Nuramon
Bestie wie ein wehender Mantel bedeckt hatte. Er riss sich von Daoramus Macht los und schoss herbei. Nuramon hob die linke Hand schützend vor sich, und schon sprang seine Magie wie ein Falke, der sich auf die Beute stürzte, von seinem Arm.
Daoramu stieß einen verzweifelten Schrei aus und packte den Geist mit ihrer Macht. Nuramon zerrte von vorn an dem Wesen, Daoramu von hinten. Da begann der Schatten zu zittern, riss schließlich auseinander. Die Magie, die ihn erfüllte, schoss in einer Fontäne hervor und verging im Strahlen von Daoramus Magie. Ein Hauch davon stieg Nuramon in die Nase, und er fürchtete, der Geist hätte in ihm Zuflucht gefunden. Doch dann erkannte er den Duft: Es war nicht, wie befürchtet, der des Drachen Balon, sondern der einer magischen Quelle.
Wie Nebelschwaden im Wind löste sich Daoramus Macht auf, und der Fluss der Kraft folgte wieder seinem alten Gang: über die Adern im Boden und in den Wänden hinein in die Säule in der Mitte des Saales. Das Licht verblasste, und zurück blieb Daoramu. Sie schaute mit verzweifeltem Antlitz zu ihm herüber. Sie lächelte mit zitternden Lippen, dann geriet sie ins Taumeln, und ehe Nuramon bei ihr war, fiel sie zu Boden.
Nuramon fasste sie und nahm sie in den Arm. Da öffnete sie ihre Augen. »Was war das?«, fragte sie.
Nuramon schüttelte den Kopf und schaute zu Nylma hinüber. Sie war auf allen vieren und spuckte Blut. Loramu lag regungslos am Boden, ihr Unterschenkel fehlte beinahe ganz. Da kam Bjoremul her beigesprungen, holte hastig ein Stück Leinen aus seinem Beutel und versuchte, die Blutung des Stumpfes zu stillen. Wirlan und Narlo waren tot, ihre zerschundenen Körper lagen am Eingang des Saales. Rawila packte Gaerun an den Händen und schleifte ihn vom Tor weg. Nuramon schaute sich nach der Drachenbestie um, die Loramu den Unterschenkel abgerissen hatte. Doch sie war verschwunden, aufgelöst von Daoramus Zauber.
Daoramu beobachtete, wie Nuramon Loramus linke Hand mit seiner rechten fasste und seine linke direkt in die Beinwunde der verstümmelten Kriegerin legte. Der Fluss der Magie strahlte bis zu Daoramu herüber. Sie war von Zauberkraft umgeben und spürte jede Regung. Es gab keinen Unterschied zwischen dem starken Strom in der Säule oder dem winzigen Hauch, der in Nylma wirkte, die Macht aus dem Almandin zog und in einen Heilzauber fügte. Für Daoramu war in diesem Augenblick selbst der Hauch, der alles Leben erfüllte, nichts anderes als Magie. Sie wusste, dass Wirlan und Narlo tot waren. Gaerun lebte, doch wo eine Flamme lodern sollte, glühte es nur noch. Nylma würde überleben, ebenso Bjoremul, der viel Blut verloren hatte und sich eines seiner Leinentücher um die Hand wickelte. Ihre Gefährten und deren Lebenshauch erschienen ihr in diesem Augenblick wie leuchtende Inseln in einem magischen Meer.
Nuramon schloss die gewaltige Wunde Loramus mit seinem Zauber und besiegelte damit, dass das rechte Bein der Schwertfürstin in einem Stumpf endete. Kaum hatte Nuramon Loramu in einen hei lenden Schlaf versetzt, gab er Gaeruns Lebensflamme neue Kraft und heilte Rawilas Wunden. Nylma verließ sich auf ihre eigenen Heilkräfte, und Bjoremul winkte ab.
So kam Nuramon schließlich zu Daoramu zurück und blickte erstaunt auf ihre Schultern. Erst da fiel ihr auf, dass ihr Mantel und ihre Hemden zwar zerfetzt und blutig waren, der Schmerz aber geschwun den war, während sie die anderen beobachtet hatte. Jetzt folgte sie Nuramons Blick und suchte ebenso wie er vergeblich nach dem kleinsten Kratzer.
»Du weißt, was das bedeutet?«, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung, Nuramon.«
»Es ist die gleiche Magie, die Nylma in sich trägt, nur viel mächtiger.«
Daoramu schaute zu Loramu hinüber. »Mächtig genug, um sie sicher nach oben zu schaffen?«, fragte sie.
»Vielleicht«, sagte er und schaute nachdenklich den Gang entlang.
»Du hast etwas bemerkt, nicht wahr?«
»Mir war so, als hätte dem Schatten der Hauch von Balon angehaftet. Die Magie, die den Schatten erfüllte, entstammt einer magischen Quelle.« Er schaute zum Gewölbe auf. »Ich vermute, dass irgendwo in diesem Reich Magie ausströmt, die Geister an Lebewesen bindet.«
Daoramu ließ sich von Nuramon auf die Beine helfen, und als sie stand, fühlte sie sich stark und ausgeruht.
Nuramon strich ihr über die Wange, dann stutzte er und fasste rasch ihre Hände. Daoramu spürte, wie Zauberkraft aus ihren Fingerspitzen floss. Nuramon schüttelte
Weitere Kostenlose Bücher