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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Hände des Königs ballten sich zu zittern-
den Fäusten. »Nur in den Nächten wandelt sie aus dem Dorf. Sie geht barfuss in die Marschen und kehrt in den Dämmerstunden wieder, wenn das Licht des Tages sie verschreckt.«
    »Sie ist … besessen«, flüsterte der Prinz. »Von dem bösen Geist des Maferis besessen. Befreit Eure Schwester von Maferis’ Geist. Und befreit Maferis’
    Geist von seiner Gier …«
    Reglos blickte der König ihn an. »Wie kann ich sie befreien?«
    »Ist das alles, was Ihr wünscht?«
    »Ja.«
    »Wollt Ihr alles dafür tun?«
    »Ja.«
    Der Prinz atmete hauchend aus. »Dann hört, was ich Euch sage: Ihr müsst den Geist des Maferis von seinem Begehren freisprechen! Erst dann verlässt er auch Xanyes geplagte Seele. Ihr müsst ihn vom Bann der Krone Elrysjar befreien …«
    Eine Träne rollte über die Wange des Elfenkönigs.
    »Wie?«
    Die Augen des Menschenprinzen wurden starr wie Kieselsteine. Er hatte es geschafft. Er hatte es fast geschafft, er würde es tatsächlich schaffen! Seine Hände zuckten, doch er zwang sich, bewegungslos stehen zu bleiben. Warte, flüsterte er sich selbst zu.
    Das Wort zerging ihm in Gedanken wie warme But-ter. Warte noch …
    »Legt die Krone Elyrsjar ab«, befahl er. »Legt sie vor Eure Füße. Legt sie auf den Boden! Und dann
wiederholt dreimal den Namen Eurer Schwester.
    Wiederholt den Namen! Dann wird sich die Gier des Maferis auflösen wie Rauch im Regen.«
    Schluchzend sank der König von seinem Stuhl auf die Knie. Seine Hände schlossen sich um die schwarze Krone. Er hob sie sich von der Stirn. Dann lag das steinerne Diadem, die Kronenhälfte der Moorelfen, auf dem Boden zwischen dem König –
    und dem neuen König.
    »Xanye«, wimmerte der König. »Xanye! Xanye!
    Maferis, gib Xanye frei!«
    Der Prinz stürzte vor. Wie ein dunkler Schatten fiel er über die Krone und begrub sie mit seinem ganzen Körper. Der König schrie auf – dann brach sein Schrei abrupt ab. Erstarrt blickte er in das schmutzige Menschengesicht. Der Mensch hatte ihm ein Messer in die Brust gebohrt.
    Verwundert starrte der König der Moorelfen auf das Blut, das ihm aus der Wunde schoss. Er hatte sein eigenes Blut so lange nicht gesehen … Es war so unwirklich! Wer die Krone Elrysjar trug, konnte nicht bluten. Er sah von seiner Wunde auf. Der Mensch hielt das steinerne Diadem in verkrampften Fingern. Und plötzlich brach ein Lachen aus dem Menschen heraus, ein heiseres, keuchendes, wahnsinniges Lachen. Mit diesem Lachen starb der König. Und wurde der neue König geboren.
    Aus allen Häusern kamen die Männer, die Frauen und Kinder in den Regen. Zitternd näherten sich die Moorelfen der Hütte ihres Königs. Das Wasser
glänzte auf ihrer grauen Haut und ließ sie wie Wesen aus Stein erscheinen. Und wie erstarrt blieben sie stehen, als ihr König aus der Hütte trat.
    Der Regen, der jetzt stärker in die Pfützen trommelte, zog Rinnsale über seinen verdreckten Mantel.
    Einen Augenblick lang stand der neue König reglos vor den Elfen. Dann hob er die Hände und schob sich die Kapuze zurück: Die steinerne Krone Elrysjar schmiegte sich um seine Stirn, glänzend wie Sumpf-
    öl. Der Regen rann ihm über das Gesicht, er wusch Erde und Schmutz fort und enthüllte das lächelnde Gesicht eines Menschen.
    »Folgt mir«, sagte der Menschenmann, feierlich und zischelnd, gebrochen in der Sprache der Elfen.
    Und als er aus dem Dorf schritt, folgten ihm vier-hundert bleiche Gestalten in einem stummen Zug.

    »Das ist alles?«, hauchte die Stimme des Mädchens.
    Die Augenlider des Königs zuckten. Es war, als erwache er aus den Erinnerungen … Er starrte erst Arane an, dann seine eigenen bebenden Hände, als sähe er das Blut daran kleben. Das Blut des Moorelfenkönigs, den er erdolcht hatte, als er vor ihm auf dem Boden gekniet hatte.
    Erstarrt beobachtete Arane, wie die Hände des Königs zu zittern begannen. Ihr fiel auf, dass seine Fingernägel bis aufs Nagelbett zurückgeschnitten waren. Zarte rote Schrammen zogen sich über seine Hände, weil er sie so heftig geschrubbt hatte.
    »Ich habe ihm ein Messer in die Brust gestoßen.«
Plötzlich kicherte er. »Ein Messer hat ihn getötet!«
    Arane schluckte schwer. Ihr Mund war wie ausge-trocknet. Jetzt oder nie!
    »Euch, mein König, wird kein Messer töten!«
    Der Blick des Königs richtete sich auf sie.
    Aranes Gesicht verriet nichts von ihrer Erregung, nichts von ihrem Plan. »Hört meine Vision an«, hauchte sie. »Hört zu, was Ihr

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