Nuramon
alte Zuversicht in den Gesichtern seiner Gefährten.
Mit der Nacht kam die Furcht vor einem Überraschungsangriff der Varmulier, und Nylma lauschte mit Yargir und den anderen Kriegern am Westtor den Worten Nuramons. Er erzählte ihnen von seinem alten Freund Mandred Torgridson, dem Jarl von Firnstayn, der mit seiner Axt seine Feinde Furcht und Schrecken lehrte. Er berichtete von dessen Heldentaten bei der Seeschlacht um die Stadt Firnstayn und von seinem Wagemut in der Schlacht um Albenmark. Er sprach auch vom Tod Mandreds und von seinem Heldenbegräbnis. »Ich wünschte, Mandred wäre hier bei uns«, sagte er und hob einen Becher Wein. »Auf Mandred Torgridson!«, sprach er, und Nylma war die Erste, die seine Worte wiederholte und auf den Jarl von Firnstayn trank.
Am Morgen führte Rayagor seine Krieger in den Kampf. Nachdem den Teredyrer Schützen die Pfeile und Bolzen ausgegangen waren und der Zauber des Alvaru ausblieb, trugen Rayagors Krieger Schicht um Schicht den Unrat im Westtor ab. Am Mittag drangen sie in die Stadt durch. »Macht euch bereit«, rief Rayagor seinen Gefährten zu. »Wir haben eine Schlacht zu entscheiden.«
Der Elfenkrieger
Nuramon stand neben Nylma, Yargir und Werengol hinter dem gro ßen Schutzwall, der den Torhof umschloss. Die Krieger in zweiter und dritter Reihe senkten ihre Langspieße und Stoßspeere. Ihre Schilde waren wie Zinnen in der Barrikade verankert und boten Schutz, ohne dass sie jemand halten musste. Hinter diesen Schildzinnen standen jene Krieger, die mit Schwertern, Kriegshämmern und anderen kürzeren Waffen ausgerüstet waren.
Die Feinde strömten rasch heran. Einige ließen sich zwischen ihre Gefährten zurückfallen, um nicht als Erste an der Barrikade zu sein, doch die Masse der nachrückenden Krieger drängte sie voran. Nuramons Plan, die Varmulier im Notfall vorrücken zu lassen und sie dann auf dem Innenhof zusammenzupferchen, ging auf. Die varmulischen Krieger prallten gegen die Barrikade, die Spieße fanden ihre Opfer, und manche durchstießen sogar mehrere Feinde. Zugleich wurde die nachdrängende Menge den eigenen Leuten zum Verhängnis. Die hinteren Reihen schoben sie nach vorn und pressten ihnen die Luft aus dem Körper. Direkt neben Nuramon wurde einer der Herannahenden in ein herausragendes Stück Holz gedrängt, und jene, die unter den Spießen abtauchten, waren nicht mehr zu sehen.
Schmerzensschreie, Todesgebrüll und Keuchen drangen zu Nuramon, doch das Gegenwärtigste waren die Stoß- und Hacklaute. Jeder Laut mochte eine Wunde sein und ein Leben, das verklang. Angst loderte in den Augen und Mienen rings umher, und Nuramon erkannte, dass nicht einer der Menschen um ihn herum das Handwerk des Tötens liebte. Und doch würden später, wenn alles vorüber war, viele das Leiden und das Sterben dieser Stunden besingen, als wäre es ein Freudentag gewesen.
Nuramon löste sich immer wieder von der Barrikade, um seine Heilzauber zu sprechen. Da sein magischer Stoß, den er in einer früheren Inkarnation bei den Zwergen gelernt hatte, die Feinde trotz aller Macht nicht mehr schreckte, hatte er seine Kräfte für die Heilung aufgespart und schloss nun vor allem Arm- oder Handwunden, gelegentlich auch eine Schulter- oder Kopfverletzung.
Immer wieder ließen sich Verwundete oder Erschöpfte aus den vorderen Reihen zurückfallen, und frischere Kämpfer rückten nach. Dann erholten sich die Zurückgewichenen, aßen und tranken und kehrten schließlich in den Kampf zurück, um anderen eine Pause zu gönnen. Bald jedoch gab es so viele Verletzte unter den Teredyrern, dass jene mit leichten Wunden bereits nach einer kurzen Notversorgung durch Nuramon und seine Gefährten erschöpft und ohne Ruhepause in die Schlachtreihen zurückkehrten. Auch die Anzahl der Schwerverletzten und Toten unter Nuramons Mitstreitern wuchs beängstigend schnell, während die Varmulier aus dem Vollen schöpfen konnten.
Da flammte links des Tores Feuer auf. Die Barrikade stand in Flammen. Noch nützte es den Feinden dort nichts; es behinderte sie sogar. So aber verlagerte sich der Druck der Varmulier auf die Mitte und damit zu Nuramon hin. Das Drängen der Feinde war so gewaltig, dass die Teredyrer nach Nuramons Hilfe riefen. So gab er das Heilen hinter den Schlachtreihen auf und stellte sich erneut dem Kampf. Für jeden Spieß auf seiner Seite stachen ihm nun drei feindliche Spitzen entgegen. Zu seiner Rechten sah Nuramon Werengol und Yargir. Sie fochten in zweiter Reihe und führten
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