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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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dem Dorf. Die meisten Elfen tanzten nicht mehr, sondern saßen und lagen im Gras. Aber es gab trotz allem noch ein paar Unermüdliche, die lachten und Spiele spielten. Im Vorbeigehen sah Nill ein Mädchen mit verbundenen Augen, die nach den Umstehenden greifen musste, die sie schnell umkreisten. Fröhliche Rufe erschollen irgendwo aus der Dunkelheit.
    Nill ließ das Dorf hinter sich und erklomm nachdenklich den sanften Hang. Sie brauchte einen Augenblick der Einsamkeit. Zu viel war geschehen, und sie hatte schon seit längerem das Gefühl, mit allem nicht mehr mitzukommen.
    Über dem Tal empfingen sie die hohen Bäume des Waldes. Nill kletterte über die Wurzeln, die aus der Erde ragten wie die Finger eines begrabenen Riesen, sie lief dahin unter den Buchen und Eichen, die sie still beobachteten, und strich durch die fächerglei-chen Zweige der Fichten. Langsam wanderte sie durch das silbriggrün schimmernde Gras, ihre Schritte machten ein leise raschelndes Geräusch. Irgendwo rief ein Käuzchen.
    Zwischen Tannen ließ Nill sich im weichen, hell-
blauen Moos nieder und legte sich mit dem Rücken auf die Erde.
    Wie lange hatte sie nicht mehr so dagelegen! Jahre, Jahre schienen vergangen zu sein seit dem letzten Augenblick des Friedens. Mit geschlossenen Augen lauschte Nill dem Erwachen des Waldes … Bald knarrten die uralten Stämme der Bäume, als würden sie mit dem anbrechenden Tag wieder lebendig …
    Ein Vogel flatterte durch das Unterholz. Wieder hallte der Ruf des Käuzchens durch den Wald. In den Baumkrönen knackte ein Ast. Irgendwo rauschte es
    … Es musste das Gras sein. Aber kein Wind war aufgekommen.
    Nill schlug die Augen auf. Über ihr, wo ein Fleckchen Himmel durch die Bäume blitzte, glomm der Vollmond gelb und satt am Himmel. Nur die Sterne waren hier, außerhalb des Elfendorfes, nicht mehr zu sehen. Sachte wiegten sich die Bäume über Nill. Ein Fispeln und Flüstern hing in ihren Zweigen.
    Da ist jemand.
    »Nijura.«
    Nill fuhr auf und drehte sich um. Zwischen den Tannen war eine kleine krumme Gestalt aufgetaucht.
    Sie stützte sich auf einen knotigen Rebstock und ihre Glatze schien im sanften Licht des Vollmonds hell zu schimmern. Sämtliche Muskeln verkrampften sich in Nill, als sie die Seherin der Hykaden wiedererkannte.
    »Geh nicht!« Celdwyn hob eine knochige Hand, als Nill vor ihr zurücktrat. »Flieh nicht wie ein auf-gescheuchtes Reh, Nijura. Ich bin kein Jäger.«
In der trüben Dunkelheit war Nill sich nicht sicher, ob die Seherin sie anlächelte.
    »Und wie ich sehe …« Celdwyn stützte sich mit beiden Händen auf ihren Rebstock. »… Hast du den Steindorn noch bei dir?«
    Erschrocken fühlte Nill nach dem Messer, das sie unter dem Mantel im Gürtel trug, aber Celdwyn hatte ihn unmöglich sehen können.
    »Nur zu«, zischte Nill. »Du kannst es dem ganzen Dorf und allen Hykaden erzählen, wenn du willst.
    Ich habe das Messer nicht der Königin überreicht!«
    Celdwyn runzelte die Stirn. »Oh, ich habe gehört, dass es eine Königin ist. Ich war überrascht. Es muss ein ganz außergewöhnliches Mädchen sein.«
    Nill verengte die Augen. Woher wusste die Seherin davon? »Sie ist nicht außergewöhnlich«, erwiderte Nill. »Sie ist böse bis ins Blut.«
    Celdwyns Rabenlachen schallte durch die Dämmerung. »Du denkst also, böse Menschen sind nicht außergewöhnlich?«
    Nill biss die Zähne zusammen. Schließlich stand sie auf, ohne die Seherin aus den Augen zu lassen.
    »Was willst du von mir? Ich kehre nicht zurück zu den Hykaden. Die Menschen sind mir gleichgültig.«
    Celdwyns Augen wurden schmal. »Wirklich alle Menschen?«
    Allmählich wurde es Nill unheimlich. Was wusste Celdwyn?
    »Nun, ich sehe schon«, fuhr Celdwyn vergnügt fort, »du bist nicht mehr das scheue Kind von früher.
Aus deinem Mund kommen glühende Worte, und ich bin mir sicher, dass deine Gedanken noch um einiges hitziger sind.« Sie legte den Kopf schief und beobachtete Nill wie ein Vogel, der eine besonders merkwürdige Frucht untersucht. »Habe ich dir nicht gesagt, dass sie zu flüstern beginnen, die Bäume deines Herzens?«
    Nills Kinn zitterte. Noch immer wusste sie nicht, auf wessen Seite die Seherin stand – und was sie wirklich bezweckte.
    »Flüstere … Flüstere nur, Nijura«, murmelte Celdwyn schmunzelnd, als rede sie mit sich selbst wie ein altes krummes Mütterchen. Dann nahm sie ihren Gehstock fester in die Hand und drehte sich um. Mit einem Schritt war sie zwischen den Zweigen der Tannen

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