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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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ihr unerträglich. Es durfte nicht sein. Sie weigerte sich zu glauben, dass mehr als einige Monate vergangen waren.
    Nuramon führte die Gefährten von der Zwergenzuflucht auf die Albenpfade. Über einen Albenstern am Rande des Gefüges gelangten sie in einen Saal, der direkt in die gewaltige Eingangshalle von Aelburin mündete. In der Ferne lag ein Fleck Tageslicht. Dort war das Tor. Sie schritten behutsam voran, und immer wieder hielt Nuramon Ausschau nach Gefahren, und auch seine Gefährten waren bereit, einem Feind die Stirn zu bieten und Loramu, die sich in ihrer Mitte abmühte, zu schützen.
    Die Luft und das Licht am Tor offenbarten schließlich etwas, das Nuramon befürchtet hatte: Er roch den Winter im eisigen Wind, der ihnen entgegenwehte, und sah schließlich Schnee. Mal wehte er vor der Pforte vorbei, mal flog er über die zerborstenen Torflügel herein. Das bedeutete, dass sie beim Durchschreiten des unsteten Tores mehr als nur einige Tage in die Zukunft gesprungen waren. Nun konnte er nur hoffen, dass lediglich Monate vergangen waren und nicht Jahre.
    Als auch seine Gefährten des Schnees gewahr wurden und sie ihre Hoffnungen flüsterten, bemerkte Nuramon zur Linken einen magischen Schein, gewiss fünfzig Schritte entfernt, der sich bewegte, als würde dort eine Fackel hin und her getragen.
    Nuramon warnte seine Gefährten, und als die Halle sich nach links öffnete, erblickten sie durch einen offenen Seitensaal hindurch eine Schar Verwandelte. Diese liefen im Schein von Barinsteinen vor einer breiten Treppe hin und her. Einigen von ihnen haftete ein Schatten an, drei waren beinahe so sehr entstellt wie das Drachenwesen. Einer von ihnen trug so viel Magie bei sich, dass sie für das bloße Auge als Leuchten zu erkennen war.
    Ein Verwandelter trat vor, stürzte zu Boden und blieb liegen.
    »Was war das?«, fragte Daoramu.
    »Sie können sich nicht zu weit von der Quelle entfernen«, erklärte Nuramon. »Sonst verlieren die Geister die Macht über die Körper.«
    Die Verwandelten wichen zurück, und das Wesen, das vor Magie leuchtete, bäumte sich auf, schwang sich vor und entfesselte eine gewaltige Kraft, die den Saal entlangschoss.
    Nuramon packte Daoramu und riss sie mit sich zu Boden. Ein gewaltiger Lichtstrahl schoss über sie hinweg, flog zwischen zwei Säulen hindurch und zersprengte die gegenüberliegende Wand.
    Nuramon hob den Kopf und schaute zu den Verwandelten hinüber. Die meisten lagen regungslos am Boden. Nur jene, die von Schatten umgeben waren, standen noch da.
    »Los, weg hier!«, brüllte Bjoremul, und die anderen nickten und folgten ihm. Nuramon aber hatte nur Augen für die starrenden Wesen am Ende des Seitensaales. Sie waren auf dem Weg, Drachenwesen zu werden. Sie waren größer als die anderen Verwandelten, ihre Schädel spitzten sich bereits zu, und ihr Rücken war gekrümmt. Ihre Arme hatten weitere Gelenke ausgebildet und sich in die Länge gezogen. Beugten sie sich nur noch ein wenig mehr, wären sie endgültig von Zweibeinern zu Vierbeinern geworden. Erst als Daoramu ihn weiterzog, konnte er sich von dem erschütternden Anblick losreißen.
    »Was wird aus ihnen?«, fragte Bjoremul, als sie den Saal schon lange hinter sich gelassen hatten.
    »Die Magie wird wachsen«, sagte Nuramon. »Und eines Tages kommen sie vielleicht bis zum Tor, und irgendwann durch das Tor hinaus in die Welt. Vielleicht reicht die Macht der Quelle einst so weit, dass sie die Magie anderer Quellen berührt.«
    Bjoremul senkte den Blick. »So etwas könnte bei uns daheim auch geschehen. Und wir wären machtlos.«
    »Daheim wären wir nicht machtlos«, erwiderte Loramu. »Hätten wir nur die Hälfte der Ilvaru hier und Nuramon in unserer Mitte, wären diese Wesen erledigt und die magische Quelle versiegelt.«
    Bjoremul nickte und lächelte.
    Sie brachten das letzte Stück des Weges hinter sich und schritten in den Winter hinaus. Das ganze Hochland war schneebedeckt, doch sonst erinnerte nichts daran, dass hier Zeit vergangen war. Es gab keine magischen Quellen, die spürbar waren, die Bäume hatten lediglich die Jahreszeit gewechselt. Wie viel Zeit vergangen war, wusste Nuramon nicht, und keiner der Gefährten fragte ihn danach.
    »Kommt!«, sagte Loramu schließlich und stach mit den Krücken in den knöchelhohen Schnee. »Gehen wir heim.«
    Orakelblick
    Immer öfter hielt Nylma Bjoremul mit Blicken gefangen. Er war zwar noch immer ein Schatten seiner selbst, aber auch der Schatten gefiel ihr. Ihre

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