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Nuramon

Nuramon

Titel: Nuramon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sullivan
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rechts davon führten Straßen in ein weites Tal hinab.
    Auf den Stufen des Palastes empfingen sie Männer und Frauen mit blauen Siegelhauben sowie etliche Krieger – die Mitglieder des Rates von Alvarudor samt ihrer Wachen, wie Nuramon vermutete.
    Am Fuß der Treppe stieg Wergor vom Pferd, und Nuramon und seine Gefährten taten es ihm gleich. »Ich bringe euch Nuramon Alvaru«, rief Wergor der jubelnden Menge zu und versäumte es dabei, Daoramu, Nylma und Yargir vorzustellen.
    Der Vogt trat vor dem Ratsfürsten zur Seite. Der untersetzte Mann mit dem faltigen Gesicht war mit seinen etwa vierzig Jahren nicht der Älteste unter den Ratsmitgliedern, stach jedoch durch seine von drei Medaillen gezierte Silberkette heraus. Und während der Rest des Rats zu ihnen herabstarrte, als wäre die Elfenkönigin auf dem Rücken eines Drachen hier mitten zwischen ihnen gelandet, empfing der Ratsfürst Nuramon und seine Gefährten mit einem selbstgewissen Schmunzeln.
    Während die Menschen hinter ihm verstummten, trat Nuramon näher und beugte das Haupt vor dem Fremden.
    »Der Rat von Alvarudor heißt dich willkommen, Nuramon Alvaru«, sagte der Ratsvorsteher. »Und ebenso deine Gefährten. Ich bin Yanrol, der Ratsfürst von Alvarudor.« Er verbeugte sich vor Nura mon, und der ganze Rat tat es ihm gleich. »Seit fast vier Generationen hat kein Albenkind den Fuß über die Schwellen unserer Tore gesetzt.«
    Vier Menschengenerationen. Das musste vor der Schlacht um Albenmark und der Trennung der Welten gewesen sein. Vielleicht hatte die Königin damals Gesandte hierhergeschickt, deren Aufgabe es war, Albenkinder zu finden und in die Heimat zurückzubringen. »Es scheint seither eine blühende Zeit gewesen zu sein«, sagte er.
    »Fürwahr«, entgegnete Yanrol. »Alles, was uns die letzte Gesandte verheißen hat, ist eingetreten. Wir sind ihrem Rat trotz vieler Bedenken gefolgt, und er hat uns zu nie geahnter Blüte geführt.«
    Nuramon musterte den Ratsältesten. »So hat euch diese Gesandte auch mein Kommen angekündigt?«
    Yanrol nickte. »Sie sagte, du würdest uns Kunde bringen.«
    Nuramon dachte an die Schlacht um Albenmark. Mit einer größeren Kunde konnte er nicht dienen. »Albenmark ist vor den Feinden sicher«, erklärte er, und die Leute jubelten, als hätten sie all die Jahre um das Schicksal seiner Heimat gebangt.
    Nuramon wartete, bis die Alvarudorer sich beruhigt hatten. »Der Preis war hoch«, sagte er dann. »Viele Albenkinder und viele Menschen, die unsere Verbündeten waren, ließen ihr Leben. Und am Ende trieben wir die Feinde nicht davon. Die Königin und die Mächtigen meiner Heimat stießen einen Zauber an, der, einmal ins Rollen gebracht, nicht mehr zu stoppen war. Albenmark wurde für immer von dieser Welt getrennt.«
    Die Kunde traf die Menschen wie ein Schlag. Sie starrten Nuramon ungläubig an. Wergor trat vor und sprach mit entsetzter Miene: »Aber du bist hier. Wir dachten, es stünde ein Goldenes Zeitalter bevor. Wir flehten die Gesandte an, in der Fremde an ihrer Seite gegen die Priester der Falschen Götter kämpfen zu dürfen. Aber sie beharrte darauf, dass wir den Kampf, der kommen würde, am besten in dieser Welt führen könnten. Dass wir hier in Alvarudor wachsen sollten, bis der rechte Tag kommen würde. Wohlan denn: Wir sind gewachsen. Wir sind bereit. Und nun soll der Kampf vorüber sein?«
    Der Ratsfürst nickte, als habe er Nuramons Worte gerade erst verstanden. »Wir dachten, du würdest uns in den Kampf rufen«, sagte er leise.
    Nuramon schüttelte den Kopf. »Der Krieg zwischen den Albenkindern und ihren Feinden ist vorüber. Ich bin das letzte Albenkind und kann euch vom Kampf gegen die Tjuredanbeter, die Diener der Falschen Götter, berichten. Und davon, was Menschen dazu beitrugen.«
    »Dann sei unser Gast«, sagte Yanrol und deutete zu einem langen, schmalen Haus, das an der Felswand zur Rechten des siebten Tores lag. »Das ist das Elfenhaus. Dort hat die Gesandte übernachtet. Wir pflegen und behüten es. Nur die Kammer der Abgesandten haben wir versiegelt. Niemand hat sie seit damals betreten.«
    »Wie hieß die Elfe, die meine Königin euch sandte?«, fragte Nuramon.
    »Ihr Name war Ulema«, antwortete Yanrol.
    Nuramon nickte. Das war ein alter Name aus seiner Sippe. In seinem ersten Leben hatte er eine Elfe namens Ulema geliebt und mit ihr einen Sohn gezeugt: Weldaron. Nachdem Ulema ins Mondlicht entschwunden und er selbst gestorben war, hatte sein Sohn eine neue Sippe

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