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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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kämpfen und hassen und sie lieben …« Ihr Kopf hob sich und sie blickte dem Wind entgegen.
    »Wenn ich alles erreicht habe, Scapa, dann werde ich mich offenbaren. Dann wird mein Name der Name aller Menschen. Dann wird jeder sich selbst erschaffen können, und wir werden uns nicht mehr Kind nennen, nicht mehr Mann und Frau – unsere Namen werden die, die uns wirklich zustehen. Dann werde ich die Welt verändern, wie es mir gefällt!« Sie öffnete seine Hand und strich mit behutsamen Fingern hindurch. »Und dann wird man sehen, ich bin nur so wenig. Und man wird sehen, ich bin alles.«

    Als sie zu Mittag aßen, traf Scapa Fesco wieder. Er sah ganz anders aus, war sauber und hatte gekämmte Haare. Und seine Kleider waren so fein, dass ein Prinz sie tragen könnte. Dabei fiel Scapa auf, dass er selbst nicht anders aussah, mit seinem bestickten Wams und dem sauberen Hemd.
    Sie schwiegen die meiste Zeit, denn Scapa war nicht danach, zu sprechen. Es gab auch nichts zu sagen. Er war in so vielen Gedanken versunken, dass er selbst nicht mehr richtig verstand. Einerseits glaubte er Arane und bewunderte sie. Und dann wieder kehrten Scapas Erinnerungen zurück. Und er dachte an Nill, an die Elfen, an die Minen und das Leid, das die Grauen Krieger verbreiteten …
    Nach dem Essen führte Arane ihn in eine kleine Steinhalle, in der ein Puppentheater aufgebaut war.
Er lächelte beim Anblick der roten Bühne: Sie sah genauso aus wie das Theater damals in Kesselstadt, und für einen Moment glaubte Scapa sich in eine längst vergangene Zeit zurückversetzt. Er und Arane nahmen auf zwei roten Polsterstühlen Platz, und während das Theaterstück einzig und allein für sie aufgeführt wurde, legte sich Aranes Hand vorsichtig auf Scapas.
    Für den Abend wurde ein Bankett vorbereitet. Sie speisten in einer Halle, die der Schein glitzernder Kronleuchter erfüllte, und auf der Tafel häuften sich die herrlichsten Speisen. Erst führten Akrobaten und Feuerspucker ihre Kunststücke auf, dann kamen Musikanten mit Flöten und Trommeln.
    »Willst du mit mir tanzen?«, fragte Arane Scapa plötzlich.
    Er runzelte die Stirn. »Ich kann doch nicht tanzen.«
    Sie lachte. »Was soll das denn heißen? Glaubst du, eine Königin tanzt anders als ein Mädchen aus Kesselstadt? Wir tanzen so wie früher, Scapa! Ich kann mich gut daran erinnern, wie wir früher herumge-hüpft sind, wenn aus den Schänken Musik auf die Straßen geweht ist.«
    Sie standen auf und Arane raffte ihre Röcke. Während die Musik spielte, drehten sie sich im Kreis und stolperten häufiger über Aranes Rock, als dass sie wirklich tanzten. Also rief Arane ihre Dienerinnen und befahl ihnen, ihr das Kleid zu öffnen. Mitten in der Halle schlüpfte sie aus dem Stoffmeer und stand in weißen Unterkleidern da. Die Musik setzte wieder
ein. Schneller und schneller drehten sich Scapa und Arane im Kreis. Sie wirbelten durch die Halle und prustend vor Lachen ließ Scapa sich rückwärts in Aranes Arme sinken. Sie drückte ihn fest an sich, dann wich sie zurück und reckte die Hände in die Höhe.
    »Wir sind frei!« Die Musik übertönte beinahe ihre Stimme. »Wir sind frei zu tun, was wir wollen, für den Rest unserer Tage!«
    Sie lachte hell und griff mit beiden Händen in eine Schale voller Rosinen. Lachend warf sie sie in die Luft und drehte sich unter dem Rosinenregen. Als sie herumwirbelte, stand Scapa vor ihr und sie schloss ihre Hände um sein Gesicht. »Mir ist, als sei mein ganzer Reichtum erst mit dir gekommen. Wir leben die Vergangenheit neu, hier und jetzt und in alle Ewigkeit!«
    »Du bist vollkommen übergeschnappt«, bemerkte er lächelnd.
    »War ich das nicht schon immer?« Sie nahm die Rosinenschale von der Tafel und schüttete sie langsam über seinen Kopf.
    Unter den fallenden Rosinen nahm Scapa sie in die Arme. »Du warst es schon immer. Wir beide.« Er küsste erst ihre Wangen, dann die Lippen.
    Die Tage verstrichen. Allmählich lernte Scapa den Turm kennen. Wenn er nicht mit Arane eine Theater-aufführung ansah, mit ihr speiste, für neue Kleider Maß stehen musste oder den Musikern und Geschichtenerzählern der Königin lauschte, durchstreifte er die riesigen Hallen und Korridore. Er durfte sich
überall frei bewegen und kein Grauer Krieger, noch sonst ein Untergebener der Königin, wagte ihm in den Weg zu treten.
    Es gab so viele Räume, Zimmer, Gänge und verborgene Säle, dass man sie gar nicht alle erkunden konnte. Ganze Schlossflügel standen vollkommen

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