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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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senkte
er das Gesicht und stützte sich mit den Armen auf die breite Steinbrüstung.
    »Denkst du an das Mädchen? Wer war sie? Eine enge Freundin? Hast du … sie gerne gemocht?«
    »Keine Ahnung. Ich, also ich kannte sie eigentlich nicht so besonders. Ich glaube, sie war in mich ver-liebt oder so.« Scapa wurde heiß, doch er war erstaunt, wie leicht er sein Gewissen zum Schweigen bringen konnte. Es war ganz einfach.
    »Sie musste dich sehr gemocht haben, dass sie dir bis hier her gefolgt ist. Dich haben die Menschen schon immer gemocht.«
    Eine Weile blieb es still zwischen ihnen. Dann sagte Scapa: »Erzähle mir alles. Alles über dich und den Turm und dein Reich. Deine Dienerinnen, zum Beispiel, sind keine Moorelfen. Wer sind sie?«
    »Es sind Adelige. Bevor der Menschenkönig von Korr auftauchte, haben die Moorelfen und vierzehn Fürstenhäuser der Menschen Korr regiert, das weißt du bestimmt noch. Früher gab es doch auch in Kesselstadt einen Fürsten. Der König hat sie dann alle ermorden lassen oder gefangen genommen. Als ich die Krone erlangt habe, habe ich die Kerker durchsu-chen lassen. Du wirst kaum glauben, wie riesig sie sind! Die Verliese erstrecken sich bis weit unter die Erde, es gibt unendliche Labyrinthe und Irrgänge.
    Dort habe ich lauter Fürstenkinder, Grafentöchter und Herzogssöhne gefunden – und ich suche immer noch nach neuen, denn ich habe längst nicht alle Kerker entdeckt. Jedenfalls sind sie jetzt meine Die-
ner. Ich mag Elfen nämlich nicht in meiner Nähe, wenn ich es vermeiden kann.«
    Scapa runzelte die Stirn. »Und dann bist du ausgerechnet die Königin der Elfen geworden?«
    »Nicht, um ihnen nahe zu sein«, erwiderte Arane fest. »Um ihre Kraft zu benutzen – oder, besser gesagt, ihre Schwäche.«
    Auch jetzt schwieg Scapa. Arane atmete tief ein und blickte wieder ins Land hinaus. »Ich muss das Mädchen und den Elfenprinz wiederfinden. Allein schon, weil sie wissen, dass es mich gibt.«
    »Wieso willst du dich eigentlich verbergen? Wenn jeder gewusst hätte, dass es dich gibt, dann wäre das alles nicht geschehen. Dann wäre ich zu dir gekommen und hätte gewusst, dass du noch lebst und es dir gut geht. Schon früher hast du immer Angst gehabt, dass jemand weiß, wer du wirklich bist.«
    »Angst? Ich hatte keine Angst! Aber glaubst du, mir hätte damals jemand zugehört? All diese dummen Straßenkinder in Kesselstadt?« Sie wandte sich ihm zu. Sanft strich sie ihm über die Wange, doch ihre Stimme klang bitter. »Du bist so verträumt, Scapa. Für dich war die Welt immer nur in einer Hin-sicht ungerecht: dass man arm oder reich geboren wird. Aber es ist mehr, viel mehr. Wie hättest du das auch wissen können? Du weißt nicht, wie es ist, etwas sagen zu wollen und nicht gehört zu werden.
    Wenn du etwas kannst und weißt und niemand es dir zutrauen will – niemand davon wissen will. Dir hat man immer zugehört. Und vertraut.
Siehst du, es gibt Dinge, die weiß jeder: Arme brauchen einen Herrscher, der für sie entscheidet.
    Frauen können nicht regieren. Kinder können nicht die Macht über eine Stadt ergreifen … Und wenn du alles auf einmal bist, Kind und Mädchen und arm, dann wirst du bestimmt auch nicht die Welt erobern können. Wer würde schon ein kleines Mädchen fürchten? Selbst wenn es die Steinkrone trägt, wenn es über ein Heer von fünfzigtausend gebietet, ist es in den Augen der Welt doch nur ein Mädchen. Ein Kind …«
    Als der Wind ihr Gesicht umflüsterte, ihre Augen älter und schöner wirkten denn je, konnte Scapa nur schwer glauben, dass sie ein Mensch aus Fleisch und Blut war. Sie war viel mehr. Sie war sogar mehr als eine Königin.
    »Du bist nicht nur ein Mädchen.«
    »Eben doch, das bin ich!«, brauste sie auf. »Selbst du begreifst es nicht! Selbst du denkst noch, dass ich mehr als ein Mädchen sein muss, ein Mädchen könn-te all dies ja nicht erreicht haben! Scapa, ich bin nur das, was ich bin, und das ist einfach. Alles, was ich getan habe, war, mir von der Welt keinen Namen geben zu lassen! Ich habe mich selbst benannt. Ich habe selbst bestimmt, zu was ich fähig bin! Ich habe nicht daran geglaubt, dass Arme da sind, um beherrscht zu werden, Frauen nur die Frauen von Männern sind, Kinder nicht besitzen können! Ich habe selbst bestimmt, was ein Mädchen ist.« Sie sah ihn aus schmalen Augen an. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht. »Mädchen sind klug und ehrgeizig, sie
träumen und begehren und sie arbeiten, wenn es sein muss, sie

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