Nuramon
tauschten einen Blick und lachten los.
Werengol war zufrieden. Die Streitmacht war aufgestellt. Jasgur würde seine hundert Reiter ins Feld führen, er die vierzig berittenen Teredyrer. Zwar war Werengol noch immer nicht ganz genesen, aber im Sattel fühlte er sich sicher. Das Fußvolk sollte in zwei Scharen marschieren. Die erste bestand aus über dreihundert Kriegern und würde unter Gaeremuls Befehl stehen. In der zweiten Schar würden hundert zwanzig Kämpfer in die Schlacht ziehen. Auf Gaeremuls Vorschlag hin bat der Rat Nuramon, deren Befehl zu übernehmen. Zu Werengols Überraschung sagte der Alvaru zu. Und so konnte der Tag des Angriffs kommen.
Uluro war eine der Wachen an der geborstenen Westpforte Teredyrs. Als er durch das Torhaus spähte, sah er eine Streitmacht aus Hunderten von Kriegern, die schnell näher kam. Eine Reiterschar schob sich neben dem Fußvolk hervor. Aus der Masse der Fußkrieger ragte das Rosenbanner der Teredyrer empor, doch das Wappen der Reiter war es, das Uluro entsetzte. Es war eine Schlange auf dunkelgrünem Grund, die Schlange, von der man überall in Varmul sprach. Das Banner des Grafen von Doranyr. An der Spitze der Streitmacht ritt ein Krieger. Die Schützen verfehlten ihn, einen Speer, der ihm galt, wehrte er mit dem Schilde ab. Und als Uluro am Boden lag, niedergeritten von den Feinden und die nachfolgenden Pferde über ihn hinwegsprangen, hauchte er ein letztes Wort: »Jasgur.«
Jasgur eroberte das Osttor, ließ es offen stehen und gewährte den Varmuliern den Rückzug. Es war ihm recht, dass die Fliehenden die Kunde von seiner Anwesenheit verbreiteten. Erst, als die Varmulier sich zu einem Gegenangriff formierten, ließ er das Tor schließen. Mit Sorge blickte er die Hauptstraße entlang bis zum Westtor. Die Schlacht würde sich bei Nuramon und seinen Leuten an der geborstenen Pforte entscheiden.
Gaeremul stieß auf das Waffenlager der Varmulier und brachte einen Teil der Beute zu Nuramon. »Das sind Brandpfeile«, sagte einer der Krieger und starrte mit Bedauern in eine geöffnete Kiste.
Nuramon und Gaeremul tauschten einen Blick. »Denkst du, was ich denke?«, fragte Gaeremul den Elf.
Nuramon nickte, und eine halbe Stunde später stand ein Teil des varmulischen Lagers in Flammen.
Yargir blickte besorgt auf die feindliche Streitmacht hinab. Sie war in Bewegung und strebte in drei langen Reihen die Straße herauf. »Da!«, rief er und wies Nuramon auf einige Feinde hin, die Tonkrüge trugen.
Auf Nuramons Bitte hin gab er dem Alvaru seinen Bogen, und der Elf rieb die Spitze des Pfeiles, den Yargir ihm reichte, zwischen den Fingern. Als er den Pfeil auf die Sehne setzte, glühte die Eisenspitze. Nuramon hob den Bogen, schoss den Pfeil ab, und im nächsten Augenblick spritzte unten auf der Straße brennendes Öl in alle Richtungen. Eine Wand aus Feuer zog sich die Straße hinab.
Nylma befahl den Kriegern auf Nuramons Geheiß hin, das Torhaus mit Schutt aufzufüllen. Sie nahmen alles, was die umliegenden Gebäude und Ruinen boten und füllten den kurzen Gang bis zur Decke auf. »Das wird sie beschäftigen«, sagte sie Nuramon auf der Mauer. »Und dann …« Sie wies in den Hof hinab. Dort hatten die Krieger einen Barrikadenwall angelegt. »Dann kommt das eigentliche Hindernis.« Sie nickte anerkennend. »Ein guter Plan, Nuramon.«
Der Elf dankte ihr lächelnd.
Yargir war von Nuramons Zauberkünsten beeindruckt. Zwar vermochte das Blendwerk, das in Werisar noch Wunder gewirkt hatte, die Varmulier nicht mehr zu schrecken, aber als die Feinde bis an das verbarrikadierte Tor vorgestoßen waren, ballte Nuramon seine Fäuste, und schon zitterten seine Arme vor Anstrengung. Es zischte, und ein blaues Leuchten schoss hinab zu den Varmuliern, drang in die Erde und erschütterte sie. Die Macht stieß ein gutes Dutzend Feinde in den Stadtgraben. Die Übrigen liefen vom Osttor fort, zogen die Verletzten oder Toten hinter sich her und drängten die ganze Streitmacht der Feinde zur wilden Flucht.
Rayagor fluchte. Erst der Angriff der Feinde, der wie aus dem Nichts gekommen war, und dann das Feuer im Lager. Und nun hatte der Alvaru auch noch von der Mauer herab gezaubert und mit den Schützen am Westtor die Niederlage dieses Tages vollkommen gemacht. Als Rayagor am Abend mit den Schwertfürsten zusammenkam, war er überrascht, dass sie ihn zum neuen Feldherrn ernennen wollten. Als er ihnen verkündete, dass er am Morgen den Angriff gegen das Westtor anführen würde, sah er die
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