Nuramon
bemerkt hatte, ihm war es verborgen geblieben.
Nylma klopfte ihm auf die Schulter. »Es sieht so aus, als würden deine beiden Ziehmütter große Pläne haben.«
Nuramon schüttelte den Kopf, und nur die Neugier über das, was während ihrer Abwesenheit geschehen war, vermochte ihn von Cerens Reaktion abzulenken. So erfuhr er von Nerimees Reise nach Alvarudor, von den Magiern, die es nun dort gab, und von deren abweisender Haltung. Sie erzählte auch von Oregir und Sawagal und deren Ideenreichtum. Schließlich wandte sie sich an Yendred. »Und du? Wie weit bist du beim Torzauber?«, fragte sie.
»Ich beherrsche ihn«, antwortete Yendred grinsend.
Nerimee schmunzelte, dann schloss sie Yendred in die Arme. »Du hast in Monaten das gelernt, wofür ich Jahre brauchte«, sagte sie. »Unterwegs zu sein und ständig gefordert zu werden ist die beste Schule.«
»Ich bin mir sicher, deine Lehrlinge könnten es ebenso schnell lernen«, erwiderte Yendred und strahlte seine Schwester an.
Nerimee zwinkerte ihn an. »Ich werde es ihnen aber nicht beibringen. Dieses Geheimnis bleibt in unserer Familie.«
»Du vertraust ihnen nicht?«, fragte er.
»O doch«, sagte sie mit erhobenen Augenbrauen. »Aber können wir jenen vertrauen, denen sie später vertrauen?«
Yendred schaute Nuramon fragend an.
»Deine Schwester hat recht«, sagte er. »Wir müssen dieses Wissen wie einen Schatz hüten.«
Yendred tauschte Blicke mit Lyasani und Salyra. »Aber werden sie es hinnehmen?«
»Ich habe kein Geheimnis daraus gemacht«, erklärte Nerimee. »Sie wissen, dass sie nirgendwo sonst lernen könnten, was wir ihnen bieten. Und sie sind begabt. Kommt! Wir gehen hinab in die Magischen Hallen. Dort stelle ich euch unsere Zauberer aus Alvarudor vor.«
Borugar und Jaswyra verabschiedeten sich. Die Feldherren erwarteten den König beim Kriegsrat, während die Königin für einen Empfang nach Yannalur übersetzen würde. »Um das Stadtgefühl zu verbreiten«, erklärte sie.
Nylma wollte später in Yargirs Totenkammer gehen, und Yendred, Lyasani und Salyra waren so gespannt auf die Magischen Hallen, dass sie das Bad, von dem sie auf der Reise immer wieder gesprochen hatten, auf später verschoben.
So folgten sie Nerimee in den Palast und dann die Treppe hinab in die Tiefe. Ganz unten angekommen, schritten sie durch das schlichte Tor gegenüber der verzierten Pforte der Ahnenhallen. Bereits der Anblick der kahlen Gänge überraschte Nuramon. Beim letzten Mal war nur der Weg bis zur ersten Kammer freigelegt gewesen, nun aber standen ihnen alle Gänge und Räume offen. Er bemerkte die Steine im Boden und die schmale Linie der Edelsteine in der Decke. Es waren magische Bahnen, in denen Zauberkraft floss.
Nerimee wies auf den Raum, in dem ihr letzter Versuch, Daoramu zu heilen, gescheitert war. »Dort ist jetzt meine kleine Werkstatt, wo ich die Steine für die Rüstungen verzaubere. Durch die Reihe aus Edelsteinen fließt die Magie hier herauf, die ich zum Zaubern brauche. Und Ceren kann entlang dieser Edelsteinspur erscheinen – wenn sie es denn will.« Sie grinste. »So hat unser Baumgeist ein wenig mehr Bewegungsfreiheit«, sagte sie und lachte leise.
Als Nerimee sie schließlich in den großen Saal führte, verschlug es Nuramon die Sprache. Der ganze Boden war mit Steinen besetzt und ebenso das hohe Gewölbe und die Säulen – vom einfach scheinenden Kiesel bis zum Edelstein.
»Eine wahre Schatzkammer!«, hauchte Nylma.
Während die Wyrenara, Yendred und dessen zwei Gefährtinnen ins Schwärmen gerieten, schaute Nuramon am Gerüst hinauf, das zur Rechten neben einer Säule in die Höhe führte. Oben standen zwei Männer unter der Decke und blickten starr auf sie herab.
»Oregir! Sawagal!«, rief Nerimee, und ein wenig ungelenk kletterten die beiden Magier aus Alvarudor am Gerüst herab. Die schmalen Männer mit langem Haar und kurzen Bärten eilten herbei und verbeugten sich vor Nuramon.
Nerimee schüttelte den Kopf. »Das ist nicht nötig«, sagte sie. Dann stellte sie die Anwesenden vor. Oregir hatte das Lächeln eines Kindes, während Sawagal mit seinen steilen Augenbrauen ernst wirkte.
»Habt ihr all die Steine eingesetzt?«, fragte Nuramon.
Oregir nickte, und Sawagal wies nach oben und sagte: »Im Grunde ist dies Cerens Werk. Sie erweicht den Stein dort, wo wir es benötigen.«
»Woher kann sie das?«, fragte Nuramon. Immerhin war Ceren mit der Magie der Steine nie vertraut gewesen.
»Nerimee hat es ihr beigebracht«,
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