Nuramon
begründet, und in dieser hatte es im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder Kinder mit dem Namen Ulema gegeben. Doch ganz gleich, wer die Gesandte gewesen war, in einem war sich Nuramon sicher: Emerelle hatte ihre Hände im Spiel.
Yanrol lächelte. »Soll ich euch jetzt zum Haus der Elfengeborenen geleiten?«
Nuramon erstarrte. »Der Elfengeborenen? Es gab in eurem Stammbaum also tatsächlich Kinder zwischen Menschen und Elfen?«
Yanrol nickte. »Melruun war ein Elf, und Varnia war die Tochter von Dorno, unseres mächtigsten Ahnen. Varnia gebar Zwillinge, und sie waren der Magie fähig. Doch das Elfenblut verlor sich mit der Zeit.«
»Gib mir deine Hand, Yanrol«, sagte Nuramon, und der Ratsfürst reichte sie ihm unter den begierigen Blicken der Menge. Nuramon suchte nach dem Hauch eines Elfenzaubers, spürte jedoch nichts als Yanrols Lebenskraft. Als er aber den Ansatz zum Wärmezauber vollzog und spürte, wie hungrig der Zauber in die Hand des Ratsfürsten fuhr, glaubte er die Geschichte um den Elfen Melruun.
Yanrol zog seine Hand zurück. »Was war das?«
»Das war Magie. Es befinden sich noch Spuren davon in dir. Die Zauberkraft ist fort, aber die Wege, die die Magie bei deinen Vorfahren nahm, sind noch da. Es ist wie ein ausgetrockneter Fluss.«
Der Ausdruck in Yanrols Miene schwankte zwischen Bedauern und Faszination. Die Menschen auf dem Platz raunten, und die Blicke, die Wergor und Yanrol tauschten, sagten deutlich, dass die Alvarudorer sich wünschten, elfengleich zu sein. »Wenn du und deine Frau bleiben, könnten eure Kinder die Quelle vielleicht wieder zum Leben erwecken«, sagte Wergor schließlich.
Nuramon schaute zu Daoramu, die ihrerseits Wergor anstarrte, als warte sie noch auf die Worte, die dieser bereits gesprochen hatte. »Was sein soll, wird sein«, sagte Nuramon schließlich. »Aber warum sehnt ihr euch nach Elfenblut? Ihr habt hier eine blühende Stadt. Das Goldene Zeitalter ist längst in eure Häuser eingekehrt. Und wenn der Krieg, auf den ihr euch vorbereitet habt, nun ausbleibt, so blast in die Hörner, schlagt die Trommeln, und singt die Lieder eurer Ahnen! Denn nun seid ihr frei und nicht mehr gebunden an irgendwelche Verpflichtungen.« Er deutete auf das Ratsgebäude. »War dies die Burg eurer Ahnen?«
»Ja«, antwortete Yanrol.
»Schaut, welch wunderbares Haus ihr darüber gebaut habt! Mit all diesen Dächern und Fenstern, Balken und Säulen. Wahre Meister der Baukunst haben es errichtet. Ihr habt all das zur Blüte gebracht, was eure Ahnen begonnen haben. Und vielleicht bin ich hier, um euch zu sagen, dass ihr am Ziel seid.«
Applaus brandete auf, und einige Jasborer schlossen Nylma und Yargir in die Arme. Als die Menge sich beruhigt hatte, sagte der Ratsfürst: »Dies hätte aus dem Munde Dornos stammen können. Und nun, Nuramon Alvaru, geh in das Haus deines Volkes. Es soll dein sein, mit allem, was darin ist.«
Nuramon nickte, und kurz darauf betrat er mit Daoramu, Nylma und Yargir das schmale Haus der Elfengeborenen. Es war viele Male ausgebessert worden – hier ein Stein, dort sogar eine Reihe von Balken, und das Dach wirkte kaum älter als die hundert Jahre, von denen Yanrol gesprochen hatte. Die Tür stand offen, und drei Frauen und ein Mann verbeugten sich vor ihnen, als sie sich näherten.
»Das sind Hüter des Hauses«, erklärte Wergor, der ihm bis zum Eingang gefolgt war. »Sie pflegen es.«
Nuramon dankte den Hütern und ließ sich dann von ihnen ins Innere des Hauses führen. Die Eingangshalle reichte weit in den Fels hinein, und da das Tageslicht es nicht ganz zu erhellen vermochte, leuchteten die Haushüter ihnen mit Öllampen den Weg die Treppe hinauf. Im Obergeschoss empfingen sie geöffnete Türen und schlichte, aber saubere Zimmer mit frisch gemachten Betten.
Auf halbem Weg des Ganges kamen sie an das versiegelte Zimmer. Eine rote Wachsscheibe schmiegte sich in die Ecke zwischen Rahmen und Tür. Nuramon hielt inne und betrachtete das Siegel. Die Hüter des Hauses flüsterten untereinander, dann aber zogen sie sich ins Erdgeschoss zurück. Nur Daoramu, Nylma und Yargir blieben bei ihm.
»Müssen wir etwas befürchten?«, fragte Nylma.
»Das glaube ich nicht«, sagte Nuramon. Dann löste er das große Siegel ab. Es zerbröckelte zwischen seinen Fingern zu Wachsklumpen, die zu Boden fielen. Mit großer Mühe schob Nuramon den Riegel zurück und öffnete die Tür.
Das kleine Schlafgemach, das sich dahinter erstreckte, war einst gepflegt gewesen, ehe
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