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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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den Schultern. »Kaveh, sie ist tot! Sie ist doch schon tot!« Erijel verstummte.
    Dann blieb es still, und im Umkreis von Meilen, so schien es, war Kavehs Schluchzen das einzige Ge-räusch.
    Das getrocknete Blut. Der Strick, ihre Kehle. Die Augen. Die Fliegen …
    Kaveh zitterte am ganzen Körper. Die Übelkeit durchspülte in einer heißen, pochenden Welle seinen Körper. Nill stand plötzlich neben ihm. Sie sank auf die Knie und legte vorsichtig einen Arm um seine Schultern. Er spürte ihre Hand kaum auf der Wange.
    Wie konnte so ein Grauen zwischen Himmel und Erde sein … Wie konnte es so etwas geben, während die Sonne schien und der Mond leuchtete und die Bäume sich grün im Wind wiegten?
    Schließlich kam Kaveh auf die Beine, entzog sich Nills und Erijels Umarmungen und lief auf die Felsen zu. Er beugte sich vornüber, hustete und übergab sich. Es war das erste Mal, dass Scapa ihn sympa-thisch fand.
Scapa biss die Zähne zusammen. Er hatte natürlich schon viel Schlimmes gesehen – in Kesselstadt gab es seit der Herrschaft des Königs täglich Pfählungen, Kreuzigungen, Enthauptungen – und wer weiß wie viel anderes noch, das man nicht öffentlich zeigte.
    Das war das alltägliche Grauen. Scapa hatte drei Jahre lang damit gelebt. Aber jetzt war das vorbei. Und der Anblick der toten Elfen ergriff ihn, ja ergriff ihn zum ersten Mal in seinem Leben so sehr, dass er sogar für den Prinz der Freien Elfen Verständnis hatte.
    Scapa trat neben Nill, die auf dem Boden saß, und streckte vorsichtig die Hand aus. Er wollte ihr Zuversicht geben, egal, ob er sie selbst hatte oder nicht. Er wollte ihre Schulter berühren und versuchen, sie zu trösten. Aber Nill wandte sich zu ihm um und sah ihm ins Gesicht. Scapa zog rasch die Hand zurück.
    Er räusperte sich. »Lasst uns gehen.«
    Plötzlich bröckelten Steine hinter Kaveh. Er fuhr zurück. Da rollte etwas den Felshang hinab, direkt auf den Weg zu. Scapa zog Nill hoch und stieß sie zur Seite, als das wilde Knäuel auf sie zuschoss.
    Ein Husten drang aus dem Stoffbündel. Zwei Arme und Beine kamen zum Vorschein, abgewinkelt wie bei einem sterbenden Käfer. Scapa stand schon über dem Fremden, packte ihn dort, wo er den Kragen vermutete, und drückte ihm die Dolchklinge an den Hals.
    »Scapa! Scapa – ich bin’s!«
    Scapas Augen weiteten sich. Er zog seinen Dolch zurück, als ein wilder roter Lockenschopf zum Vorschein kam.
»Fesco!«, schrie er.
    Fesco hustete. Sein Gesicht war über und über mit gelbem Sand bestäubt. Schrammen und Kratzer zogen sich über seine Haut, seine Kleider waren so zerrissen und schmutzig wie damals, als Scapa ihn zum ersten Mal in den Straßen von Kesselstadt gesehen hatte.
    »Fesco! Was zum Henker machst du hier?!«
    »Was machst du hier?«, schrie Fesco zurück. Er strampelte mit Armen und Beinen, bis Scapa ihn losließ. Dann kroch er ein Stück zurück, rappelte sich umständlich auf und drehte sich einmal im Kreis, unentschieden, wem von den Gefährten er den Rü-
    cken kehren konnte. Schließlich wandte er sich wieder Scapa zu. »Ich bin dir nachgelaufen.«
    Scapa stieß ein ungläubiges Schnauben aus. »Ist mir aufgefallen!«
    Fesco trat von einem Fuß auf den anderen, warf einen unsicheren Blick auf die erhängten Elfen und auf Kaveh, der, noch immer leichenblass, an den Felsen lehnte. Fesco starrte ihn an, als hätte Kaveh sich soeben auf wundersame Weise von seinem Galgen befreit.
    »Ich … ich kann dich doch nicht allein gehen lassen«, rief Fesco. »Sieh dich doch um! Du bist umgeben von Elfen! Und ich weiß nicht, was schlimmer ist: dass manche tot sind oder dass manche noch leben!«
    Scapa sah kurz zu Nill herüber. Dann kam er in großen Schritten auf Fesco zu und packte ihn erneut
an den Schultern. »Das ist meine Entscheidung, Fesco! Nicht deine! Du solltest nicht hier sein!«
    »Dann ist es auch meine Entscheidung, ob ich hier bin!«, rief Fesco zurück. »Wenn du hier sein kannst, kann ich das auch.«
    Scapa starrte ihn an und kam ihm dabei so nah, dass ihre Nasen sich fast berührten. »Was?«
    Fesco versuchte sich loszumachen und gleichzeitig dem finsteren Blick des Fuchsherrn standzuhalten.
    »Ich gehe nicht zurück. Ich bleibe bei dir, Scapa …
    Glaubst du vielleicht, ich gehe den ganzen Weg allein zurück? Hä?! Es wimmelt doch vor Grauen Kriegern!«
    »Verflucht noch mal. Wie viele Menschendiebe hängen sich jetzt noch an uns?«, knurrte Kaveh und strich sich über die Stirn.
    »Er ist der letzte«, sagte

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