Nuramon
und stellte sie zum Kampf. Sie nannten ihn undankbar, weil sie ihm, seiner Frau und seinem Kind kein Haar gekrümmt hatten. Sie verwundeten ihn, doch er raffte sich auf, nahm den Siegelstab an sich und entschwand auf den Zauberpfaden. Doch seine Gegner folgten ihm durch das offene Lichttor, stachen ihn nieder und wollten ihn von den leuchtenden Pfaden in die Finsternis stürzen.
Da kam ein fremder Elf durch die Lichtpforte. Er nannte seinen Namen – Rajeemil – und drohte den Dieben. Doch diese wollten ihren Schatz nicht aufgeben. Ehe sie sich versahen, hatte Rajeemil sie mit Schwert und Magie getötet. Nuramon aber lag auf der Seite, am Rand des Lichtplateaus, und schaute zu, wie sein Retter die Leichen der Diebe durch das Zaubertor zurück in die Welt warf. Schließlich kam er zu ihm, nahm den Siegelstab und sagte: »Die Zeit dieser Arte fakte ist abgelaufen.« Dann warf er das Kleinod in die Finsternis.
Nuramon schrie und wollte hinterher, doch der Elf mit den nachtblauen Augen hielt ihn zurück. »Er ist nicht die ewige Verdammnis wert.« Nuramon erschlaffte und starrte in die Finsternis neben den Albenpfaden.
»Gibt es nichts Wichtigeres da draußen in der Welt?«, fragte Rajee mil. »Ulema und Weldaron?«
»Woher kennst du sie?«, hauchte Nuramon und hustete Blut auf den leuchtenden Boden.
»Meine Alben gaben mir das, was die Welt den Orakeln gab«, sagte Rajeemil und strich sich über das spitze Kinn. Meine Alben . Er sprach wie seine Eltern.
Rajeemil schaute sich die Schulterwunde an und erklärte sie für schmerzhafter, als es ihr gebührte. Er stützte ihn und half ihm die Zauberpfade entlang zu einer Lichtinsel. Hier öffnete er ein Tor und führte ihn hindurch. Sie erschienen auf einem Hügel an einem See.
Nuramon sank erschöpft zu Boden. »Ich bin so unendlich müde«, murmelte er.
»In diesen Zeiten sind das viele von uns«, sagte Rajeemil. »Auch die Macht der Siegel ist ermüdet. Sie haben ihre Rolle gespielt und würden in falschen Händen vieles verderben, was weiterblühen sollte. Sie hätten Siegel gebrochen, die noch nicht gebrochen werden dürfen. Deswegen muss diese Macht für eine Weile verschwinden. Wir müssen sie vor den Feinden verbergen. Die Mächte, die bald danach streben, würden an dir nagen, bis sie dich durchschauen. Also müssen wir dein Wissen dort verstecken, wo sie es nicht suchen werden.«
»Wo soll das sein?«, fragte er.
»In der Vergangenheit«, antwortete Rajeemil und stieß ihm das Schwert in die Brust.
Nuramon erstarrte im Schmerz und schaute Rajeemil verständnislos an. »Warum?«, keuchte er.
Rajeemil lächelte sanft. »Keine Sorge«, sagte er. »Du wirst wiedergeboren, und dann weißt du nichts mehr von alledem. Und wenn du dich einst erinnerst und mich in diesem Augenblick siehst, wirst du verstehen, warum ich es tun musste. Ulema wird deinen Tod bedauern, Weldaron wird dich verachten, doch du wirst wiedergeboren und bewahrst den Schatz deines Wissens. Dein Schicksalspfad führt über Leben hinweg. Und wenn alles so verläuft, wie andere es voraussehen, dann blickst du mir in diesem Augenblick aus der Zukunft in die Augen.«
Nuramon schüttelte verständnislos den Kopf und bemühte sich, etwas zu sagen, doch er spuckte nur Blut. Ihm schwanden die Sinne, und er hörte die Möwen schreien und das nahe Meer rauschen. Er war von Magie umgeben, von Gebrüll und Gekreische, von Gehacke und Geschlage, von Kraft- und Schmerzensschreien.
»Daoramu!«, rief Nylma. »Pass auf!«
Von links wehte ein Wind heran. Ein Schrei, ein Wimmern, ein Gurgeln – direkt neben ihm. Er öffnete die Augen und sah Schatten umhertanzen. Er blinzelte und erkannte die aufgebrochene Tür. Wirlan und Narlo lagen zerfetzt am Boden und rührten sich nicht mehr. Gaerun schützte Loramus blutende Seite, während Rawila sich nur noch den Schild vorhielt und sich offenbar nicht mehr zu wehren vermochte. Einzig Bjoremul stand aufrecht wie eine Statue da; ganz so wie damals, als Nuramon den Wyrenar zum ersten Mal auf den Albenpfaden gesehen hatte. Er schwang seinen Kriegsflegel wild umher, und die Waffe sang ihr magisches Lied und trieb einen Gegner nach dem anderen zurück.
Nuramon legte beinahe benommen den Kopf zur Seite und war entsetzt: Daoramu lag unter einem grauen Wesen, das von schwarzem Nebel umgeben war. Es war groß wie ein Troll, aber schlank, und es hatte einen länglichen Schädel und beschuppte Klauen. Die Zunge schoss herab, doch Daoramu wandte den Kopf, sodass die
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