Meisterin.«
    Sie wollten bei Morgendämmerung aufbrechen, aber Nuramon erwachte bereits, als der Tag noch fern war. Er starrte in den Himmel und dachte an Dareens Worte. Sie schien an Mächte zu glauben, die älter waren als die Alben; Mächte, die erklärten, warum die ihm bekannten Welten einander so sehr ähnelten. Thorwis, der Weise des Zwergenvolkes, hatte ihm gegenüber einst ebenfalls solche Gedanken geäußert.
    »Du fragst dich, ob Thorwis dir einst die Wahrheit sagte«, flüsterte Dareen.
    Nuramon schaute zur Seite. Er bemühte seine Zaubersinne, um das Gesicht des Orakels in der Nacht schimmern und ihre Augen glänzen zu sehen. »Du weißt auch das?«, fragte er leise.
    »Ich weiß beinahe alles über dich«, sagte sie und setzte sich neben ihn.
    Nuramon schaute wieder in den Nachthimmel. »Glaubst du es denn?«
    »Ich teile Thorwis’ Sicht. Auch ich glaube, dass all diese Sterne Sonnen sind und dass unsere Sonne für die dort draußen auch nur ein kleiner Lichtpunkt in der Nacht ist. Irgendwo dort ist Albenmark. Einer dieser Sterne ist die Sonne, unter der wir einst lebten. Nun aber führt kein Weg mehr zurück. Nur für die Macht, die all dies entstehen ließ, mögen diese Welt und Albenmark noch nahe beieinanderliegen. Wir aber können diese Weiten nicht mehr überwinden. Uns standen nur die Albenpfade offen – und alle anderen Wege bleiben uns verschlossen.«
    »Andere Wege?«, fragte er.
    »Der Ort, wo deine Seele bewahrt wurde, wann immer du gestorben bist, um wiedergeboren zu werden. Oder das Mondlicht, in das du entschwindest, wenn du dein Schicksal erfüllt hast. Wie an einem festen Faden wirst du in eine andere Welt getragen, entlang irgendwelcher Wege, die uns im Leben nicht offenstehen. Es gibt unzählige Pfade zwischen den Welten. Wer weiß, welche Welten, die zu diesen Sternen gehören, miteinander verwandt sind?« Sie zeigte in den Himmel. »Vielleicht ist der Augenstern im Zeichen der Yanna die Sonne von Albenmark.« Sie zeigte nach rechts. »Dort mitten im Zei chen des Byrrun mag die Sonne von Albenheim liegen. Und vielleicht ist die Finsternis im Zeichen des Cardugar der Ort, an dem einst der Stern der Zerbrochenen Welt schien,

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