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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Königs erblickte, desto stärker wurde seine Gier, desto brennender zerfraß ihn der Neid.
    In einer kalten Herbstnacht verriet er Xanye sein Geheimnis. Er verriet, dass er keine Visionen hatte, dass er eigentlich kein Seher war und dass das, was er dem König erzählte, einzig und allein dem Vorhaben diente, einmal selbst die Krone zu tragen. Er
wollte und würde den König so mit Weissagungen verblenden, dass er schließlich ihm, Maferis, die Krone übergab.
    Xanye war mit Herz und Seele eine Elfe. Sie wusste, dass die Krone nur von erwählten Königen getragen werden durfte, denn vom guten Wesen des Königs hing das Schicksal aller Elfen ab. Niemals dürfte ein Betrüger die Krone an sich bringen, ob er nun klug war oder nicht, ob sie ihn liebte oder nicht.
    Wenn ein Betrüger die Krone durch eine List an sich brächte, das wusste Xanye, dann wäre das Ende der Elfen gekommen. Und sie verriet Maferis an ihren Bruder.
    Das war das jähe Ende seiner Ruhmeszeit. Seine Ziele und alles, was ihn im Leben vorangetrieben hatte, wurden mit einem Mal enttarnt und aus dem Dunkel seiner Gedanken gerissen. Als er dem König als Betrüger gegenüberstand, stürzte er auf ihn zu und wollte ihm die Krone vom Kopf reißen, genau so, wie er es schon in unzähligen Träumen getan hatte. Maferis wollte nach der Krone Elrysjar greifen, die sich so verlockend an des anderen Stirn schmiegte … Da begann seine Haut Feuer zu fangen. Das Feuer des Kronenzaubers, es fraß sich tief in sein Gesicht, verätzte Stück für Stück das letzte Restchen seiner heuchlerischen Maske. Nur die glühende Sehnsucht nach der Krone konnte das Schutzfeuer Elrysjars nicht tilgen.
    Verbrannt und entstellt wurde er aus den Reihen der Moorelfen verstoßen. Nach Kesselstadt solle er
gehen, rief man ihm nach – zu den Menschen, zu deren Habgier er passte. Aber Maferis zog sich in die Kälte zurück, dorthin, wo er seine Feuernarben zu kühlen hoffte und vielleicht auch seine Machtgier …
    Womöglich war ihm das über die Jahre sogar gelungen, ohne dass er das langsame Sterben seines Inneren bemerkte. Womöglich dürstete ihn nun nicht mehr nach Einfluss und Herrschaft. Er war nur noch erfüllt von dumpfem Hass auf jene, die ihn verlockt und dann verraten hatten: die Krone Elrysjar … und Xanye.
    Xanye, der er vertraut hatte. Xanye, die ihn zerstört hatte.
    Irgendwo in seinem Herzen hatte Maferis Frauen nie gemocht, auch wenn ihn eine von ihnen hatte er-weichen können. Waren sie es nicht immer, die die Männer zu Fall brachten? Trugen sie nicht die Schuld daran, dass alle großen Pläne scheiterten? Sie allein, weil sie sich wie listige Schlangen an die Seite eines Mannes schlichen, um ihn heimlich zu vergiften; weil sie die Schwäche eines Mannes offenbarten wie ein Loch im eisernen Kettenhemd? Er wäre der König der Moorelfen geworden, wenn Xanye, die furchtsame, gutgläubige Xanye ihn nicht verraten hätte!
    Xanye war schuld daran, dass sein Leben zerstört war und er nichts hatte erschaffen können. Und was hätte er als König alles geschaffen! Er hätte die Moorelfen verändert. Er hätte die Welt verändert. Er hätte die dümmlichen Traditionen begraben, zusammen mit dem Geisterglauben und den überholten
Weisheiten! Er hätte etwas Anständiges getan, etwas Logisches, Sachliches.
    Zuerst hätte er Städte errichtet, so wie die Menschen es taten. Denn nur in einer Gemeinschaft von Tausenden konnte sich eine richtige Gesellschaft formen, die das primitive Dorfleben, in dem man wie in einer großen Familie lebte, überwand. Nur in einer Stadt konnte es außerdem einen richtigen König geben, einen, der wirklich von Massen verehrt und wie ein Gott hinter verschlossenen Toren unsterblich wurde. Was nützte es schon, König zu sein, wenn man in denselben schmuddeligen Erdlöchern hauste wie jeder andere auch?
    Maferis glaubte es am Wandel der Zeiten zu sehen: Nur die Völker überlebten, die sich in einer gro-
    ßen Masse zusammenschlossen, in der alle aufeinander eintrampelten und sich gegenseitig begruben, um nicht im Strom des Lebens zu ertrinken. Das taten die Menschen, und siehe da: Sie waren den Elfen trotz ihrer beschränkten Sinne überlegen und waren dabei, sich die ganze Welt anzueignen. Das taten auch die Ratten, und siehe da: Sie hatten sich in jedem Winkel der Erde angesiedelt, wo es ein bisschen Dreck und Dunkelheit gab. Ihre Art würde die Jahr-tausende überstehen. Nur die Elfen, die sich an ihre Traditionen klammerten und freiwillig

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