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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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ein Luftzug. Nur Nuramons Macht spürte sie noch immer deutlich.
    Am Ende des Ganges fanden sie das zertrümmerte Tor, und jenseits davon im Saal lag die Leiche eines Verwandelten. Das Wesen starrte mit leeren Augen zum Gewölbe auf. Daoramu schauderte bei dem Anblick des widernatürlichen Menschenkörpers. Nuramon aber packte das Wesen und drehte es auf den Bauch. Dann wies er über den Rücken des Verwandelten. »Es ist, als steckten ihm fünfzig Messer im Körper«, sagte er. »Er strahlt noch vor lauter Magie.«
    Daoramu spürte es auch. Diese Magie trug noch immer ihren Duft, und doch war sie ihr fremd geworden.
    »Er hat sich noch bis hierhin geschleppt«, sagte Nuramon.
    Da wandte sich das Wesen um und sprang auf. Daoramu wich zurück, ihre Gefährten zuckten. Der Verwandelte aber erstarrte und erschlaffte auf Nuramons Schwertklinge. Nuramon stieß ihn zu Boden, schaute kurz in die Runde und ging dann wortlos der Marmortreppe entgegen.
    »Er macht mir Angst«, flüsterte Bjoremul, als er an Daoramu vorüberschritt. Sie aber schwieg und erinnerte sich an die Erzählungen vom Feldzug gegen Varmul. Nuramon hatte ihr gestanden, dass er voller Rachlust gegen die Varmulier vorgegangen war. Der Höhe punkt seines Hasses war erreicht gewesen, als ein feindlicher Feldherr ihrem Vater Yurnas Kopf geschickt hatte und Nuramon ausgezogen war, um die Botin zu rächen. Er war mit dem Kopf des varmulischen Feldherren zurückgekehrt. Daran konnte Daoramu nichts Verwerfliches finden, doch diese Kälte hatte sie selbst noch nie an Nuramon bemerkt.
    »Spürst du auch, dass da oben etwas auf dem Weg ist?«, fragte Nuramon und fasste ihre Hand.
    Sie schaute auf. »Nein. Es ist, als wäre ich plötzlich für manche Dinge erblindet.«
    »Bleib dicht bei mir«, sagte er. Seine Hände waren eiskalt, und er strahlte eine Ruhe aus, als berühre ihn die Gefahr, die hier herrschte, nicht länger. »Keine Sorge«, sagte er und lächelte endlich. Dann zog er sie sanft hinter sich und schritt, ohne sie loszulassen, die Marmorstufen empor.
    Sie spürte seine Magie fließen, und entlang dieser erfasste sie die Gefahr, von der er gesprochen hatte. Als sie die ersten Verwandelten auf der Treppe sahen, drückte Nuramon ihre Hand und sandte ein Licht voraus, das ihren Duft trug und seinen Zauber. Die Wesen kreischten vor Schmerz, fielen zu Boden und rührten sich nicht mehr.
    Nuramon führte sie zwischen den Körpern der Verwandelten hindurch. Sie strahlten wie der, den sie unten im Saal gesehen hatte. Daoramu schaute links und rechts auf sie hinab und fürchtete sich, dass sie sich plötzlich erheben und nach ihr und Nuramon greifen würden. Doch es rührte sich nichts.
    Mit festem Schritt zog Nuramon sie weiter, und als sie oben in dem großen Saal auf zwei Dutzend Verwandelte trafen, zögerte Nura mon kurz. Doch kaum waren Bjoremul und die anderen in seinem Rücken, schritt er voran, entfesselte seinen tödlichen Zauber erneut, und kaum lagen vier der Verwandelten am Boden, ergriffen die übrigen die Flucht.
    Nuramon schaute ihnen durch das offene Tor nach. »Dort in der Ferne liegt die magische Quelle«, sagte er und wandte sich dann an Daoramu. »Spürst du sie?«, fragte er.
    »Wie ein flackerndes Licht, das ganze Hallen ausfüllt«, antwortete sie und drückte seine Hand fester.
    Nuramon nickte. »Aber das Flackern ist ein Wimmeln. Dort bewegen sich all jene Lebewesen, die der Quelle zu nahe kamen. Die Magie nährt sie.«
    Daoramu konzentrierte sich, und tatsächlich sah sie schattenhafte Wesen, die vor einem Leuchten tanzten. Manche hatten menschliche Gestalt, die meisten aber krochen am Boden. Sogar die Gestalt einer Spinne glaubte sie zu erkennen – der Körper groß wie ein Mensch, jedes Bein so lang wie ein Speer. Sie berichtete Nuramon von dem, was sie wahrgenommen hatte, und er nickte. »Dort sind auch die Geister«, sagte er. »Wie Nebelschwaden umgeben sie die Wesen und legen sich auf sie.« Kaum hatte er es ausgesprochen, wurde Daoramu der Geister ebenfalls gewahr. Bei der Quelle schwebten sie in der Luft, abseits davon knüpften sie sich an Wesen. Zehn – zwanzig – fünfundzwanzig zählte sie.
    »Lasst uns gehen«, sagte Nuramon. »Wir haben hier alles gewonnen, was es zu gewinnen gab, und mehr verloren, als wir hätten verlieren dürfen.«
    Wieder in der Zwergenzuflucht, sah Nuramon, wie Daoramu am Brunnen immer weiter in sich zusammensackte. Sie versuchte, sich ihre Erschöpfung nicht anmerken zu lassen, aber Nuramon, der

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