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Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone

Titel: Nuyen, Jenny-May - Nijura, das Erbe der Elfenkrone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: das Erbe der Elfenkrone Nijura
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Ritter der Freien Elfen bestiehlt niemand!«
    Plötzlich sprang etwas aus Fescos Hemd und
stürzte sich geradewegs auf Erijel. Schreiend schüttelte der die Hand, in die sich etwas Graues, Fiependes krallte. Fesco brach in schallendes Gelächter aus.
    »Was ist das?!«, schrie Erijel.
    Endlich sprang das Etwas von ihm ab, schlug einen Haken und kletterte auf Fescos Schulter. Flink umrundete es den Nacken seines Herrn und stieg neben Fescos Gesicht auf die Hinterbeine.
    Scapa hatte sich inzwischen aufgesetzt. Mit schmalen Augen sah er zu Fesco hinüber. »Verdammt noch mal, hast du Kröte mitgenommen?«
    Fesco zuckte mit den Schultern, die das Tier schon wieder verlassen hatte, und strich mit den Händen über das graue Fellknäuel in seinem Schoß. »Ich kann sie doch nicht allein lassen.«
    »Was hat der da?«, flüsterte Arjas und beugte sich vor.
    »Eine Ratte hat er da«, erwiderte Fesco und hob das Tier an den Mund, um ihm einen Kuss auf den Nacken zu drücken. »Und sie heißt Kröte, weil sie so süß ist, nicht wahr, Kleine, na, das bist du doch?«
    Mit angewidertem Gesicht beobachtete Arjas, wie die Ratte mit ihrer rosafarbenen Zunge über Fescos Wange schleckte.
    »Der Kerl hat eine Ratte als Tierbruder und findet Kröten süß«, murmelte er Mareju zu. »Das übertrifft selbst den alten Yenuhar zu Hause, der als Tierbruder eine Kaulquappe hatte.«
    Scapa hatte inzwischen einen Brotkanten aus seinem Beutel geholt und fütterte Kröte. Eine Weile
beobachteten die Gefährten schweigend die Ratte.
    Sie war so groß wie Fescos Hand, hatte einen langen, rosafarbenen Schwanz, war struppig am Rücken und hatte weiches, glänzendes Fell an der Stirn und den runden Ohren. Ihre schwarzen Murmelaugen beäugten die Fremden äußerst aufmerksam, während sie Scapas Brot abnagte. Als sie satt war, hob Fesco sie auf und setzte sie sich wieder auf die Schulter.
    »So«, sagte er. »Wollen wir jetzt auch frühstü-
    cken?«
    Kaveh ergriff seinen Beutel und stand auf. »Wir essen im Gehen.«
    Sie machten sich auf den Weg. Scapa teilte seinen Proviant mit Fesco, der nie von seiner Seite wich –
    was daran liegen konnte, dass er keinen Krümel Essen besaß. Nill warf Scapa ab und an einen Seitenblick zu und musste sich an das erinnern, was er in der letzten Nacht geflüstert hatte. Aber nun, im Tageslicht, war er wieder so verschlossen und unbetei-ligt, als habe er in seinem Leben noch nie ein Wort an Nill gerichtet. Nill blieb an der Seite der Elfen, weil Kaveh bei jedem Stein und Strauch auf sie wartete und stets Acht gab, dass ihr die beiden Diebe nicht näher kamen als nötig.
    Sie mussten sich vor keinen Reitern mehr verstecken, denn niemand störte ihren Weg. Am frühen Vormittag erreichten sie den Fuß des ersten Berges.
    Ein karges Fichtenwäldchen empfing sie, dessen Bäume wie Streichhölzer in den Himmel ragten.
    Krähen flatterten zwischen dem Geäst und waren die
einzigen Tiere, denen sie begegneten. Als die Sonne hoch über ihnen stand, legten sie eine Rast ein.
    Schweigend aßen sie und die Elfen mieden die Blicke der anderen. Sie wirkten unruhiger als sonst.
    Erst dachte Nill, sie dächten noch an die Erhängten vom Tag zuvor. Doch dann bemerkte sie Kavehs unsichere Blicke, die immer wieder durch die Gegend schweiften. Die Elfen hatten schon bei der Wegbiegung nach Kesselstadt nicht gewusst, welcher Richtung sie folgen mussten. Nill hatte die ganze Zeit den Verdacht, dass sie sich nicht gut auskannten – aber dass sie wirklich gar keine Ahnung hatten, war ein Schock.
    Gerade als sie weiter wollten, zog Scapa ein gefaltetes Papierstück aus der Tasche und breitete es vor sich aus: Es war eine Landkarte.
    »Du hast gesagt, dass du keine Karte hast!«, rief Nill und trat hinter ihn, um sich die Landkarte selbst anzusehen.
    »Ich hatte keine Karte, um sie wegzugeben.«
    Auch die Elfen scharten sich um das vergilbte Papier. Wälder, Berge, Moore und Küsten waren mit so feinen roten Tintenstrichen aufgezeichnet, dass Nill vom bloßen Hinsehen ganz schummrig wurde. In wundervoller geschwungener Schrift waren die Orte benannt: das Reich der Dunklen Wälder, wo sich zwischen verschnörkelten Bäumen Werwölfe, Drachen und Zentauren versteckten, aber auch die Hykadendörfer und die Plätze, an denen angeblich die Elfen zu finden waren. Die wüstengleiche Ebene
zwischen den Gebirgen und den Dunklen Wäldern war verschwindend klein im Vergleich zu den Marschen, die sich dahinter erstreckten – und bei ihrem Anblick

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