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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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Kammern der Erinnerung.« Die Zwerge strebten wie niemand sonst nach der Erin nerung an ihre früheren Inkarnationen. Sie schrieben nicht nur Chroniken, auf dass sie im nächsten Leben ihre Taten nachlesen konnten, sie verließen sich nicht nur auf die Erzählungen ihrer Familien, sondern übten sich auch im Meditieren, in der Hoffnung, zu den Erinnerungen an die früheren Leben durchzudringen. Sein alter Freund Alwerich und dessen Frau Solstane hatten ihm sogar von den Mediationsräumen erzählt, in denen die Sinne der Zwerge durch Magie angeregt wurden. Vermutlich gab es diese Kammern der Erinnerung auch in Neu Aelburin, dem Exil, das die Zwerge sich auf dem Kontinent im Westen nach dem Vorbild des alten Aelburin geschaffen hatten. »Ist die Magie der Zwerge denn dort noch lebendig?«, fragte Nuramon.
    »Ja«, antwortete das Orakel.
    »Du hast es also vorausgesehen?«
    »Nein. Ich habe damals Alwerich nach den Kammern der Erinnerung gefragt, weil ich wusste, dass du einst über das Wissen deines ersten Lebens verfügen musst. Er sagte, es gäbe die Kammern.«
    »Er hat mir damals nicht verraten wollen, was du ihm offenbart hast. Er sagte, du hättest ihn zum Schweigen verpflichtet.« Während er damals Alwerich alles dargelegt hatte, was Dareen zu Noroelle gesagt und ihm gezeigt hatte, war der Zwerg verschwiegen geblieben.
    »Alwerich fragte mich im Auftrag von Thorwis, ob dessen Visionen vom Zeitpunkt der Rückkehr nach Albenmark und von der Trennung der Welten der Wahrheit entsprachen. Ich bestätigte sie, und von da an haben die Zwerge sich auf den Kampf um Albenmark vorbereitet. Und als die Zeit reif war, gingen sie. So erfuhr Alwerich, dass Emerelle, Thorwis und die anderen Mächtigen Albenmark von der Zerbrochenen Welt und Dayra abtrennen wollten und dass du – sein alter Freund – mit ihm in der Schlacht um die Zukunft kämpfen würdest.«
    Nuramon überlegte, was dieses Wissen damals mit ihm gemacht hätte, mitten auf der Suche nach Noroelle.
    »Zerbrich dir nicht den Kopf daran«, sagte Dareen mit gütiger Miene. »Die Worte, die ich zu Alwerich sprach, hätten dich vom Pfad abgebracht. Du weißt selbst, dass es Ereignisse gibt, die jeden mit der Vergangenheit versöhnen. Dass du Daoramu fandest, hätte nicht ge schehen können, wenn du nicht genau diesen Pfad gegangen wärest.« Sie lächelte ihn an, und er nickte. »Blicke mit Selbstvertrauen in die Zukunft«, sagte sie und schaute in die Runde. »Wenn ihr alles aufbietet, worüber ihr verfügt, wird das richtige Schicksal erblühen.«
    Yendred saß mit Lyasani und Salyra an Dareens See und starrte zu den Wolkenschleiern auf, die mit dem nahenden Abend feurig leuchteten. Salyra spielte mit einer winzigen Spinne, die sie sich über die Hände laufen ließ, und Lyasani schaute immer wieder zu Nuramon hinüber. »Dein Vater sieht niedergeschlagen aus«, sagte sie nach einer Weile.
    Yendred schaute zu Nuramon hinüber. Er saß auf einem Felsbrocken am Anfang der schmalen Schlucht, durch die er einst mit Alwerich gekommen war. Den Kopf gesenkt, starrte er vor sich hin. »Er braucht seine Zeit«, sagte Yendred. »Er ist in Gedanken – in Erinnerungen.«
    »Ob er gerade versucht, sich an seine ersten Leben zu erinnern?«, fragte Lyasani.
    »Wenn es so einfach wäre, hätte Dareen ihn nicht an die Zwerge verwiesen«, sagte Salyra und wandte langsam die Handfläche nach oben. Die Spinne lief zwischen den langen Falten entlang und verharrte schließlich.
    »Oder er findet einen kürzeren Weg«, entgegnete Lyasani. »Es wäre schließlich nicht das erste Mal.«
    »Was er auch macht, wir sollten ihn nicht stören«, sagte Yendred und ließ seinen Blick von Nuramon zu Nylma wandern. Seine Meisterin saß auf der anderen Seite des Sees und starrte ins Wasser. Ab und zu hob sie den Kopf und schaute auf den Eingang zur Sternengrotte. Mit einem Mal stand Dareen hinter ihr.
    Yendred blinzelte und musterte das Orakel, als müsste es irgendein Anzeichen geben, das ihr plötzliches Erscheinen erklärte. Aber sie stand nur dort und wartete, bis Nylma sie bemerkte und zu ihr aufschaute. Dann setzte sie sich, streckte die Beine ins Wasser und sprach zu Nylma. Die Kriegerin hörte aufmerksam zu, antwortete einige Male, doch das Plätschern des Quellwassers übertönte die Stimmen.
    Salyra schüttelte die kleine Spinne von ihrer Hand ab. »Ob uns eines Tages auch jemand trösten wird, wenn wir einander verloren haben?«, sagte sie.
    Lyasani warf Salyra einen erstaunten Blick

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